Der Urmiasee schrumpft in rasender Geschwindigkeit.

Foto: nasa earth observatory / joshua stevens

Wien/Teheran – Der Urmiasee im Nordwesten Irans war einst der zweitgrößte Salzsee der Erde, mit einer Fläche von 5.500 Quadratkilometern zehnmal größer als der Bodensee. Doch in den vergangenen Jahren ist die Fläche des Sees um 80 Prozent geschrumpft. Verantwortlich dafür sind Klimawandel und Wasserverbrauch, wie eine aktuelle Studie des Internationalen Instituts für Angewandte Systemanalyse (IIASA) in Laxenburg bei Wien im "Journal of Great Lakes Research" zeigt.

Bereits in früheren Arbeiten hat IIASA-Forscherin Somayeh Shadkam die Bedrohung des Urmiasees durch die Klimaerwärmung gezeigt und künftige Szenarien zum Klimawandel verwendet, um den Wasserzufluss vorherzusagen. In der neuen Studie hat sie mit Kollegen verschiedene Faktoren wie den Wasserverbrauch unter Verwendung von Daten aus den Jahren 1960 bis 2010 miteinbezogen.

Gedrosselte Wasserentnahme zu wenig

Daraus geht hervor, dass in den 50 beobachteten Jahren der jährliche Wasserfluss in den Urmiasee um 48 Prozent gesunken ist. Dem Modell der Forscher zufolge sind 60 Prozent dieses Rückgangs auf den Klimawandel, etwa Niederschlags- und Temperaturänderungen, zurückzuführen. Die restlichen 40 Prozent gehen auf das Konto eines geänderten Wasserverbrauchs, etwa die Wasserentnahme aus Zuflüssen für die Bewässerung.

Die meisten bisherigen Studien haben den Änderungen im Wasserverbrauch eine dominierende Rolle bei der Austrocknung des Sees zugeschrieben. Angesichts des nun festgestellten großen Anteils der Klimaveränderungen würde ein reduzierter Wasserverbrauch alleine keinen großen Einfluss auf den Wasserstand des Gewässers haben.

"Die Rettung des Urmiasees erfordert sowohl nationale Maßnahmen zur Verbesserung der Wasserwirtschaft als auch internationale Zusammenarbeit beim Thema Klimawandel", sagte Shadkam. (APA, red, 14. 11. 2016)