Foto: Andreas Stockinger
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Wien – Der Pkw-Diesel ist nur in Europa ein Thema, außerhalb führt er ein Nischendasein. Dieselgate ist nicht gerade dazu angetan, dem Selbstzünder langfristig die Zukunft zu sichern. Kurz- und mittelfristig sieht es anders aus, dank aufwendiger Abgasreinigung (zuletzt ist der SCR-Kat zur Stickoxidreduktion dazugekommen) ist er die nächsten Jahre ökologisch unverdächtig und spielt noch einmal seine Stärken aus, bevor die Elektrifizierung batterieelektrisch oder brennstoffzellenmäßig die Ablöse bewirken wird.

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Stärken wie geringer Verbrauch, große Reichweite und üppig Leistung. Und nach wie vor gibt es einen Kampf um technische Superlative. So will Audi mit dem 4,0-Liter-V8 neue Standards setzen, im Panamera, wo dieses Aggregat ebenfalls eingesetzt wird, leistet er 422 PS bei einem Normverbrauch von 6,7 l / 100 km.

Abscheid vom V8

Und was macht die Konkurrenz, Mercedes, BMW? Sie nimmt Abschied vom V8, sagt "weniger ist mehr" und setzt konsequent auf den Sechszylinder, in beiden Fällen (Mercedes demnächst nämlich) auf den Reihen-6er mit 3,0 Litern Hubraum. Der VW-Konzern bleibt damit der Welt einziger Hersteller mit Pkw-V8-Diesel.

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Die jüngste Antwort von BMW, damit zum 750d, kann sich allerdings mehr als sehen lassen. Die haben den sechs Häferln eine Stufenaufladung mit gleich vier Abgasturboladern verpasst, die – unter anderem – das Turboloch fast völlig vergessen macht und eine bemerkenswerte Laufkultur bewirkt. Das im Motorenwerk Steyr entwickelte und gebaute Ausnahmetriebwerk bringt es auf 400 PS, die ZF-8-Gang-Wandlerautomatik muss mit 760 Nm zurechtkommen (sie tut das erwartungsgemäß souverän), und der Normverbrauch liegt bei 5,9 l / 100 km.

Wunderdiesel

Im Testbetrieb wurden daraus 7,8 Liter, auch das ist noch erstaunlich genug – angesichts von zwei Tonnen Automobil, Allrad und dieser unglaublichen Leichtfüßigkeit, zu welcher dieser Wunderdiesel dem elitären BMW-Flaggschiff verhilft. Sechs sind also genug. Mehr als genug, möchte man beinahe hinzufügen. Nur bei der Geräuschkultur wünscht man sich in dieser noblen Umgebung vielleicht einen Tick weniger Gewittergrollen, etwas mehr Dezenz.

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Gegenüber dem Plug-in-Hybriden, dem 740e xDrive mit 326 PS Systemleistung, hat der 750er im realen Autoleben vermutlich immer noch einen kleinen Verbrauchsvorteil (kommt ganz auf das Nutzerprofil an), vor allem aber mehr Kofferraum. Und insgesamt ist schon beachtlich, wie breit der 7er inzwischen antriebsseitig aufgestellt ist.

Ansonsten spielt der 7er technisch alle Stücke, inklusive soliden teilautonomen Könnens. Nur diese Gestensteuerung, an die müssen wir uns erst noch gewöhnen. Na ja, müssen wir wirklich? (Andreas Stockinger, 17.11.2016)

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