Oued Awlitis 001 hat eine grünliche Schmelzkruste und besteht aus einem hellen. grauweißen Gestein.

Foto: NHM Wien, Ludovic Ferriere

Shişr 162 ist eine Brekzie aus hauptsächlich anorthositischen Gesteinen in einer bräunlichen Matrix.

Foto: NHM Wien, Ludovic Ferriere

Northwest Africa 10644 ist eine Brekzie aus Feldspat.

Foto: NHM Wien, Ludovic Ferriere

Die neusortierte Mondvitrine im Meteoritensaal: Voren Oued Awlitis 001 und NWA 10644, hinten der rotbraune Shişr 162. Dazwischen liegt ein Stück des Meteoriten Dar al Gani 400. In dem Glaskasten ganz links befindet sich ein Stück Basaltgestein, das der Nasa-Astronaut David Scott 1971 auf dem Mond aufgesammelt hat.

Foto: NHM Wien, Ludovic Ferriere

Schon seit frühesten Zeiten übt der Mond eine besondere Wirkung auf die Phantasie der Menschen aus. Durch die Mondlandungen des Apolloprogrammes der US-amerikanischen Raumfahrtbehörde Nasa in den 1960er Jahren ist uns unser Trabant erstmals auch auf wissenschaftlicher Ebene zum Greifen nah gekommen.

Doch um den Mond in Händen zu halten, muss man nicht unbedingt mit einer Rakete hinfliegen. Seit jeher kommt der Mond gelegentlich auch zu uns: vom Mond stammende Steine stürzen ab und zu als Meteoriten auf die Erde. Dabei handelt es sich jedoch um extrem seltene Ereignisse. Zwar listet die Datenbank der Meteoritical Society mittlerweile 268 vom Mond stammende Meteoriten auf, von denen der überwiegende Teil erst nach der Jahrtausendwende gefunden wurde.

Exoten

Bisher konnte jedoch noch kein einziger Fall eines Mondmeteoriten beobachtet werden, und unter den insgesamt mehr als 55.000 Datensätzen haben die Steine vom Mond einen absoluten Exotenstatus. Zudem sind die meisten Funde auch nicht besonders groß: Die 18 schwersten Stücke bringen zusammen gerade einmal hundert Kilogramm auf die Waage. Die Astronauten der Apollo-Missionen brachten im Vergleich dazu 382 Kilogramm Gestein in ihrem Gepäck mit.

Auch in der weltgrößten Meteoriten-Schausammlung, jener des Naturhistorischen Museums (NHM) in Wien, waren Mondmeteoriten bisher eher unterrepräsentiert. Ende des Jahres 2014 startete Ludovic Ferrière, der Co-Kurator der Meteoritensammlung, eine Fundraising-Aktion, um einen Mondmeteoriten für die Ausstellung und Forschungsprojekte erwerben zu können. Der grünliche Stein war im Jänner des selben Jahres in der Westsahara gefunden worden. Von den notwendigen 110.000 Euro für den Ankauf des gesamten 433 Gramm schweren Meteoriten mit dem Namen Oued Awlitis 001 konnten aber lediglich 17.162 Euro zusammengekratzt werden.

Zuwachs

Das war jedoch genug, um zumindest kleinere Stücke des Fundes für die Wissenschaft zu sichern. Ein 31 Gramm schweres Teilstück ist daher seit dem vergangenen Wochenende im Meteoritensaal des NHM zu sehen. Gleichzeitig mit Oued Awlitis 001 haben zwei weitere Stücke einen Platz in der Vitrine gefunden, die als Schenkungen in die Museumssammlung kamen. Shişr 162 wurde 2006 im Oman gefunden, während Northwest Africa 10644 im Jahr 2016 in Marokko erworben wurde. Von beiden Meteoriten ist nun jeweils eine komplette, auf einer Seite polierte Scheibe mit knapp 11 respektive 12 Gramm ausgestellt. Petrologisch unterscheiden sich die drei Neuzugänge deutlich voneinander.

Mit dem nötigen Kleingeld hätte das NHM derzeit übrigens die Möglichkeit, den mit Abstand größten jemals gefundenen Mondmeteoriten zu erwerben. Der 15,5-Kilo-Brocken wäre um rund 750.000 Euro zu haben. Bei einem Preis von unter 50 Euro pro Gramm geradezu ein Schnäppchen – aber leider nur theoretisch. Für das Museums stellt dies eine im wahrsten Sinne des Wortes astronomische Summe dar, die das Ankaufsbudget um das Zigdutzendfache übersteigt. Deshalb wird der Supermondmeteorit wohl in einer privaten Sammlung verschwinden und für die Wissenschaft verloren sein. (Michael Vosatka, 15.11.2016)