Salzburger ORF-Direktor Roland Brunhofer

Foto: APA / Robert Jäger

Salzburg – Noch bis Jahresende ist Roland Brunhofer Landesdirektor in Salzburg, danach löst ihn Christoph Takacs, derzeit noch ORF-3-Chefredakteur, ab. Dienstagabend lud Brunhofer zum feierlichen Abschied und ging in seiner Dankesrede mit ORF und politischen Verhältnissen hart ins Gericht.

Vor fünf Jahren sei er nach Salzburg gekommen, aber nicht "weil ich der Beste bin, sondern weil ich damals gepasst habe. Heute passe ich nicht mehr und daher muss ich gehen", sagte Brunhofer in Anspielung auf den Farbenwechsel in der Salzburger Landesregierung. Der Abschied Brunhofers wurde wegen des Regierungswechsels in Salzburg akut – der Rote Brunhofer muss nun dem Bürgerlichen Takacs weichen.

"Überzeugter Sozialdemokrat"

Brunhofer sei "überzeugter Sozialdemokrat", der aber "nachweislich nie parteipolitisch ins Programm eingegriffen", sondern sich "täglich gesellschaftspolitisch um eine ausgewogene und objektive Berichterstattung bemüht" habe. Dass er "heute wieder aufgrund meines weltanschaulichen Bekenntnisses quasi für das jetzige politische Establishment untragbar bin", mute fast wie eine Ironie einer beruflichen Karriere an, sagte Brunhofer – laut dem STANDARD übermitteltem Redemanuskript – vor den Gästen.

Er sei "entsetzt, dass ich im selben Land zur selben Zeit noch immer nicht offen sagen darf, dass ich ein überzeugter Sozialdemokrat bin."

In seiner Rede versichert er den Gästen, dass "zu keiner Zeit in diesen fünf Jahren weder die Landeshauptfrau noch der Landeshauptmann einen Grund gesehen hatte, bei mir zu intervenieren". Auch hätte er nie das Gespräch zu der Spitze der Landesregierung gesucht und sei der festen Überzeugung, dass es nicht die Aufgabe des ORF Landesdirektors sei, "der beste Freund der Landeshauptfrau oder des Landeshauptmannes" zu sein.

"Demokratie lebt vom Unterschied der Weltanschauung"

"Es erfüllt mich mit Sorge, wenn in einer Demokratie es jemanden zum Vorwurf gemacht wird, dass er eine Weltanschauung hat, denn mich hat man noch gelehrt, Demokratie lebt vom Unterschied der Weltanschauung", sagte Brunhofer laut übermitteltem Redemanuskript. Er sei "nicht enttäuscht", aber "ein Stückchen erwachsener".

Bis jetzt wisse er nicht, wo er ab Jänner im ORF eingesetzt werde. "Es gibt Gespräche mit dem Generaldirektor und ich muss dem Glauben schenken, was in mehreren österreichischen Zeitungen kommuniziert wurde, dass er mich für etwas ganz Wichtiges in Wien brauche", so Brunhofer.

Ein neuer Job im ORF sei kein "Wunschprogramm", sagt Brunhofer am Mittwoch zum STANDARD, er gehe aber davon aus, dass er nach Wien wechselt und will weiterhin eine "100-Prozent-Leistung" für den ORF bringen. Aber er sei ein "Programmmensch", mit Organisatorischem habe er weniger Freude.

Zuletzt wurde kolportiert, Brunhofer soll eine neue Hauptabteilung in der ORF-Generaldirektion bekommen. Zuständig für Schulung, Organisation – und womöglich noch einiges mehr, sagen manche.

Heftig kolportiert wird offenbar aber auch, dass Brunhofers Hauptabteilung auch für die Channelmanager und ihre Chefredakteure zuständig sein solle – jeder ORF-Kanal soll ja nach Wrabetz' Konzept künftig einen eigenen Senderverantwortlichen und -chefredakteur bekommen.

Brunhofer wirft Journalisten "Politikerverarschung" vor

Die Journalisten – wohl, wenn auch ohne Namen zu nennen, auch jene im ORF – nahm Brunhofer in die Pflicht: Sie müssten "Eitelkeit" hintanstellen und die Berichterstattung am Publikum orientieren. Zu schnell würden die Medien politische Lösungssuche als "Streiterei" brandmarken. "Der Journalist verkürzt, und das erzeugt immer öfter den Eindruck, es gäbe einfache Lösungen, nur sind unsere gewählten Volksvertreter zu dumm, sie zu finden."

"Teile des Journalismus" könnten "an der Zersetzung der Demokratien beteiligt" sein, fürchtet er. "Es kann nicht sein, dass wir frühmorgens mit einer Politikerverarschung beginnen und spätabends in einem politischen Verhör enden. In der Zwischenzeit gewinnt man den Eindruck, als würde es in der Politik nur noch Korruption, Idioten und Verbrecher geben." Dafür aber habe zumindest er noch keinen "wissenschaftlichen Beweis" erhalten.(red, APA 23.11.2016)

Hinweis: In einer ersten Version des Artikels wurden die "Salzburger Nachrichten" zitiert. Laut "SN" habe Brunhofer von "diktatorischen, totalitären Verhältnissen" im ORF gesprochen. Brunhofer schreibt in seinem Redemanuskript, das dem STANDARD vorliegt, wörtlich: "Es erfüllt mich mit Sorge, wenn in einer Demokratie es jemanden zum Vorwurf gemacht wird, dass er eine Weltanschauung hat, denn mich hat man noch gelehrt, Demokratie lebt vom Unterschied der Weltanschauung. Und es lässt tief in jene Köpfe blicken, die damit ein Problem haben, denn das Gegenteil von Demokratie ist diktatorisch und totalitär. Und darüber sollten wir vielleicht einmal ausführlicher nachdenken."