1995 hatte David Bowie dieses Gemälde von Basquiat für umgerechnet 80.800 Euro ersteigert, jetzt wechselte "Air Power" (1984) für 7,97 Millionen Euro bei Sotheby's den Besitzer.

Foto: Sotheby's

David Bowie (1947-2016): Der Anfang des Jahres verstorbene Musiker sammelte Kunst fernab des Mainstreams. Jetzt wurde seine Kollektion versteigert und spielte rund 38 Millionen Euro ein.

Foto: Gavin Evans

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Gianni Versace (1946-1997): Der italienische Modedesigner hegte eine Passion für historische Tischlerkunst und Antiquitäten, mit denen er seine Wohnsitze üppig ausstattete.

Foto: Picturedesk

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Im Schlafzimmer von Versaces New Yorker Townhouse stand einst ein Damensekretär, der von deutschen Kunsthistorikern nun als Design der Königin Luise von Preußen (1776-1810) identifiziert werden konnte.

Foto: Picturedesk

Königin Luise von Preußen gab einem Berliner Tischlermeister exakte Vorgaben zur Gestaltung des mit raffinierten Mechanismen ausgestatteten und mit Wedgwood-Plaketten und vergoldeten Bronzeapplikationen verzierten Sekretärs.

Foto: Villa Grisebach

Der Sekretär war das teuerste Möbel, das im Zuge der frühklassizistischen Ausstattung für die sogenannte Luisen-Wohnung im Potsdamer Stadtschloss gefertigt wurde.

Foto: Sotheby's

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Alain Delon: Der französische Schauspieler sammelt Skulpturen von Rembrandt Bugatti.

Foto: Picturedesk

In Paris ließ Delon jüngst dieses 1905 kreierte Pantherpaar versteigern.

Foto: Christie's

Whoopi Goldberg: Die US-Schauspielerin und Komikerin stattete dem Dorotheum in Wien schon mehrfach Besuche ab, wie das Auktionshaus in seinem Magazin berichtete.


Foto: Dorotheum

Zu den dabei erworbenen Souvenirs gehört etwa eine 21 Figuren umfassende Affenkapelle der Manufaktur Meißen.

Foto: Dorotheum

Ob aus Kunstsinnigkeit, einem Hang zur Repräsentation oder zur Unterhaltung: Kunst, betonte David Bowie, "war wirklich die einzige Sache, die ich je besitzen wollte". Sie nähre ihn, sie habe das Zeug dazu, zu ändern, wie er sich am Morgen fühle. Ein und dasselbe Werk, beschrieb er in einem Interview mit der "New York Times" 1998, könne ihn in unterschiedliche Stimmung bringen, "je nachdem, was ich gerade durchmache". Bowies Engagement ging dabei weit über das Sammeln hinaus, obwohl er gerade das mit einer Leidenschaft und Neugierde betrieb, die punkto Intensität in der Welt der Celebrities ihren Vergleich sucht.

Klassische Trophäen des internationalen Kunstmarktes waren dem Anfang des Jahres verstorbenen Musiker nie wichtig. Im Gegenteil: Vielfach fand er Künstler und Werke, die ihn inspirierten, fernab des Mainstreams. 1994 verschlug es ihn etwa nach Klosterneuburg, genauer nach Gugging in das damals schon von Johann Feilacher geleitete Haus der Künstler. Mit von der Partie war auch Brian Eno, der das ein Jahr später veröffentlichte Album "Outside" produzierte. Die Gespräche mit Oswald Tschirtner, Johann Fischer oder August Walla beeindruckten Bowie nachhaltig und waren auch ausschlaggebend für den Aufbau einer Art-brut-Sektion in seiner wachsenden Privatsammlung.

Welche Bandbreite diese im Laufe der Jahre abdeckte, kam nun an die Öffentlichkeit, als sich die Familie zur Versteigerung entschloss und Sotheby's knapp 360 Kunstwerke und Objekte zur Verwertung übergab. Im Vorfeld der am 10. und 11. November in London anberaumten Auktionen gastierte eine Auswahl an Highlights in den Sotheby's-Niederlassungen in Los Angeles, New York und Hongkong.

Nicht weniger als 55.870 Besucher zählte man insgesamt, allein in London hatten innert zehn Tagen 52.470 Personen die Schaustellung besichtigt. Ein Rekordwert für das Auktionshaus, dem im Zuge dreier Sales unzählige weitere folgen sollten. Kein einziges der angebotenen Objekte blieb unverkauft, und der Umsatz übertraf nach insgesamt 12,5 Stunden mit umgerechnet fast 38 Millionen Euro die Erwartungen um ein Vielfaches.

Stars lieben Basquiat

Bowies Vorliebe für britische Kunst des 20. Jahrhunderts dokumentierten etwa Arbeiten Frank Auerbachs ("My God, yeah! I want to sound like that looks", David Bowie), zahlreiche Skulpturen von Henry Moore oder auch zwei Spin-Paintings von Damien Hirst. Letzteren hatte Bowie 1995, als Hirst den Turner Prize gewann, in dessen Atelier besucht. Das damals als Koproduktion der beiden entstandene "Beautiful, Hallo, Space-Boy Painting" wechselte jetzt für umgerechnet rund 849.000 Euro in unbekannten Privatbesitz.

Zu den aus österreichischer Sicht erfreulichsten Resultaten gehören jene für Gugginger Künstler, denen über diesen Marktauftritt größere internationale Aufmerksamkeit zuteil wurde. Das Ergebnis waren historische Höchstwerte. Und obwohl österreichische Bieter tapfer kämpften, mussten sie das Feld weitgehend Sammlern aus England und den USA überlassen.

August Wallas Gemälde "Ewigkeitendegott, Sein Engel" (1987), das Bowie 1997 für umgerechnet 11.900 Euro ersteigert hatte, wechselte jetzt für rund 78.500 Euro in eine andere britische Sammlung. Das gleiche Schicksal ereilte Johann Fischers Papierarbeiten-Duo ("Der Vater meines Vorgängers / Meine Richtige Mutter, in jungen Jahren") im Wert von rund 27.000 Euro.

Zum Vergleich: Bowie hatte Sotheby's dafür 1997 nur 3400 Euro bewilligt. Den höchsten Zuschlag notierte man erwartungsgemäß für Jean-Michel Basquiats Gemälde "Air Power", für das sich eine Saalbieterin gegen fünf Konkurrenten bei umgerechnet 7,97 Millionen Euro durchsetzte. Bowie hatte das Bild 1995 bei Christie's für gerade mal 80.800 Euro ersteigert. Dass er bei der Verfilmung der Lebensgeschichte Basquiats unter der Regie Julian Schnabels als Andy Warhol vor der Kamera stand, sei erwähnt.

Saftiger Zugewinn

Werke Basquiats, den der legendäre Kunstkritiker Robert Hughes als wenig talentierten Graffitimaler bezeichnet hatte, der von der New Yorker Kunstszene nach oben gejubelt worden sei, sind derzeit stärker gefragt denn je. Filmstar Johnny Depp ließ im Frühjahr einige Arbeiten aus seiner Sammlung via Christie's in London versteigern. Die dreiteilige Collage "Self-Portrait" (1981) bescherte ihm prompt einen saftigen Zugewinn. Im Jahr 2000 hatte er Christie's dafür umgerechnet etwa 670.600 Euro bezahlt, jetzt erzielte das Werk 4,28 Millionen Euro.

Nun darf man gespannt sein, ob sich demnächst auch Dave Stuart (Eurythmics), John McEnroe, Madonna oder Leonardo DiCaprio, allesamt bekennende Basquiat-Fans, von ihren Schützlingen trennen. Dass solche Werke aufgrund ihrer Vorbesitzer höhere Preise erzielen als solche aus anonymen Kollektionen, ist eine Fehlannahme. Der Promifaktor spielt allenfalls bei der leichteren Vermarktung eine Rolle.

Zu den legendärsten Sales dieser Gattung gehörte jener, der 2009 von Christie's in Paris veranstaltet wurde. Innert drei Tagen wurde die in fünf Jahrzehnten von Yves Saint Laurent und Pierre Bergé aufgebaute Sammlung von Kunstwerken und Antiquitäten in alle Winde verstreut und spielten 374 Millionen Euro ein.

Versaces Antiquitäten

Auch Gianni Versaces hochwertige und auf diverse Wohnsitze verteilte Antiquitätenkollektion brachte bei Kontrahent Sotheby's über die Jahre die Kassen in zweistelliger Millionenhöhe zum Klingeln. Ein Teil der Sammlung des im Juli 1997 ermordeten Modeschöpfers war in den Besitz seiner Schwester Donatella und anderer Erben übergegangen, die sich im Laufe der Jahre vom einen oder anderen Objekt trennten.

Dazu gehörte etwa ein Schreibtisch, den Gianni 1996 bei Sotheby's als russisches Möbel ersteigerte hatte und der das Schlafzimmer seines New Yorker Townhouse zierte. 2005 kam er in New York auf den Markt und fand in einer Privatsammlung im Rheinland eine vorübergehende neue Heimat.

Dieser Tage drehte das mittlerweile von deutschen Kunsthistorikern genauer unter die Lupe genommene exquisite Möbel bei Villa Grisebach (Berlin) eine weitere Runde auf dem Auktionsparkett. Vorweg, der Schätzwert hatte sich mit 100.000 Euro gegenüber 2005 deutlich vervielfacht. Denn Recherchen des Experten Stefan Körners zufolge handelt es sich keineswegs um ein in Russland, sondern um ein in Deutschland gefertigtes Möbel und war die Designerin von hochadeliger Herkunft.

Die zugehörigen Dokumente fand er im Geheimen Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz. Demnach war es keine Geringere als Königin Luise von Preußen, die einem Berliner Tischlermeister im April 1800 exakte Vorgaben zur Gestaltung des mit raffinierten Mechanismen ausgestatteten und mit Wedgwood-Plaketten und vergoldeten Bronzeapplikationen verzierten Sekretärs lieferte. Es war das teuerste Möbel, das im Zuge der frühklassizistischen Ausstattung für die sogenannte Luisen-Wohnung im Potsdamer Stadtschloss gefertigt wurde.

Delons Bugatti-Passion

Der Schreibtisch der Königin verbrannte während des Zweiten Weltkriegs. Dass es einen annähernd baugleichen Zwilling gab, war bislang nicht bekannt gewesen. Dass er an einem Sekretär, der Möbelgeschichte schrieb, seine Korrespondenz erledigt, hätte Gianni Versace bestimmt gefallen. Zumal ihn mit "Miss Preußen" eine außerordentliche Vorliebe für modischen Putz einte.

"Die Launen der Mode" bezeichnete die Königin einst als ihren "größten Tyrannen". Wohl auch, weil ihre Ausgaben derart enorm waren, dass sie sich immer wieder Geld von ihrer Oberhofmeisterin leihen musste.

Zur Riege der Sammler gehört auch Alain Delon. 2007 ließ er einen Schwung aus seiner Gemäldesammlung bei Drouot in Paris versteigern. Dem Vernehmen nach seien Teile des Erlöses von 8,74 Millionen Euro sogleich in Neuankäufe investiert worden. Eine ganz besondere Passion pflegt der mittlerweile 81-jährige Filmstar seit Jahrzehnten für Arbeiten des Bildhauers Rembrandt Bugatti.

Der jüngere Bruder des Automobilkonstrukteurs Ettore Bugatti schuf hauptsächlich Tierplastiken. Via Christie's Paris entließ Delon nun fünf Exemplare zum Gegenwert von rund 1,5 Millionen Euro aus seinem Skulpturenzoo.

Angelika Taschens Faible ist hingegen, passend zu ihrem beruflichen Revier, anders gelagert. Die ehemalige Verlegerin gilt in den Bereichen zeitgenössischer Kunst, Design und Architektur als Kapazität und berät kommerzielle und private Kunden in sämtlichen Aspekten des Interior Design. Ihre Einkaufstouren führen sie oft nach Wien, konkret ins Dorotheum: Neben Mobiliar von Franz West erwarb sie hier bereits solches von Adolf Loos, Objekte der Wiener Werkstätte oder auch Leuchter von Dagobert Peche und Lobmeyr.

Affenzirkus bei Whoopi

Das sonst bezüglich seiner Klienten überaus diskrete österreichische Auktionshaus begann im Jahr 2013 über die hauseigene Hochglanzpublikation "myArt Magazine" prominente Sammler vor den Vorhang zu bitten. Dazu gehörte etwa schon der amerikanische Starkünstler Chuck Close, der sich als Sammler von "Gesichtern aus allen Epochen" outete.

Seine Kollektion spannt einen Bogen über 60.000 Jahre Kunstgeschichte, Kunst aus dem Alten Ägypten findet sich ebenso darunter wie Arbeiten seines 1997 verstorbenen Kollegen Willem de Kooning oder auch Alte Meister. Im Dorotheum ersteigerte er etwa ein Anthony van Dyck zugeschriebenes "Bildnis eines Herrn", das aufgrund der meisterhaften Malweise zu seinen liebsten Stücken gehört.

Dass Prominente ihren Besuch im Dorotheum nicht ankündigen, liegt in der Natur der Sache. Für etwas Aufregung sorgte einst jener von Whoopi Goldberg, die sich im Laufe der Jahre als Liebhaberin von Porzellanfigürchen und historischem Glas entpuppte. Besonders haben ihr es historische Trinkgläser mit Wappen aristokratischer Vorbesitzer angetan. "Wir in Amerika haben keine Adeligen", schildert sie, weshalb man immer sehr aufgeregt sei "wenn eine Krone auf dem Glas ist und jemand sagt: Das gehörte Princess Pukipuki whoever ... kind of fun!".

Zu den in Wien erworbenen Souvenirs gehört auch ein 21-teiliges Ensemble der legendären Affenkapelle Meißener Herkunft, die Whoopi als Tischdekoration auf dem Dinnertable zu verteilen pflegt. Wie schon am Hofe Ludwig XIV. dienen sie im Hause der amerikanischen Schauspielerin und Komödiantin als klassische "conversation pieces" der Unterhaltung der Gäste. (Olga Kronsteiner, Portfolio, 30.12.2016)