Safa al-Hashem feiert ihren Einzug ins Parlament.

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Nein, die Wahlen in Kuwait sind kein Festspiel des arabischen Feminismus: Dass Safa Abdul Rahman al-Hashem am Samstag als einzige Frau ins kuwaitische Parlament gewählt wurde, ist kein Durchbruch, sondern sieht eher wie Stagnation aus.

Vierzehn Frauen hatten kandidiert – nur noch halb so viele wie 2006, bei den ersten Wahlen, bei denen Frauen in Kuwait auch das passive Wahlrecht hatten. 2006 schaffte es keine einzige, aber 2009 waren es immerhin schon vier und drei im Jahr 2012. Nach Wahlwiederholungen und -aufhebung blieb 2013 nur mehr Safa al-Hashem übrig, die 2014 jedoch ihr Mandat niederlegte: Die Politik befinde sich in einer Sackgasse. Nun ist sie wieder da und somit die erste Frau, die dreimal hintereinander ins kuwaitische Parlament gewählt wurde.

Die Unternehmerin und auf Twitter stark präsente Politikerin ist eine außergewöhnliche Erscheinung. Dass sie aufs Kopftuch verzichtet, ist keine große Sache in Kuwait: Beinahe die Hälfte der Frauen, die fürs Parlament kandidierten, tragen keines. Aber ihr Kurzhaarschnitt ist in einem Land, in dem auch von sehr erfolgreichen Frauen die Weiblichkeit wie ein Banner vor sich hergetragen wird, eher ungewöhnlich. Al-Hashem gehört denn auch wenig überraschend ins liberale Lager.

Die 1964 Geborene kritisiert als Politikerin den Umgang der Regierung mit den Staatsfinanzen: Nicht der niedrige Ölpreis sei schuld am Budgetloch, sondern dass das Geld falsch ausgegeben werde. Sie selbst kann offenbar mit Geld gut umgehen. Die Gründerin und Vorsitzende der Advantage Consulting, die sich auf Unternehmensberatung und -entwicklung konzentriert, steht auf allen Listen der erfolgreichsten Unternehmer am Golf, nicht nur weiblicher. Unter den "GCC's Top 100 Executives" – GCC steht für Golfkooperationsrat, den arabischen Staatenbund am Golf – ist sie die Nummer 13. Viermal hintereinander war sie die "GCC Businesswoman of the Year".

Ihr Bildungsweg verrät einen entsprechenden familiären Hintergrund: Den BA in englischer Literatur machte sie noch an der Universität in Kuwait, der Master in Business Administration ist bereits an der Pennsylvania State University erworben. Es folgte ein Postgraduate-Diplom an der Harvard Business School. Von Ehemann und Kindern ist nichts bekannt, sie sollten jedoch vorausgesetzt werden. Alles andere wäre wirklich zu ungewöhnlich. (Gudrun Harrer, 29.11.2016)