Falsche Gerüchte über Nikolaus, Christbaum und Co erregen auch heuer die Gemüter.

Foto: APA/DPA/Heimken

Die Weihnachtsfeier für Mitarbeiter des Lebensmittelhändlers Billa soll abgesagt worden sein, das dafür nötige Geld stattdessen Flüchtlingen zu Gute kommen: Das berichtete vergangenes Jahr das FPÖ-nahe Portal unzensuriert.at. Doch es soll sich laut Billa um eine Falschmeldung gehandelt haben. Zwar hat der hinter Billa stehende Rewe-Konzern vergangenes Jahr 500.000 Euro an die Caritas Flüchtlingshilfe überwiesen, deshalb gab es aber keine Kürzungen bei Weihnachtsfeiern oder gar dem Weihnachtsgeld der Mitarbeiter, stellte der Konzern schon damals auf Facebook klar. Trotz dieses Dementis kursiert die Nachricht allerdings auch heuer in sozialen Netzwerken. Auf das Datum und Faktenchecks, die den Fake entlarven, achten nur wenige Nutzer, die den Beitrag wieder teilen.

Stimmungsmache mit Emotionen

Die oben genannte Meldung ist nur ein Beispiel von vielen. Weihnachten wird in den vergangenen Jahren immer wieder benutzt, um Stimmung gegen Flüchtlinge oder in Österreich lebende Muslime zu machen. Die Feiertage haben für eine überwiegende Mehrzahl der Österreicher eine große Bedeutung. Rund neunzig Prozent aller Mitbürger feiern das Fest, viele assoziieren damit Zeit mit der Familie. Das geht aus einer 2015 publizierten Umfrage unter 1.000 Österreichern hervor, die vom Institut Mindtake im Auftrag von Willhaben.at durchgeführt worden ist.

"Die rechtsextreme Indienstnahme des Weihnachtsfestes reiht sich ein in ein Programm der Instrumentalisierung von allem, das sich in das Narrativ vom bedrohten 'christlichen Abendland' einfügen lässt, von Nikolaus bis Kirchenglocken", sagt Bernhard Weidinger vom Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (DÖW). Christliche Symbole werden laut Weidinger herangezogen, um einen "Kulturkampf" auszutragen: "Die Popularität solch christlicher Bezugnahmen hat innerhalb der extremen Rechten in jenem Maße zugenommen, in dem der Islam bzw. Muslime zum zentralen Feindbild erklärt wurden."

"Frohe gesetzliche Feiertage"

Vermeintliche Adaptionen der Weihnachtstradition sorgen oft für heftige Reaktionen. Ende 2015 erwischte es etwa die ÖH, die auf ihrer Facebook-Seite "Schöne gesetzliche Feiertage" wünschte. Der Ring Freiheitlicher Studenten Linz machte daraufhin gegen die aus seiner Sicht "linksradikale ÖH" mobil und warf ihr vor, dass ihr "Frohe Weihnachten" nicht über die Lippen käme. Die ÖH beteuerte daraufhin, dass es ihr "nicht so wichtig" sei, ob die Nutzer "Hanukka oder Weihnachten" feierten.

"Orientalischer Adventkalender"

Aber auch gegen Einkaufsketten und Produkthersteller gibt es regelmäßig Shitstorms. Schokoladenfabrikant Lindt gerät etwa ins Visier fremdenfeindlicher User, die auf einem Adventkalender eine vermeintliche Moschee entdeckten. Lindt teilte daraufhin mit, dass man die "Architektur und Kultur wie in der orientalischen Welt zu Christi Geburt" abbilden wolle. Der Adventkalender sei außerdem schon zehn Jahre im Angebot, früher habe es dazu keine Beschwerden gegeben. Heuer erwischte es bereits die "Zipfelmännchen" des Diskonters Penny, hinter denen einige Nutzer eine "religionsfreie" Variante des Schoko-Nikolos vermuteten.

In den vergangenen Tagen kampagnisierte die rechtsextreme Identitäre Bewegung gegen eine Bürgermeisterin in Deutschland, die den Nikolaus-Darsteller ihrer Stadt wegen der vermeintlichen Unterstützung der äußerst rechten Gruppierung in sozialen Medien freistellte. Unerwähnt bleibt meist, dass sich der Nikolaus-Darsteller selbst von der Identitären Bewegung distanzierte, über die er sich laut eigenen Angaben vor seinem Facebook-Share "besser hätte informieren müssen". Außerdem hätte er laut Bürgermeisterin nach der öffentlichen Distanzierung seine Arbeit wiederaufnehmen können, was er ablehnte.

Zurzeit sorgt wiederum eine Meldung für Furore, laut der der Berliner Stadtteil "Kreuzberg" Weihnachten "verbietet". Auch das ist Fake: Tatsächlich ging es der Bezirksverwaltung darum, öffentliche Feiern so zu gestalten, dass keine Benachteiligungen für andere Religionen entstünden. Das Portal Mimikama hat dazu ebenfalls berichtet.

Vorsicht bei Shitstorms

In den nächsten Wochen dürften derartige unvollständige, aufgebauschte oder schlicht erfundene Meldungen wieder massiv im Netz kursieren. Bevor man sich der Empörung hingibt, sollte man etwa direkt auf der Seite des Herstellers oder der Institution nachsehen, wie diese die Causa kommentiert. Außerdem hilft es, die Quellen zu hinterfragen, auf die derartige Nachrichten verweisen. (Fabian Schmid, 12.12.2016)