Das Interleukin 12 aktiviert in den Hautzellen ein schützendes Programm.

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Die gemeine Schuppenflechte, auch Psoriasis vulgaris genannt, ist eine entzündliche Hautkrankheit, die durch stark schuppende, punktförmige bis handtellergroße Hautstellen gekennzeichnet ist. Die Krankheit betrifft Schätzungen zufolge zwischen zwei und drei Prozent aller Europäer. Als Ursache gelten Fehlfunktionen des Immunsystems. In der Klinik wird daher versucht, die Entzündungsbotenstoffe "wegzufangen". So soll etwa der Antikörper Ustekinumab die beiden Interleukine (IL) 12 und 23 binden und dadurch deren vermeintliche entzündungsfördernde Wirkung hemmen. Der Wirkstoff kommt speziell bei Plaque-Psoriasis zum Einsatz, wenn die Patienten auf oberflächliche Therapien nicht ansprechen.

"Die Erkenntnisse der letzten zehn Jahre haben gezeigt, dass IL-23 die dominant treibende Kraft der Schuppenflechte ist", erklärt Stefan Haak, einer der Studienleiter und Forschungsgruppenleiter am Zentrum Allergie & Umwelt, einer gemeinsamen Einrichtung des Helmholtz Zentrums München und der Technischen Universität München. "IL-12 allerdings wirkt sich unserer Studie nach positiv auf die von Psoriasis betroffene Haut aus."

Ein schützendes Programm

In ihrer Studie hatten die Forscher zunächst am Versuchsmodell untersucht, welchen Einfluss die einzelnen Botenstoffe IL-12 und IL-23 auf die Zellen der Haut haben. Dabei stellten sie fest, dass IL-12 in den Hautzellen selbst ein schützendes Programm aktiviert und zudem das Einwandern bestimmter pathogener Immunzellen (IL-17 produzierende T-Zellen) unterbindet, was die Entzündungsreaktion hemmte.

Burkhard Becher von der Universität Zürich, der ebenfalls an der Studie beteiligt ist, ordnet die Ergebnisse ein: "Unsere Experimente weisen darauf hin, dass IL-12, ganz anders als IL-23, einen durchaus positiven Effekt in der Psoriasis-belasteten Haut hat. Da der Wirkstoff Ustekinumab, der routinemäßig in der Therapie gegen Schuppenflechte angewendet wird, aber sowohl IL-23 als auch IL-12 neutralisiert, sollte eingehend untersucht werden, ob die IL-12 betreffende Wirkung nicht kontraproduktiv ist."

Die Wissenschaftler wollen künftig weiter erforschen, ob sich IL-12 auch auf andere Krankheitsbilder positiv auswirken könnte. Seine Rolle und Wirkungsweise sei bisher viel zu wenig untersucht worden, bemängeln sie. Studienleiter Haak: "Neue Daten aus klinischen Studien stützen unsere Hypothese und die spezifische Hemmung der IL-23/IL-17 Achse alleine wäre vermutlich eine zielgerichtetere Alternative." (idw, red, 2.12.2016)