Mit GPS-Sendehalsbänder und Fotofallen verschafft man sich einen Überblick über den Luchsbestand in Österreich. Gut steht es nicht um die Pinselohren, der Genpool ist kaum tragfähig.

Foto: Nationalpark Kalkalpen/Christian Fuxjäger

Wien – Luchse sind zwar Teil der heimischen Tierwelt – allerdings lässt sich ihr Bestand wahrscheinlich an zwei Händen abzählen. Darüber hinaus liegen die einzelnen Kleinstpopulationen geografisch weit auseinander. Das macht das selbstständige Überleben und Vermehren der Luchse in Österreich langfristig nach wie vor sehr schwierig, berichten Experten von der Natur- und Umweltschutzorganisation WWF.

Die Spuren des Luchses in Österreich hat der WWF über längere Zeit mittels Fotofallen und Sendehalsbändern verfolgt und so herausgefunden, dass sich die Tiere nicht nur an den Grenzgebieten aufhalten, sondern das ganze Land durchwandern. "Nur wer weiß, wo sich die Tiere aufhalten, kann sie auch bestmöglich schützen", erklärte die Luchs-Expertin Christina Reisenbichler.

Wanderlustige Raubkatzen

Um die lokale Population zu stützen, wurden im April 2014 im Rahmen des Projektes ULyCA (Urgent Lynx Conservation Action) die Luchse "Alus" und "Jura" im Dreiländereck Österreich-Slowenien-Italien ausgewildert. Schon kurz nach der Eingewöhnungsphase verschwand "Alus" jedoch aus dem Gebiet. Mit GPS-Sendehalsband und Fotofallen ließ sich nachvollziehen, dass er von Italien nach Kärnten und danach quer durch Österreich nach Bayern wanderte. Dabei legte er mehr als 130 Kilometer zurück, so der WWF. Das sei deswegen interessant, da sich sowohl im Norden als auch im Süden Österreichs kleine Luchsvorkommen befinden. Um sie langfristig zu erhalten, ist eine Vermischung der beiden Gruppen unbedingt nötig.

Luchs Nummer zwei, "Jura", ist hingegen in ihrem Revier im Dreiländereck geblieben und die Experten gehen davon aus, dass sie das einzige Weibchen im Gebiet ist. Ihre beiden 2015 geborenen Jungtiere sind voraussichtlich in der Region geblieben – Hinweise gibt es jedenfalls dazu. Neben den drei verwandten Tieren konnte auch ein weiterer Luchs nachgewiesen werden. Dem Fotofallenmaterial nach zu urteilen dürfte er aber bereits an die 15 Jahre alt sein. Um das kleine Luchsvorkommen gesund zu erhalten, muss laut WWF jedoch dringend noch mindestens ein Tier mit neuem Genmaterial dazu stoßen.

Langsame Rückkehr

Um den Luchsen ein langfristiges Überleben zu sichern, sei es jedenfalls auch wichtig, die lokale Bevölkerung einzubinden. Denn der Luchs war in weiten Teilen Europas bereits zur Gänze ausgerottet. Erst Wiederansiedlungsprojekte, mit deren Durchführung man in den 1970er-Jahren begann, ermöglichten den Pinselohren eine vereinzelte Rückkehr in ihren ursprünglichen Lebensraum.

In den frühen 1980er Jahren besiedelte der Luchs das Dreiländereck Österreich-Slowenien-Italien und eroberte so kleine Teile der Ostalpen für sich zurück. Auch eine Population in der Schweiz bildete sich. Eine weitere kleine Gruppe an Luchsen siedelte sich im Norden Österreichs (im Wald- und Mühlviertel) sowie im Süden Deutschlands (im bayerischen Wald) und in Tschechien (Böhmerwald) an. (APA, red, 13.12.2016)