Russland wird vorgeworfen, bei den Olympischen Winterspielen 2014 in Sotschi systematisch gedopt zu haben.

Foto: APA/KADOBNOV

Moskau – Die russische Anti-Doping-Agentur Rusada hat einem Medienbericht zufolge erstmals die Vertuschung systematischen Dopings im Gastgeberland der Olympischen Winterspiele 2014 zugegeben. "Es war eine institutionelle Verschwörung", sagte die Rusada-Chefin Anna Anzeliowitsch der "New York Times". Sie sei schockiert gewesen von den Enthüllungen dazu, die Regierung sei jedoch nicht involviert gewesen.

Nur wenige Stunden später dementierte die Rusada ein angebliches Eingeständnis ihrer Leiterin zu organisiertem Doping. Die Aussagen von Anna Anzeliowitsch in der "New York Times" seien verfälscht und aus dem Zusammenhang gerissen worden, teilte die Rusada am Mittwoch in Moskau der Agentur Tass zufolge mit.

Eigenartig mutet an, dass sich in dem am Dienstag veröffentlichten Bericht in der NY Times nur dieses eine Zitat von Anzeliowitsch finden lässt. "Natürlich sind meine Worte aus dem Kontext gerissen worden", schrieb Anzeliowitsch am Mittwoch laut Agentur sports.ru in einer Mitteilung.

Sie habe in dem einstündigen Interview der "New York Times" vor allem darlegen wollen, dass es vor Antworten der Sportler auf die Vorwürfe und Entscheidungen der Verbände wenig sinnvoll sei, über die Lage zu reden. "Bisher ist nur eine Seite vertreten gewesen", sagte sie. "Dass ich schockiert war vom McLaren-Bericht, das sind meine Worte. Ich denke, wir alle waren schockiert."

Auch der Kreml bezweifelte die Glaubwürdigkeit des Berichts. Erst müsse man prüfen, ob die Aussage so gefallen sei, wie sie Anzeliowitsch zugeschrieben werde, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow in Moskau. Der Kreml könne die US-Zeitung nicht als Erstquelle akzeptieren.

Beweise gefunden

Der Chefermittler der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA), Richard McLaren, hatte Russland in seinen beiden 2016 vorgelegten Berichten Staatsdoping vorgeworfen und von einer institutionellen Verschwörung über mehrere Jahre bei sportlichen Großereignissen hinweg gesprochen. Es seien Beweise für die Vertuschung von Dopingfällen bei den Olympischen Winterspielen 2014 in Sotschi gefunden worden.

Russland hatte die Vorwürfe bisher stets zurückgewiesen. "In Russland hat es nie ein staatliches Dopingsystem oder Dopingunterstützung gegeben, das ist einfach unmöglich", sagte der russische Präsident Wladimir Putin zuletzt.

"Haben Fehler gemacht"

Putin hatte im Juli die Gründung einer neuen Anti-Doping-Kommission in Russland angeordnet. Deren Chef Witali Smirnow sagte nun der "New York Times": "Aus meiner Sicht, als früherer Sportminister und Präsident des Olympischen Komitees, haben wir eine Menge Fehler gemacht." Man müsse die Gründe dafür finden, warum junge Sportler Dopingmittel nähmen und sich für diesen Weg entscheiden würden.

McLarens zweiter Report hatte die Vorwürfe gegen Russland diesen Monat nochmals erhärtet. Moskau habe über alle Behörden und Institutionen hinweg den Sportbetrug unterstützt und gefördert.

Das Internationale Olympische Komitee leitete kurz vor Weihnachten ein Disziplinarverfahren gegen 28 russische Teilnehmer der Spiele in Sotschi wegen Dopingverdachts ein. Der Ski-Weltverband und der Biathlon-Weltverband sperrten daraufhin einige russische Athleten vorläufig. (APA, 28.12.2016)