1934–2017: Ali Akbar Hashemi Rafsanjani.

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Teheran/Wien – Jener iranische Politiker, über dessen prekären Gesundheitszustand in den vergangenen Jahren am meisten spekuliert wurde, war der religiöse Führer selbst, Ali Khamenei. Nun ist ihm überraschend Ali Akbar Hashemi Rafsanjani vorangegangen, jener Mann, der 1989 prominent daran beteiligt gewesen war, Khamenei zum Nachfolger von Revolutionsführer Khomeini zu machen – der sich aber in den vergangenen Jahren auch immer wieder an Khamenei gerieben hatte. Hashemi Rafsanjani wurde 82 Jahre alt. Er starb am Sonntag in Teheran an einem Herzinfarkt.

Alle Ämter aufzuzählen, die Rafsanjani seit der Revolution 1979 in der Islamischen Republik Iran innegehabt hatte, ist fast unmöglich. So wird seine häufigste Bezeichnung "Ex-Präsident" bleiben. Das Amt hatte er von 1989 bis 1997 inne, zuvor war er Parlamentssprecher gewesen. Die Biografen weisen auch darauf hin, dass er in den 1980er-Jahren De-facto-Befehlshaber der iranischen Armee im Krieg gegen den Irak war, unter Präsident Khamenei.

Später spielte er in den politisch wichtigen "Räten" mit, vor allem im mächtigen Expertenrat, der den obersten religiösen Führer wählt und dem er 2007 bis 2011 vorstand. Schlichtungsratschef war er bis zum Ende.

Das Thema Präsidentschaft sollte Rafsanjani über seine Amtszeiten hinaus erhalten bleiben: 2005 erlitt er bei Stichwahlen eine aufsehenerregende Niederlage gegen einen gewissen Mahmud Ahmadi-Nejad, ein Zeichen der Unzufriedenheit der Iraner und Iranerinnen mit ihrer Elite, die im Fall von Rafsanjani auch noch ziemlich reich war: Seine Familie besitzt Pistazienplantagen.

2013 wollte er es noch einmal versuchen, aber da wurde er vom Wächterrat, der die Kandidaten bewilligen muss, nicht zugelassen: angeblich wegen des Alters. In den Jahren vorher – jene der Auseinandersetzung um Ahmadi-Nejads umstrittene zweite Amtszeit – waren die Unterschiede zwischen dem Pragmatiker Rafsanjani und jenen Kreisen, die sich eine ewige Revolution im Iran wünschen, aufgebrochen. Rafsanjani, vielleicht auch beeinflusst von seinen Kindern, war aufseiten der Reformer gelandet und unterstützte den jetzigen Präsidenten Hassan Rohani.

Das tat letztlich auch Khamenei – der aber Rafsanjani verübelte, nach 2009 nicht auf Linie geblieben zu sein. Aber Rafsanjani galt weiter als einflussreicher Spieler, der sich gegen Ende immer weniger ein Blatt vor den Mund nahm. (Gudrun Harrer, 8.1.2017)