Die Hündin Joy im Einsatz: Der asiatische Laubholz-Bockkäfer nistet sich unter der Baumrinde ein. Trainierte Hunde riechen einen Befall viel früher, als ihn der Mensch sieht.

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Wien/Brand – Es sind zwei Schädlinge, auf die Förster derzeit in Österreich besonderes Augenmerk legen müssen: ein Pilz und ein Käfer. Beide haben sie idyllische Namen, sind aber gefährlich für den heimischen Baumbestand.

Das Falsche Weiße Stängelbecherchen ist Grund dafür, dass Teile der Donauauen derzeit gesperrt werden müssen, so beispielsweise die Au bei Korneuburg. Der Pilz greift nämlich den unteren Teil der dort häufigen Eschen an. Wenn die Bäume mal innerlich von dem Pilz zerfressen sind, können sie ohne große Vorwarnung umfallen. Bei Stämmen, die gut und gerne 70 Zentimeter Durchmesser haben können, ist dies für erholungssuchende Spaziergänger äußerst gefährlich.

Laub- und Obstbäume betroffen

Der asiatische Laubholz-Bockkäfer, von Forstleuten schon flott ALB abgekürzt, ist ein Import aus China und befällt alle möglichen Laubbäume, auch Obstgehölze. Gefährlich ist er besonders für den Ahorn.

Um dieser beiden Bedrohungen für den Waldbestand Herr zu werden, hat das Bundesamt für Wald durchaus kreative Wege eingeschlagen, erzählt Peter Mayer, Managing Direktor des BfW beim Symposium "Der Wald als Chance" in Brand im Waldviertel. Denn bei beiden Schädlingen ist es so, dass es nach einem Befall kein Entrinnen für den Baum gibt, er stirbt innerhalb von ein paar Jahren ab. Derzeit gibt es keine Mittel dagegen. Und, noch mehr, wenn Pilz oder Käfer ausgewachsen sind, wandern sie weiter, bedrohen die Bäume rundherum.

Esche in Not

Um dem Pilz beizukommen, wurde vom BfW die Aktion "Esche in Not" gestartet. Dabei werden Waldbesitzer aufgefordert, Zweige von Eschen zu schicken, die in einem betroffenen Gebiet wachsen, aber nicht von dem Pilz befallen sind. "Es gibt da offensichtlich auch resistente Bäume", sagt Mayer. Mit der genetischen Information aus den gesunden Zweigen werde es möglich, neues Saatgut zu entwickeln. Sollte dies aber nicht gelingen, ist die forstliche Zukunft der Baumart Esche infrage gestellt, heißt es unter Experten.

Käfer aus China

Nicht ganz so dramatisch ist die Situation beim asiatischen Laubholz-Bockkäfer – möglicherweise deshalb, weil das zum Landwirtschaftsministerium gehörende Amt schon früh begonnen hat, Hunde darauf anzusetzen. Wie bei Drogenhunden oder bei der Trüffelsuche werden die Tiere darauf trainiert, den Käfer oder seine Larven zu erschnüffeln.

Vier Hunde hat das BfW im Bestand, mit denen man im Verdachtsfall ausrückt. Und es werden laufend die Hunde interessierter Förster oder staatlicher Institutionen geschult; auch aus Deutschland und der Schweiz, wo der Käfer ein zunehmendes Problem darstellt. Dreimal ist das Insekt bisher hierzulande aufgetaucht, immer in Oberösterreich. Zweimal konnte man Entwarnung geben; am letzten Fall in Gallspach wird noch gearbeitet.

Das Problem ist, dass es schon zu spät ist, wenn man den Befall einmal sieht. Der Käfer nistet sich nämlich unter der Rinde ein und höhlt den Baum aus. Wie bei der Esche kann der Baum unvermittelt abknicken. Damit man sicher ist, dass der Käfer nicht weiterwandert, müssen befallene Bäume gefällt, zerhäckselt und verbrannt werden – und zwar nicht bei einem fröhlichen Lagerfeuer gleich im Wald, sondern im Rahmen einer thermischen Verbrennung.

In Pappelholz aus China

In der Regel kommt der Käfer aus China, wo er auch Probleme macht und besonders in Pappelplantagen auftritt. Die Pappel ist in China ein beliebtes Nutzholz. Nach Europa kommt der Laubholz-Bockkäfer im Holz der Paletten, auf denen häufig Waren transportiert werden. Zwar gibt es internationale Handelsregeln, wonach jedes exportierende Land die verwendeten Nutzhölzer vor einem Export mit Gasen oder durch Hitze behandeln muss. Jede einzelne Holzlatte muss einen Stempel haben, der die Behandlung bestätigt. Doch natürlich kommen immer wieder Käfer, Larven oder die Eier durch.

Immer wichtigere Einsatzgebiete der Schnüffelhunde sind deshalb die Umschlagplätze von Waren: Bei Containerbahnhöfen oder bei Schiffshäfen werden die Hunde von Zoll oder Polizei dafür eingesetzt, dass sie vor einer Warenfreigabe die Paletten entlanglaufen und herumschnuppern. An die 90 Hunde hat das Waldamt bisher dafür ausgebildet. (Johanna Ruzicka, 15.1.2017)