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Malteserprozession in Rom (Archivbild)

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Großkanzler Albrecht von Boeselager hat sich im Machtkampf durchgesetzt.

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Großhospitalier Dominique de La Rochefoucauld-Montbel ist für die humanitären Projekte des Ordens verantwortlich.

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Rom/Wien – Der Malteserorden sieht seine verfassungsmäßige Führung als wiederhergestellt an. Der Orden war in den vergangenen Wochen durch einen Machtkampf schwer erschüttert worden. Der bisherige oberste Chef des nichtstaatlichen Völkerrechtssubjekts, Großmeister Matthew Festing, trat nach der Aufforderung durch Papst Franziskus von seinem Amt zurück. Der Papst kündigte die Ernennung eines persönlichen Gesandten für den Orden an, der die Beziehungen der Malteser zum Heiligen Stuhl überwachen soll.

Am vergangenen Samstag tagte in Rom der Souveräne Rat des Ordens. Festings Demission wurde dabei angenommen, der im Dezember vom Großmeister abgesetzte Großkanzler Albrecht von Boeselager wiedereingesetzt. Bis zur Wahl eines neuen Großmeisters leitet nun der Großkomtur Ludwig Hoffmann-Rumerstein den Orden als "Luogotenente Interinale", also als interimistischer Statthalter.

Malteserorden "geeint"

In einer Pressekonferenz in Rom am Donnerstag erklärte Boeselager, gemeinsam mit Hoffmann-Rumerstein leite die Regierung den Orden nun auf Grundlage seiner Verfassung und sei geeint. Der Großkanzler sagte, die Krise sei das Resultat seiner "illegalen Entlassung" gewesen. Festing hatte Boeselager wegen einer Affäre um durch von Hilfsorganisationen des Malteserordens in Myanmar verteilte Kondome entlassen.

Boeselager dankte dem Papst für sein Einschreiten und erklärte die volle Zusammenarbeit des Ordens mit dem zukünftigen päpstlichen Gesandten. Der Papst hatte eine Untersuchungskommission eingesetzt, die rasch einen Bericht vorlegte. Kritiker sehen im Vorgehen des Papstes eine Verletzung der Souveränität des Malteserordens.

Humanitäre Projekte

"Wir werden nicht zulassen, dass die jüngsten Verwerfungen in der Regierung des Ordens unsere humanitäre und medizinische Arbeit gefährden", sagte Großhospitalier Dominique de La Rochefoucauld-Montbel. Das Amt des Großhospitaliers entspricht im Malteserorden der Funktion eines Gesundheitsministers. Die aktuellen Krisen in Nahost und im Mittelmeer zeigen täglich, dass die Arbeit des Ordens niemals nötiger war als heute. Der Rücktritt des Großmeisters öffne eine neue Phase im Leben des Ordens, der sich nun mit erneuerter Kraft seinen Aufgaben stellen wolle.

Die Unabhängigkeit und das diplomatische Netzwerk spielen eine grundlegende Rolle für den Orden, um Menschen helfen zu können. Die Regierung des Ordens werde sich auf die Zusammenarbeit und Koordination mit dem UNHCR, der UN-Mission in Libyen, der EU-Marinemission Sophia und der Internationalen Organisation für Migration konzentrieren, so Rochefoucauld. Zurzeit bewerte man die Entwicklungen in Syrien und sei bereit, das Engagement zu erhöhen, sobald dies möglich werde. Ein medizinisches Team des Ordens ist derzeit an einer Trainingsmission auf einem Schiff der Operation Sophia im Mittelmeer beteiligt. Das Ziel ist die Schulung der libyschen Küstenwache und Marine für Rettungsaktionen auf See, erklärte der Großhospitalier.

Großmeister-Wahl

Innerhalb von drei Monaten wird nun die Wahl des neuen Großmeisters stattfinden, das Amt wird auf Lebenszeit verliehen. Hoffmann-Rumerstein wird in seiner Funktion als Statthalter den Großen Staatsrat des Ordens einberufen, der sich aus den internationalen Mitgliedern des Ordens zusammensetzt. Das Treffen wird in der Villa del Priorato di Malta, dem Amtssitz der Malteser in Rom, stattfinden. In einem Brief an Hoffmann-Rumerstein hatte der Papst vergangene Woche den Maltesern ihre Unabhängigkeit zugesichert.

Entmachteter Papstgegner

Völlig ausgestanden dürften die Probleme für den Orden jedoch noch nicht sein. Mit der Ernennung eines persönlichen Gesandten hat der Papst den Botschafter des Vatikan beim Malteserorden, Kardinalspatron Raymond Leo Burke, de facto entmachtet. In seinem Brief erklärte Franziskus, sein Gesandter sei "mein einziger Sprecher für alles, was die Beziehungen des Ordens zum Heiligen Stuhl betrifft". Dies gelte bis zur Wahl eines neuen Großmeisters.

Burke soll die Fäden bei der Entlassung Boeselagers im Dezember gezogen haben. Der US-Amerikaner gilt als erbitterter Gegner der vorsichtigen Modernisierung der gesellschaftlichen Positionen der Kirche durch den Papst. Nachdem der Papst den Großmeister in einer persönlichen Unterredung zum Rücktritt aufgefordert hatte, soll Burke Festing fast eine Stunde lang erfolglos gedrängt haben, seine Demission zu widerrufen.

Festing soll bei der Regierungssitzung der Malteser am vergangenen Samstag den Papst als seinen "Feind" bezeichnet haben, berichtete Christopher Lamb, der Rom-Korrespondent der katholischen Wochenzeitung "The Tablet".

Darüber hinaus soll bei der Sitzung des Souveränen Rats "eine Handvoll" gegen den Rücktritt Festings gestimmt haben. Nachdem der Souveräne Rat nur aus zehn Mitgliedern besteht, ist fraglich, ob der Orden nun wirklich so geeint ist, wie Boeselager erklärte.

(Michael Vosatka, 3.2.2017)