Wien – Die Stadt Wien steht einer etwaigen Umbenennung des Wiener Heldenplatzes durchaus positiv gegenüber. Der entsprechende Vorschlag von Kulturminister Thomas Drozda (SPÖ) sei "interessant und diskussionswürdig", wurde am Montag auf APA-Anfrage im Büro von Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (SPÖ) versichert.

Es würde Sinn machen, der Republik anlässlich des Jubiläums 2018 den Platz zu widmen. "Denn es handelt sich um den inzwischen wichtigsten Repräsentationsort der Republik", wie eine Sprecherin des Ressortchefs betonte. Im Zuge einer möglichen Neubenennung, so fügte sie hinzu, sei jedoch auch eine inhaltliche Debatte um den Platz zu führen. So solle etwa eine zeitgemäße Umgestaltung des Burgtores überlegt werden.

Zuständigkeit wird geprüft

Die Umbenennung von öffentlichen Verkehrsflächen in Wien fällt prinzipiell in die Zuständigkeit Mailath-Pokornys. Ob der Heldenplatz in diese Kategorie gehört oder ob allein der Bund über ihn verfügen kann, wird im Rathaus derzeit erörtert. Denn da der ehemalige Paradeplatz zum Hofburg-Areal gehört, befindet er sich im Eigentum der Republik.

Sollte er zu einem "Platz der Republik" oder "Platz der Demokratie" mutieren, wären vermutlich nicht sehr viele Anrainer betroffen. Unternehmen bzw. Institutionen mit der Anschrift "Heldenplatz" sind etwa das Kongresszentrum Hofburg Vienna oder die Dependancen des Kunsthistorischen Museums in der Hofburg. Die Nationalbibliothek hingegen hat die Postanschrift Josefsplatz, die ebenfalls den Heldenplatz überblickende Präsidentschaftskanzlei liegt am Ballhausplatz.

Viele "kritische" Adressnamen

Die Stadt jedenfalls benennt Verkehrsflächen mit bestehenden Adressen üblicherweise nicht um, um niemandem Adressänderungen aufzuzwingen. Eine Ausnahme gab es 2012: Damals wurde entschieden, dass der Dr.-Karl-Lueger-Ring künftig Universitätsring heißen wird. Es wurde damit unter anderem ein lang gehegter Wunsch der dort befindlichen Universität Wien erfüllt. Lueger (1844-1910) war Wiener Bürgermeister. Er gilt als Reformer in Sachen kommunale Dienstleistungen – und als einer der Begründer des modernen Antisemitismus.

Der Ring-Abschnitt gilt als prominentestes Beispiel für problematische Straßennamen. Einschlägig historisch belastet sind jedoch auch zahlreiche andere Bezeichnungen, wie eine vom Rathaus eingesetzte Expertenkommission unter der Leitung des Historikers Oliver Rathkolb erkannt hat. 159 "kritische" Namen wurden 2013 in einem Bericht erwähnt. Der Heldenplatz ist in dieser Liste nicht enthalten.

Kopfschütteln bei FPÖ und ÖVP

Dass eine Umbenennung des Heldenplatzes auch für die Stadt Wien vorstellbar ist, sorgt bei FPÖ und ÖVP für Kopfschütteln. FPÖ-Landesparteisekretär Anton Mahdalik befand: "In einer Stadt, die einem Massenmörder, Folterer, Arbeitslagererrichter und Schwulenhasser wie Che Guevara ein Denkmal setzt, dürfte eigentlich nichts mehr verwundern."

"Dass jedoch in einer Zeit von Rekordarbeitslosigkeit, -armut und Schulden, importierter Kriminalität durch die Willkommenskultur, Mindestsicherungsskandalen, KH-Nord-Debakel oder Gesundheitsnotstand die Umbenennung des Heldenplatzes Causa prima bei der SPÖ ist, kann nur noch als pervers bezeichnet werden", wetterte Mahdalik in einer Aussendung. Derart "verschwitzten Alt-68er-Fantasien" sei eine klare Absage zu erteilen.

"Unnötige Geschichtsanpassung"

"Eine plötzliche Umbenennung des Heldenplatzes wäre eine unnötige Geschichtsanpassung", so der Wiener ÖVP-Landesparteiobmann Gernot Blümel. Er plädiere für eine Nutzung des Areals als Demonstrationszone und damit als "Platz der gelebten Demokratie": "Damit können die Grundrechte auf Versammlungsfreiheit, Erwerbsfreiheit und Sicherheit wieder in Einklang gebracht werden. Denn wir müssen diese Grundrechte schützen. Und das funktioniert am besten, indem man sie nicht der Lächerlichkeit preisgibt, sondern verantwortungsvoll lebt." (APA, 20.2.2017)