Für die Enkelkinder kann es schon mal was zum Naschen geben – auch wenn die Eltern dagegen sind.

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Als Franziska nach Hause kommt, sitzen ihre beiden Kinder, Alexander (8) und Moritz (5) im Wohnzimmer vor dem Fernsehapparat und schauen fern. Lauthals dröhnen Schreie aus dem Fernseher. Helga, die Oma der beiden, sitzt auf einem Sessel im Esszimmer und strickt. Franziska ruft in die Wohnung: "Hallo! Ich bin wieder da!" Moritz, der seine Mama hört, stürmt aus dem Wohnzimmer in den Vorraum und ruft: "Hallo, Mama! Wir dürfen fernschauen!" Der Bub grinst bis über beiden Ohren und läuft – ohne ein Wort abzuwarten – sofort zurück.

Opa Max holt seine Enkelkinder Erich (12), Ramona (9) und Vanessa (6) jeden zweiten Freitag von der Nachmittagsbetreuung ab, um mit den Dreien etwas zu unternehmen. Viktor und Ingrid, die Eltern der Kinder, sind jedes Mal davor bemüht, ihm telefonisch mitzuteilen, dass die Kinder nichts naschen sollen. Beim Aufräumen der Kinderzimmer aber entdeckt Ingrid immer wieder versteckte Süßigkeiten, vor allem bei den beiden Jüngeren.

"Jetzt sei doch aber nicht strenger, als die Polizei erlaubt!", hört Raphaela oft, wenn sie mit Hedwig, ihrer Schwiegermutter, versucht über deren Einmischungen bei der Kindererziehung zu sprechen. Hedwig sagt dann meist: "Schließlich und endlich habe ich auch vier Kinder großgekriegt, und aus jedem ist was geworden. Ich weiß gar nicht, was du hast. Du tust fast so, als wüsste ich nicht, was ich mache!" Raphaela aber zweifelt immer wieder an der Art und Weise ihrer Schwiegermutter, mit den Kindern umzugehen, und wäre am liebsten bei jeder Unternehmung dabei, um das Schlimmste verhindern zu können. Letztlich fügt sich Raphaela, denn sie merkt, wie wichtig es für ihren Mann ist, die Kinder auch mit seiner Mutter zu erleben.

Unterschiedliche Erziehungsstile

Viele Eltern kennen solche oder ähnliche Situationen. Die Großeltern wollen unbedingt mit ihren Enkeln Zeit verbringen und an deren Leben teilhaben. Allerdings kann es öfters sein, dass Erziehungsvorstellungen aufeinanderprallen. Beide Seiten haben unterschiedliche Ideen davon, wie es richtig geht, ein oder mehrere Kinder beziehungsweise Enkel zu erziehen.

Ist das Raushalten überhaupt die Frage? Wenn Großeltern auf ihre Enkelkinder aufpassen, müssen diese dann den Erziehungsstil der Eltern respektieren? Oder dürfen sie tun, wie sie möchten und wie es ihnen entspricht? Sollen die Eltern einfach dankbar dafür sein, dass Oma und Opa eh alles tun, was in ihren Augen gut für die Enkel ist?

Da stehen sich dann zwei Generationen gegenüber, die beide wissen oder überzeugt sind zu wissen, was für die Kinder das Beste ist. Die aufgrund ihrer Erfahrungen und Überlegungen Überzeugungen entwickelt haben, was sie gut finden, was sanktioniert werden muss, wie man mit den Kindern umzugehen hat. Die Großeltern haben ihre Kinder bereits beim Erwachsenwerden begleitet, während die Eltern es ja nur ganz anders, besser, einfacher oder weniger chaotisch machen wollen, als sie es in der eigenen Kindheit erlebt haben.

Eltern in der Zwickmühle

Insgeheim denken sich bestimmt öfters mal beide Generationen – entweder dass sich die Älteren heraushalten sollten oder sich die Jüngeren doch bitte von den Großeltern etwas sagen lassen könnten.

Meist finden Eltern sich in der Zwickmühle zwischen der Notwendigkeit, dass die Großeltern auf die Enkelkinder aufpassen, und dem Umstand, dass diese nicht so agieren, wie die Eltern sich das vorstellen. Andererseits finden sich auch die Großeltern oftmals zwischen den Vorgaben der Eltern und den Wünschen der Enkelkinder hin- und hergerissen.

Konflikte aus Erfahrungen von früher

Sobald Großeltern Anteil am Leben der Enkelkinder haben und Zeit mit ihnen verbringen, gibt es kein Heraushalten mehr. Dann sind Oma und Opa in der gemeinsamen Zeit Vorbilder und diejenigen, die unmittelbar im Leben der Enkelkinder Entscheidungen treffen. Allein schon ihre Anwesenheit hat Auswirkungen auf die Enkelkinder, ob die Eltern das nun wollen oder nicht. Sie erziehen diese mit, egal ob dies nun vordergründig so gewünscht ist oder nicht, es passiert einfach.

Konflikte rund um das Thema "Beste Kindererziehung" entstehen durch die Erfahrungen von früher. Womöglich gibt es da Erlebnisse oder Konflikte aus der eigenen oder fremden Kindheit der jeweiligen Partnerin, des jeweiligen Partners, die nie verziehen wurden und die bis zu diesem Zeitpunkt nicht besprochen waren.

Sehr oft kann das klare und offene Gespräch der Generationen für Klärung im Füreinander und Miteinander sorgen. In einer entspannten Beziehung lassen sich auch viel leichter Erziehungsthemen, Werte und Vorstellungen darüber, wie mit den Kindern umgegangen werden soll, diskutieren.

Freiraum für Großeltern im Umgang mit den Enkeln

Auch wenn Großeltern und Eltern das beste Einvernehmen miteinander haben, hilft es doch festzulegen, wer wann das Sagen und die Verantwortung für das Leben der Kinder hat.

Es ist klar, dass Eltern immer die Letztverantwortung für ihre Kinder haben, allerdings ist in dem Moment, in dem die Kinder von den Großeltern, aber auch im Kindergarten oder in der Schule beaufsichtigt werden, die Erstverantwortung immer bei den anwesenden Betreuungspersonen.

Bis auf die gut geklärten und wirklich wichtigen Grundregeln ist es selbstverständlich, dass Eltern aber auch den Großeltern ihren Freiraum im Umgang mit den Enkelkindern zugestehen. Wenn also Opa meint, dass das Spielen im nassen Sand oder der Sprung mit der alten Jeans in den Gatsch kein Problem darstellt, dann darf das auch erlaubt sein. Es ist auch kein Problem, wenn Oma den Enkelkindern ab und zu eine Süßigkeit mitbringt, solange es nicht zur Routine wird und sich daraus für die Kinder eine Selbstverständlichkeit einspielt.

Unterschiedliche Erziehungsstile tun gut

Für Kinder ist es zum Erlernen von sozialen Kompetenzen sogar sehr gut, wenn sie erleben, dass Menschen unterschiedliche Erziehungsvorstellungen und -stile haben. Damit kann ihnen bewusst werden, dass den Erwachsenen unterschiedliche Dinge wichtig sind. Sie erleben Flexibilität und erlernen, dass Respekt und Toleranz zu den bedeutendsten Grundpfeilern eines gelungenen Miteinanders gehören. So darf das Enkelkind erfahren, dass es dies oder jenes bei den Eltern nicht darf, während die Großeltern es erlauben, aber dafür dort etwas nicht möglich ist, was mit und bei den Eltern geht.

Ihre Erfahrungen?

Wie halten Sie es mit der Einmischung der Großeltern in die Erziehung Ihrer Kinder? Wie erleben Sie das Miteinander der Generationen in der Erziehung und Begleitung der Kinder beziehungsweise Enkelkinder? Wie erleben Sie als Mutter oder Vater Ihre Kinder im Umgang mit den Großeltern? Was ist für Sie als Großeltern der Unterschied zwischen der Erziehung der eigenen Kinder und der Enkelkinder? Posten Sie Ihre Erfahrungen, Fragen und Ideen im Forum! (Andrea Leidlmayr, Christine Strableg, 24.2.2017)