Fusion zweier Arbeiten von Jean-Michel Basquiat: eine Arbeit auf Papier von 1983 in einem Rahmen von 1987, der 29 miniaturartige Zeichnungen versammelt.

Foto: Wienerroither & Kohlbacher

1905 entwarf Josef Urban, Gründungsmitglied und Präsident des Hagenbundes (1908-1908), dieses Paar Armlehnsessel für die 17. Hagenbundausstellung.

Foto: Bel Etage

Aus dem Impressionisten-Angebot bei Thomas Salis (Salzburg): Alfred Sisleys "Les Chausseurs (Die Jäger)" von 1873.

Foto: Thomas Salis

Besuchermengen sind für jeden Messeveranstalter ein Thema und manchmal auch ein Problem. 75.000 verlautbarte die Tefaf (The European Fine Art Fair) vergangenes Jahr nach zehntägiger Laufzeit. Ein Superlativ, der Sponsoren eher zur Freude gereicht als den Ausstellern. Denn die Mehrheit des Publikums stellen Gaffer und nicht potenzielle Käufer. Das Gewusel während der Vernissage ist hier fast unerträglich geworden.

Wichtige Klienten der Aussteller, die eigens aus aller Herren Länder anreisen, haben vom Veranstalter zuletzt ein Zeitfenster von zwei Stunden zugestanden bekommen. Das Ergebnis ist eine Speeddating-Stimmung, die dem Business eher schadet. Die 270 Teilnehmer werden deshalb auch heuer wieder gute Miene zu diesem mühsamen Spiel machen müssen.

Ein Modell à la Basel, das Sammlern und Kuratoren zumindest einen Tag lang ungestörtes Sondieren ermöglicht, wäre eine Lösung. Dazu kommen aber auch Mängel in der Infrastruktur der auf den Universitätsbetrieb ausgelegten Stadt Maastricht, die mehrstündige Pilgerfahrten und geringe Ansprüche an Hotelkomfort fordert. Die Übersiedlung nach Amsterdam wäre eine Alternative, lässt Roman Herzig durchblicken.

Er ist einer der Österreicher, die zur Elite der Stammaussteller gehören. Bislang. Denn im 30. Jahr findet die Tefaf heuer ohne die Galerie St. Lucas (Zürich/Wien) statt. Eine Pause, weil er beim New-York-Ableger im Herbst fantastisch verkauft habe. Ausschließlich an Neukunden übrigens. Ein Potenzial, das das Maastrichter Mutterschiff, auch aufgrund sukzessive konkurrierender jüngerer Formate in etablierten Metropolen, kaum noch bieten kann.

Die größte Veränderung, erklärt Thomas Salis (Salzburg), habe weniger auf der Messe, als auf dem Kunstmarkt stattgefunden. Ein Wandel, auf den man seiner Meinung nach reagieren müsse. Es bedarf keiner "Publikumsmesse, wir brauchen keine Besuchermassen, sondern eine kritische Menge". Schließlich gehe es ums Business, in Schönheit zu sterben nütze keinem. Sein aktuelles Repertoire umfasst Top-Impressionisten und ausgewählte Meister der Moderne. Darunter Alfred Sisleys Les Chasseurs (1873) und Pierre Bonnards L'Allée cavalière, Tour Eiffel (1898) oder eine expressionistische Farbexplosion Emil Noldes (Abendwolken, 1936) und ein Atelierbild (1955) Alberto Giacomettis.

Zwei in einem

Ein für ihren Schwerpunkt auf Papierarbeiten Klimts, Schieles und Kokoschkas ungewöhnliches Kaliber halten Wienerroither & Kohlbacher bereit: zwei Basquiats in einem, für marktkonforme sieben Millionen Euro. Im zugehörigen Katalogheft schildert André Heller in einem Interview die zugehörige Geschichte, beginnend mit der Bekanntschaft und der Zusammenarbeit mit dem "sehr schönen, sehr wilden Geisterkind" im Rahmen des Luna Luna-Projektes 1987.

Damals schuf Basquiat einen Rahmen, auf den 29 miniaturartige Zeichnungen geklebt wurden. "Ein eigenständiges Kunstwerk", wie Heller betont, der 1990 in der Robert Miller Gallery (New York) dazu eine mit Acryl und Ölkreide geschaffene Papierarbeit von 1983 erwarb.

Unweit davon buhlt die von Johannes Faber zusammengestellte exquisite Auswahl an Fotoarbeiten. Das Spektrum reicht hier von feinstem frühen (Heinrich Kühn, Stillleben mit Katze, 1906) und späteren (Man Ray, Les Voies Lactées-Serie, 1974) Vintage bis zu Arnulf Rainers Totenmaske der Ehefrau des Malers Ferdinand Hodlers (18.500 Euro).

Wolfgang Bauer (Bel Etage), der seit 2009 die Sektion Design ergänzt, setzt hier traditionell auf eine Mischung, die sowohl Privatsammler als auch Innendekorateure zu beglücken versteht. Aktuell etwa mit einem imposanten 16-flammigen Palmettenluster von Bakalowits nach einem Entwurf Josef Hoffmanns (44.000 Euro) oder einem Paar Armlehnsessel, die Architekt Josef Urban einst für die Hagenbundausstellung 1905 kreierte. (Olga Kronsteiner, 3.3.2017)