Die Aufnahme entstand im westlichen Nordatlantik und zeigt den Kamm einer Monsterwelle.

Foto: Scientific Reports/Mitsuyasu

Miami – Sie heißen Monsterwellen, Kaventsmänner oder im Englischen Rogue- oder Freakwaves und treten nur verhältnismäßig selten auf – das dachte man zumindest bisher. Eine aktuelle Untersuchung scheint nun allerdings darauf hinzudeuten, dass die riesigen Wellen in den Ozeanen häufiger vorkommen als angenommen.

Der US-Wissenschafter Mark Donelan von der University of Miami hat gemeinsam mit Kollegen ein besonders spektakuläres Monsterwellen-Ereignis genauer unter die Lupe genommen: Die sogenannte Andrea-Welle wurde in den frühen Morgenstunden des 9. November 2007 von einigen Ölplattformen in der zentralen Nordsee registriert und war eine der höchsten und steilsten je beobachteten Monsterwellen überhaupt.

Innerhalb einer Stunde passierte die Welle eine Reihe von Sensorbojen, die unter anderem Wellenlänge, Richtung, Amplitude und Frequenz von Meereswellen erfassen können. Die dabei gesammelten Daten von insgesamt über 13.000 individuellen Wellen gaben den Wissenschaftern entscheidende Hinweise darauf, wie häufig Roguewaves in Erscheinung treten.

100 Meter breite Wasserwand

Die Andrea-Welle hatte demnach eine Breite von mindesten 100 Metern und eine Geschwindigkeit von 65 Kilometern pro Stunde. Daraus schlossen Donelan und sein Team, dass die Welle vermutlich die bis dahin mit 15 Metern (über dem mittlere Meeresspiegel) höchste von automatischen Messbojen erfasste Welle bei weitem übertroffen hatte. Gegenüber der signifikanten Wellenhöhe – das ist die Durchschnittshöhe des höchsten Drittels aller an diesem Tag registrierten Wellen – war die Andreas-Welle 1,63 bis 1,7 Mal höher.

Außerdem zeigte sich in den Daten, dass Monsterwellen nicht so selten sind wie gedacht: In einem Sturmgebiet können laut der in den "Scientific Reports" präsentierten Studie kleinere Varianten im Durchschnitt bereits zweimal pro Tag auftreten. Die steilsten und damit auch höchsten Roguewaves kommen immer noch alle drei Wochen vor. "Unsere Ergebnisse erlauben nun möglicherweise genauere Vorhersagen von Monsterwellen", meint Donelan. "In Zukunft könnten sie Schiffsbetreiber oder Öl- und Gasplattformen dabei helfen, früher auf eine drohende Gefahr zu reagieren". (red, 11.3.2017)