Seit Dezember mussten die Krauskopfpelikane unter den Zeltplanen ausharren, doch selbst diese Vorsichtsmaßnahme konnte sie nicht vor der Vogelgrippe schützen. Nun desinfiziert die MA 60.

Foto: Bianca Blei

Wien – Als der Berberaffe auf das Mähnenschaf springt und sich eng ankuschelt, zücken die Zoobesucher in Wien ihre Kameras und seufzen. Diese Szene ist viel fotogener als das, was sich hinter ihnen im gegenüberliegenden Gehege abspielt. Vor weißen Plastikzelten zeigt sich immer wieder eine Gestalt im Seuchenanzug und spritzt Flüssigkeit auf Gegenstände und die Zeltplanen. Es ist ein Mitarbeiter der für Veterinärdienste und Tierschutz zuständigen Magistratsabteilung 60, und er reinigt gerade den letzten Unterschlupf der Krauskopfpelikane.

Alle 21 Tiere sind eingeschläfert worden, 20 am Freitag, eines bereits am Tag zuvor. Der Verdacht auf Vogelgrippe hatte sich bestätigt. Zum ersten Mal in Schönbrunn.

Zoo-Tierarzt Thomas Voracek spricht von einer "schweren Entscheidung, die zum Schutz der Vogelpopulation im Tiergarten getroffen werden musste". Die Pelikane seien nämlich nicht nur mit H5N8 infiziert gewesen, sondern hätten auch eine große Menge des Virus ausgeschieden, so der Veterinärmediziner. Niemand hätte laut Voracek voraussagen können, wie lange die Tiere diese "biologischen Waffen" noch ausgeschieden hätten, und so habe man die Kolonie – eine der weltweit größten in Zoos lebenden – in Absprache mit der MA 60 eingeschläfert.

Um sicherzustellen, dass keine weiteren Tiere infiziert sind, bleibt der Großteil der Vögel in ihren Innenbereichen. Das Vogelhaus, das Regenwaldhaus und das Wüstenhaus bleiben bis auf weiteres im Tiergarten geschlossen. Gefahr für Besucher besteht nicht. Noch nie wurde das Virus auf Menschen übertragen. Gemeinsam mit den städtischen Veterinärdiensten überprüfen die Tierärzte des Zoos Teile des Vogelbestands. Dabei entscheidet die Behörde über den Ablauf der Untersuchungen. Doch nicht alle Vögel können in innenliegende Gehege gesperrt werden. So laufen etwa noch Emus durch die Außenanlage oder tauchen die Humboldt-Pinguine durch ihr Becken. Letztere haben laut Voracek gar kein anderes Gebiet als die Außenanlage, und auch die Laufvögel könne man nicht so ohne weiteres einsperren. "Bei manchen Tieren muss man abwägen, was wichtiger ist", so der Zoo-Tierarzt: "Beschützt man sie um jeden Preis vor der Krankheit, oder riskiert man damit nicht doch, dass manche Vögel zu großem Stress ausgesetzt werden? Es geht um Tierschutz."

Überwachungszone in Wien

Überraschend kamen die Infektionen der Pelikane nicht. Bereits seit Dezember waren die Tiere als Vorsichtsmaßnahme in den weißen Plastikzelten in ihrem Gehege untergebracht gewesen. Denn seit November grassiert die Vogelgrippe in Österreich und dem Rest Europas. Um den Jahreswechsel waren auch Zoos in London, Edinburgh und Dublin wegen der Grippe teilweise geschlossen gewesen.

Übertragen wurde das Virus in Schönbrunn laut Einschätzung Voraceks von einem Wildvogel: "Wir haben in den vergangenen Wochen und Monaten keine neuen Vögel erhalten."

Seit Ausbruch der Vogelgrippe wurden im Wiener Stadtgebiet 44 tote Wasservögel positiv auf H5N8 getestet, wie Ruth Jily, Leiterin der MA 60, erzählt. Seit Mittwoch gebe es in Wien deshalb in den Bezirken Innere Stadt bis Brigittenau und in Liesing eine Überwachungszone. Dort dürfen etwa keine Tiere transportiert werden, und die Tiere müssen regelmäßig tierärztlich untersucht werden. Jily verweist außerdem auf Stallpflicht, die in ganz Österreich seit Jänner gilt. Wann diese aufgehoben wird, entscheidet das Gesundheitsministerium. (Bianca Blei, 10.3.2017)