Bild nicht mehr verfügbar.

Große Fische gibt es nicht nur im Meer. Hier im Bild ein Mekong-Riesenwels: Angehörige dieser Art können drei Meter lang und 300 Kilogramm schwer werden.

Foto: APA/EPA/SUTHEP KRITSANAVARIN / WWF

Bild nicht mehr verfügbar.

Auch ein beachtlicher Brocken: die Riesenbarbe, die ebenfalls im Mekong vorkommt.

Foto: APA/EPA/ZEB HOGAN / WWF-Canon

Bild nicht mehr verfügbar.

Immer seltener kann man sehen, wie ein Amazonas-Manati die Nase aus dem Wasser streckt: Auch diese Seekuh-Art gilt als bedroht.

Foto: REUTERS/Bruno Kelly

Bild nicht mehr verfügbar.

Beim Gangesgavial, einem Krokodil mit charakteristisch schmaler Fischfang-Schnauze, sind die Bestände derart geschrumpft, dass er mittlerweile als stark bedroht eingestuft wird. Ausgewachsen können die Tiere fünf bis sechs Meter lang werden.

Foto: APA/EPA/FILIP SINGER

Riesen gibt oder gab es auch in Europa: Dieser Hausen wurde 1922 aus der Wolga gezogen. Die Stör-Verwandten zogen früher tausende Kilometer die Donau hinauf und gelangten bis nach Österreich. Heute gilt die Spezies als vom Aussterben bedroht.

Foto: Archiv

Wien – Die Megafauna, also Tiere von beträchtlicher Größe, hat seit jeher besonders stark unter der Ausbreitung des Menschen gelitten: Sobald der Homo sapiens eine neue Landmasse besiedelt hat, ist es mit der dortigen Megafauna bergab gegangen: ein Prozess, der sich über die Jahrtausende immer wieder abgespielt hat.

Megafauna bezieht sich aber nicht nur auf landlebende Vierbeiner: In den Meeren hatten oder haben die Bestände unter anderem von Walen, Haien oder Seekühen unter dem Menschen schwer gelitten. Und für die Bewohner von Binnengewässern – seien es Flussdelfine, Krokodile oder auch große Fische wie der Stör – gilt das gleiche. Viele dieser Arten sind gefährdet oder sogar akut vom Aussterben bedroht.

Wie an Land, so auch im Wasser

Forscher des Leibniz-Instituts für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) in Berlin, darunter Klement Tockner, mittlerweile Präsident des Wissenschaftsfonds FWF, haben sich den Ursachen dieses Trends gewidmet. In ihrem im Fachjournal "WIREs Water" veröffentlichten Paper untersuchten sie konkret Wirbeltiere, die in Süßwasserökosystemen leben und ausgewachsen mindestens 30 Kilogramm schwer sind.

Die Bedeutung solcher Wasserriesen "für die Biodiversität und für den Menschen kann gar nicht hoch genug eingeschätzt werden", so Fengzhi He vom IGB. Besonders anfällig für Einflüsse von Außen mache die großen Süßwasser-Tierarten ihre lange Lebenserwartung, stattliche Körpergröße, späte Geschlechtsreife und geringe Fruchtbarkeit.

Als zentrale Bedrohungen dieser Süßwasser-Megafauna nennt Fengzhi He die Fragmentierung von Lebensräumen und die Übernutzung von Binnengewässern. Dazu kommen noch Umweltverschmutzung, Lebensraumzerstörung, Invasion fremder Arten und die vom Klimawandel verursachten Änderungen.

Unterbrochene Wanderwege

Viele dieser Tierarten sind etwa auf durchgängige Fließgewässer angewiesen, um zu den Brut- bzw. Futterplätzen zu gelangen, was angesichts der zunehmenden Fragmentierung von Flussgebieten durch Dämme immer schwieriger wird. Diese versperren etwa dem Russischen Stör den Zugang zu 70 Prozent seiner Laichplätze vom Kaspischen Meer aus sowie sämtliche Laichplätze, die ursprünglich vom Schwarzen Meer aus erreichbar waren. Von Staudämmen seien auch viele andere Arten wie der Amazonas-Manati (eine Seekuh), der Ganges-Flussdelfin und der Mekong-Riesenwels betroffen.

Dabei nehme die Süßwasser-Megafauna eine Schlüsselrolle in den jeweiligen Ökosystemen ein: Aufgrund ihrer Größe stehen viele Arten an der Spitze der Nahrungskette, ihre Ausrottung hätte Einfluss auf die meisten anderen Lebewesen im lokalen Ökosystem. So gestalten Biber durch ihre Lebensweise ganze Flussläufe, mit entsprechenden Auswirkungen auf biochemische und hydrologische Prozesse. Mississippi-Alligatoren wiederum würden in den Everglades kleine Teiche und damit Lebensraum für viele Pflanzen und kleinere Tiere schaffen und erhalten.

Forscher kritisieren Vernachlässigung

Trotz der akuten Bedrohung vieler Arten seien sie auch von der Wissenschaft bisher weitgehend vernachlässigt worden, kritisieren die Studienautoren. Sie fordern, Verbreitungsmuster, Lebensgeschichte und Populationsdynamik der Süßwasser-Megafauna besser zu erforschen. Angesichts der Tatsachen, dass Binnengewässer zu den weltweit am stärksten bedrohten Ökosystemen zählten und der Verlust der Biodiversität hier schneller voranschreite als in marinen und terrestrischen Systemen, sei es wichtiger, nachhaltige Naturschutzstrategien für diese Ökosysteme und die Süßwasser-Megafauna zu entwickeln.(red, APA, 15. 3. 2017)