Nur weil ein paar Mediziner glauben, irgendwelche Bazillen im Mikroskop entdeckt zu haben, ist man der Heilung von Krankheiten nicht einen Schritt nähergekommen. Zumindest die strenge Schwester Oberin besteht darauf: "Der Körper muss sich selbst heilen. Mit guter Pflege und Gottes Hilfe." Kalte Wickel gegen Blinddarmentzündung? Denkste. Der Wurmfortsatz wird live entfernt und dekorativ im Hörsaal präsentiert.

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Die Pioniertaten der modernen Schulmedizin und welche Verwerfungen im Herzen der Berliner Charité folgten, erfasst der nach der Berliner Traditionsklinik benannte Sechsteiler ab heute, dienstags, um 20.15 Uhr, ARD.

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Wir schreiben 1888, das Jahr, in dem in Deutschland zwei Kaiser starben, erst der hochbetagte Wilhelm I. und nur wenige Monate später sein Sohn Friedrich nach Kehlkopfkrebs. Die politische Zeitenwende wird begleitet von bahnbrechenden medizinischen Erkenntnissen in einem patriarchalen System. Dorothee Schön (Drehbuch) und Sönke Wortmann (Regie) packen diese Errungenschaften in eine gefällige, vor allem aber schwerfällige Rahmenhandlung.

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In schulbuchhaften Dialogen wird die Arbeit von Robert Koch (Justus von Dohnányi), Emil Behring (Matthias Koeberlin), Paul Ehrlich (Christoph Bach) erspielt, werden Romanzen (Emilia Schüle) nacherzählt, Heldinnengeschichten (Alicia von Rittberg) konstruiert. Die Leichtfüßigkeit von Downton Abbey und Call the Midwife, woran man sich offenbar stilistisch orientierte, wird nie erreicht. Diese bedeutungsschwangere Fernsehklinik bräuchte dringend einen Arzt. (prie, 21.3.2017)