Etwa 450 Milliliter Blut werden pro Spende abgezapft.

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Bernadette Redl beschäftigt sich von Berufs wegen mit Gesundheit. Privat geht sie regelmäßig Blut spenden und will auch ihre Mitmenschen dazu motivieren.

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98-mal hat mein Papa schon Blut gespendet, umgerechnet sind das mehr als 40 Liter. Eine beachtliche Summe, die ich eines Tages auch erreichen will, so mein Vorsatz. Doch dafür braucht es Disziplin. Alle acht Wochen kann ich zur Blutspende gehen, als junge Frau aber höchstens viermal pro Jahr, Männer dürfen sechsmal.

Blut zu spenden ist selbstverständlich, so dachte ich zumindest als Kind immer. Von klein auf habe ich im Waldviertel meinen Papa alle paar Wochen sonntags zum Blutspenden ins Rot-Kreuz-Haus oder die Volksschule im Nachbarort begleitet. Danach gab es immer Mannerschnitten und Apfelsaft, für meinen Papa ein Glas Rotwein und Würstel – "Frankfurter, Debreziner oder gemischt?" war jedes Mal – und ist heute noch – die obligatorische Frage.

Schon damals war mir klar: Später werde ich auch einmal Blutspenderin. Als ich 18 war, war es so weit.

Dass nur drei Prozent der Österreicher regelmäßig Blut spenden, ist mir ein Rätsel. Dabei kann ich nachvollziehen, dass gerade in der Regelmäßigkeit der Hund begraben liegt. 19-mal habe ich in meinem Leben bis jetzt gespendet. Wenig, wenn man bedenkt, dass ich in meinem Alter schon 25-mal hätte spenden können. Doch wo ein Wille ist, ist nicht immer ein Weg. Eine Erkältung, ein zu niedriger Hämoglobinwert oder eine Fieberblase standen dem Aderlass in meinem Fall schon manches Mal im Weg. Und um ehrlich zu sein, es gab Monate, da habe ich schlichtweg darauf vergessen.

Ein gutes Gefühl

Ein blaues Terminfeld in meinem digitalen Kalender erinnert mich nun alle acht Wochen daran. Seit einiger Zeit kommt nach jeder Spende auch eine SMS vom Roten Kreuz, in dem steht, wann ich das nächste Mal spenden darf – leider ist diese Information nicht immer richtig, wie sich erst kürzlich wieder gezeigt hat. Dafür macht umso mehr Freude, dass in der Nachricht auch steht, wo meine letzte Spende einem Patienten verabreicht wurde – das schafft Nähe und gibt einem das gute Gefühl, tatsächlich jemandem geholfen zu haben.

In meinem Freundeskreis, der wie ich zum größten Teil aus dem Waldviertel stammt, ist die regelmäßige Blutspende für viele selbstverständlich. (Das scheint auch die Statistik zu bestätigen: 6,5 Prozent der Niederösterreicher gehen regelmäßig Blut spenden, in Wien sind es nur zwei Prozent.) Zumindest hin und wieder schaffen wir es, gemeinsam zu spenden. Über Facebook schickt jemand die Nachricht: "Hey, ich gehe am Donnerstag Blut spenden – wer kommt mit?" Treffpunkt ist die Blutspendezentrale auf der Wiedner Hauptstraße. Nebeneinander auf roten Liegen aufgereiht, lassen wir uns je 450 Milliliter Blut abzapfen und sitzen danach mit eingebundenen Armbeugen plaudernd zusammen.

Angst vor Nadeln

Hin und wieder gelingt es mir sogar, Bekannte oder Freunde zu ihrer ersten Blutspende zu überreden. Die meisten hält die Angst vor Nadeln davon ab. Und tatsächlich ist es nicht unbedingt angenehm, gestochen zu werden, auch ich zucke meist kurz zusammen – doch ein Grund, deshalb nicht Blut zu spenden, wäre das für mich nie. Wer sich schon einmal ein Pflaster von einer behaarten Körperstelle abgerissen hat, der wird auch eine Blutspende überstehen – ehrlich!

Meine nächste Spende ist ein Jubiläum – das 20. Mal, als Dankeschön bekomme ich dann eine Packung Merci oder eine Flasche Rotwein. Mein weiterer Plan: Wenn ich gesund bleibe, sind es noch 31 Liter Blut, 79-mal spenden oder fast 20 Jahre, bis ich das erreicht habe, was mein Papa geschafft hat. Auf die Frage, warum er regelmäßig Blut spenden geht, antwortete er mir unlängst ganz knapp: "Weil es mir nichts macht und anderen was hilft." So sehe ich das auch. (Bernadette Redl, 26.3.2017)