Die Saiga: eine Antilope wie keine andere.

Foto: Bayarbaatar Buuveibaatar

Frankfurt – Saigas machen Artenschützer regelmäßig nervös: Die Bestände der asiatischen Antilope mit der charakteristischen Rüsselschnauze haben im vergangenen Jahrhundert mehrfach extrem geschwankt: Auf Zeiten hoher Populationszahlen folgten Phasen der Überjagung oder in jüngerer Vergangenheit verheerende Epidemien, die die Tiere zu Tausenden dahinrafften.

Aber die Spezies kann auch Anlass zur Hoffnung geben, wie das Frankfurter Senckenberg Forschungsinstitut berichtet, das auf die einstmals viel weitere Verbreitung der Antilope verweist: Während der letzten Eiszeit waren die für Kälte und Trockenheit gut gerüsteten Saigas weit über die Nordhalbkugel verbreitet und wanderten gemeinsam mit Mammuts durch die Kältesteppen. Sie kamen in Europa ebenso vor wie im Nordwesten Nordamerikas.

Die Untersuchung

"Uns hat interessiert, warum der Lebensraum der Saiga-Antilopen heute viel stärker begrenzt ist als in der Zeit vor 45.000 bis 10.000 Jahren", sagt Hervé Bocherens vom Senckenberg Center for Human Evolution and Palaeoenvironment (HEP) an der Universität Tübingen. "Konnten sich die damaligen Tiere besser an unterschiedliche Umweltbedingungen anpassen oder sind die heutigen Antilopen vielleicht gar nicht an ihren derzeitigen Lebensraum gebunden?"

Die Forscher untersuchten die Kohlenstoff- und Stickstoffisotopie im Kollagen 76 fossiler und 52 rezenter Saigaknochen und -haarproben. Kollagen ist ein wesentlicher organischer Bestandteil des Bindegewebes in Knochen, Zähnen, Knorpeln, Sehnen, Bändern und der Haut. Die Zusammensetzung der Isotope im Knochenkollagen gibt Auskunft über die Nahrungsgewohnheiten.

Sie können auch anders

Das Ergebnis: "Anders als bisher vermutet, ernährten sich die Saigas der letzten Eiszeit sehr viel flexibler als ihre heutigen Vertreter – wir gehen daher davon aus, dass die gegenwärtigen Saigas nur in einer der für sie möglichen ökologischen Nischen leben", sagt Bocherens.

"Für den Schutz der Saigas bietet das Ausweichen in andere, auch kältere Gebiete eine große Möglichkeit", schließt der Wissenschafter: Die Gefahr, dass eine ganze Population einer Epidemie zum Opfer fällt, wäre bei größerer Verteilung deutlich geringer. Bei der Entwicklung von Schutzprogrammen solle berücksichtigt werden, dass man nicht vollkommen auf die semi-ariden Steppen angewiesen ist, in denen die heutigen Saigas leben. Sie meistern offenbar auch andere Lebensräume. (red, 25. 3. 2017)