Wien – Für Patienten mit schweren Schlaganfällen – bei denen große Blutgerinnsel Arterien verstopfen – gibt es seit 1. März in Wien einen neuen Therapiestandard. Für die Entfernung dieser Thromben mittels Katheter, einem äußerst diffizilen Eingriff, gibt es drei Zentren. Diese Behandlung, die endovaskuläre Therapie, kann rund um die Uhr durchgeführt werden.

Die Zentren befinden sich im AKH, im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder und in der zum Wiener Krankenanstaltenverbund gehörenden Rudolfstiftung. Patienten werden von auf Schlaganfallbehandlung spezialisierten Abteilungen, den sogenannten Stroke Units, nach der Diagnose in eines dieser Zentren gebracht. Das erklärten Mediziner der beteiligten Spitäler am Donnerstag bei einer Pressekonferenz.

Minimalinvasiver Eingriff

In Wien erleiden jedes Jahr rund 5.000 Menschen einen Schlaganfall. Ist ein kleineres Gefäß verschlossen, wird das Blutgerinnsel medikamentös aufgelöst. Bei den zehn bis 15 Prozent der Betroffenen, bei denen diese Methode nicht ausreicht, weil der Thrombus zu groß ist, wird versucht, diesen mechanisch zu entfernen. Eine internationale Studie hat 2015 ergeben, dass durch die endovaskuläre Therapie, die zusätzlich zur Thrombolyse erfolgt, bei mehr als 80 Prozent der Patienten eine Öffnung des verschlossenen Gefäßes erreicht werden kann. Am AKH wird die endovaskuläre Therapie seit 2011 durchgeführt.

Dem Patienten wird dabei über die Leiste ein Mikrokatheter in die betroffene Arterie im Gehirn geführt und das Blutgerinnsel herausgezogen. Der minimalinvasive Eingriff erfordert ein hoch spezialisiertes Team und wird von interventionellen Radiologen und Neurologen gemeinsam vorgenommen.

Zielführend ist der Eingriff allerdings nur dann, wenn er innerhalb von sechs Stunden nach Auftreten der ersten Symptome eines Schlaganfalls erfolgt. Zu den Symptomen gehören unter anderem Sprachstörungen und eine halbseitige Lähmung oder ein Taubheitsgefühl. Eine Thrombolyse ist in der Regel dann erfolgreich, wenn sie innerhalb eines Zeitfensters von vier Stunden erfolgt.

Rekordzeit von 43 Minuten

Menschen mit Schlaganfall-Symptomen sollten auf keinen Fall zuwarten, "bis es vielleicht eh wieder besser wird", mahnte Eduard Auff, Neurologe am AKH. "Das ist unser wirkliches Problem: Patienten, die vielleicht am Abend Symptome verspüren und glauben, bis in der Früh warten zu müssen", sagte der Experte. "Die Zeit, in der der Patient ins Spital kommt, muss noch kürzer werden."

Wurde der Patient mit der Rettung einmal in eine der neun Wiener Stroke Units gebracht, läuft die Versorgung wie am Schnürchen: Diagnose der Art des Schlaganfalls mittels CT, Thrombolyse und nötigenfalls Überstellung in eines der spezialisierten Zentren zur Thrombektomie. Von der Ankunft des Patienten bis zum Beginn der Therapie vergehen oft nur 30 Minuten, wie der Neurologe Wilfried Lang vom Krankenhaus der Barmherzigen Brüder berichtete. Rekordzeit waren bisher 43 Minuten, die zwischen der Ankunft und der Entfernung des Blutgerinnsels lagen. (APA, 30.3.2017)