Print-Nachrichten in Sprach-Version, Online-Gebärden-Dolmetscher, Apps über funktionstüchtige Aufzüge im öffentlichen Verkehr oder unterstützende Service- und Kuschel-Roboter, die ein selbstbestimmteres Leben ermöglichen können: Der digitale Wandel kann viele Chancen für Menschen mit Behinderungen bringen, resümierten Experten am Freitag bei einer Enquete der Grünen in Wien.

Veranstaltungsreihe im Parlament

Rund 60 Teilnehmer stellten im ersten Fachgespräch der Veranstaltungsreihe "Digitale (R)evolution" im Parlament digitale Veränderungen in den Fokus, die besondere Möglichkeiten für Behinderte eröffnen können. Diese müssen aber stets erkannt und konkret genutzt werden, weshalb eine Einbindung der Betroffenen schon im Vorfeld essenziell sei.

Es erscheint für außenstehende vielleicht banal, kann für einen Rollstuhlfahrer aber von großem Nutzen sein: Die Wiener Linien weisen seit einigen Jahren verfügbare und funktionstüchtige Aufzüge online aus. Das erleichtere seinen Alltag immens, schilderte Martin Ladstätter der Obmann des Behindertenberatungszentrum BIZEPS.

"Neue Technik und die Herausforderung, sich anzupassen und damit umgehen zu lernen, begleitet die Menschheit durch ihre gesamte Zivilisationsgeschichte" erklärte Christoph Gisinger vom Haus der Barmherzigkeit. In seinem Betrieb wurden erfolgreich Pflege-Roboter getestet, die sich vor allem bei Stürzen und deren Prävention bewährt haben und auf große Akzeptanz stoßen. Sie könnten das Leben von alleine zu Hause lebenden Senioren in den nächsten Jahren dramatisch verbessern. "Digitalisierung ist die Basis der Inklusion" meinte Klaus Miesenberger von der Johannes Kepler Universität Linz. Aber: "Technologie allein ist keine Lösung".

Oft mangelt es an Wissen

Für den Internet-Experten Rainer Wolfsberger setzt meist nicht Technologie die Grenzen beim Einsatz moderner Systeme für Menschen mit Behinderungen, sondern oft mangelt es an Wissen um die Möglichkeiten. Er forderte allgemeine Standards, um möglichst schnell eine breite Verfügbarkeit sicherzustellen.

Technische Innovationen können Motor für ein selbstbestimmteres Leben von Menschen mit Behinderung sein. Wenn man sie teilhaben lässt – nicht selten werden sie bei der Umsetzung vergessen oder nicht entsprechend berücksichtigt. "Gerade für Menschen mit Behinderungen können Innovationen oft einen Motor für ein selbstbestimmtes Leben darstellen", so die Grüne Wirtschafts- und Forschungssprecherin Ruperta Lichtenecker. Behindertensprecherin Helene Jarmer ergänzte, dass schon bei der Entwicklung neuer Technologien die Partizipation behinderter Experten zentral sei, um neue Formen der Exklusion zu verhindern. (APA, 31.3.2017)