Der Wiener Landessprecher Joachim Kovacs ist unglücklich mit dem Beschluss des grünen Bundesvorstands, die Jugendorganisation aus der Partei zu werfen.

Foto: Matthias Cremer

Wien – Der Landessprecher der Wiener Grünen, Joachim Kovacs, hat sich am Montag für den Verbleib der Jungen Grünen in der Partei ausgesprochen – auch wenn diese teilweise "große Fehler" gemacht hätten. Denn der "Rausschmiss" sei ebenfalls ein solcher, zeigte er sich in einem Facebook-Posting überzeugt. Er plädiert für eine "Nachdenkpause".

Das Vorgehen der Jungen Grünen rechtfertige den Rauswurf nicht, kritisiert Kovacs den Bundesvorstand. "Menschen, die etwas tun, die etwas bewegen wollen, machen auch mal Fehler. Und die Jungen Grünen haben verdammt viel getan", so Kovacs über die vergangenen Jahre, in denen die Teilorganisation unaufhaltsam gewachsen sei.

Gleichzeitig gesteht er ein: "Wäre ich die Gras, hätte ich mich auch angegriffen gefühlt. Das ist völlig klar." Die Partei hätte früher mit den Grünen Studierenden verhandeln müssen. Nun habe niemand wirklich gewonnen: "Weder die Grünen noch die, die sich eine nachhaltigere, solidarische Zukunft wünschen. Was für ein Bild geben wir nach außen ab?"

Kommunikation ein Desaster

Auch die Kommunikation sei ein Desaster gewesen: "Wer jedoch nur diese kritisiert, verkennt die politische Tragweite dieser Fehlentscheidung." Auch die SPÖ-Jugendorganisationen hätten immer wieder gegeneinander gearbeitet – man habe dort jedoch nie eine ausgeschlossen.

"Wir hatten eine Jugendorganisation, um die uns andere Parteien beneiden müssen. Jetzt haben wir keine mehr", schreibt Kovacs. Er fordert eine "Nachdenkpause". Es sei jetzt Zeit für Selbstreflexion, "aus der dann hoffentlich ein Plan der gegenseitigen Annäherung und Aussöhnung erfolgt".

Vorarlberger Grüne: "Verlust"

Die Geschäftsführerin der Vorarlberger Grünen, Juliane Alton, bezeichnete den Ausschluss der Jungen Grünen am Montag als "wirklichen Verlust". Den Entschluss, ihnen ein Ultimatum zu setzen, habe sie aber mitgetragen. "Ich habe keine andere Möglichkeit gesehen", sagte Alton der APA.

Die moderierten Gespräche, die Junge-Grüne-Sprecherin Flora Petrik vermisst hatte, hat es laut Alton seit einem halben Jahr gegeben, und zwar mit der stellvertretenden Bundessprecherin Ingrid Felipe. Selbstkritik äußerte Alton hinsichtlich einer der Ursache des Konflikts: dem von den Jungen Grünen kritisierten Konsensprinzip bei Abstimmungen der Gras. Alton: "Hier wäre es unsere Aufgabe, die Aufgabe der Partei gewesen, gemeinsam zu schauen, ob es eine Lösung gibt."

In puncto Vorarlberg zeigte sich Alton zuversichtlich. Die Vorarlberger Jungen Grünen haben eine eigene Rechtspersönlichkeit, die Kooperation laufe seit vielen Jahren sehr gut. An der Zusammenarbeit werde sich nichts ändern, die finanzielle Unterstützung der Landespartei bleibe aufrecht, und auch die Büroräume könnten sie weiter nutzen.

Tiroler Grüne geben sich zugeknöpft

Die Spitze der Tiroler Grünen gab sich am Montag hinsichtlich der Turbulenzen etwas zugeknöpft. Landeshauptmann-Stellvertreterin Ingrid Felipe, immer wieder als Nachfolgekandidatin für Eva Glawischnig gehandelt, ließ der APA ausrichten, dass sie bis auf weiteres keine Stellungnahme abgeben werde. Interne Angelegenheiten kommuniziere man sinnvollerweise intern, man richte niemandem etwas über die Medien aus. Landessprecher Hubert Weiler-Auer war nicht erreichbar. (APA, 3.4.2017)