In Hamburg sind neben den herkömmlichen Paketzustellern mittlerweile auch solche Roboter unterwegs.

Foto: APA/dpa/Daniel Bockwoldt

Dort testet Otto diese Zustellroboter.

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Wien – Couch-Commerce ist auf der Überholspur. Harald Gutschi kann seine Einschätzung, dass Einkaufen mit dem Smartphone gemütlich im Kreis der Familie boomt, auch mit Zahlen belegen. Der Anteil an der Gesamtnachfrage bei der Unito-Gruppe kommt mittlerweile zu 42 Prozent aus dem mobilen Bereich, so der Chef der der Österreich-Tochter des Versandhandelsriesen Otto.

100 Online-Shops weltweit betreibt die Otto-Gruppe insgesamt, 21 davon werden von der Österreich-Tochter Unito betrieben. Unter ihrem Dach sind altbekannte Marken wie Universal, Otto, Quelle und neue wie der Möbelhändler Ideas for Home zusammengefasst. Von Österreich aus wird der europäische Markt bearbeitet. Bestellt wird zwischen 19 und 22 Uhr, so Gutschi, der den Kulturwandel so beschreibt: "Der Fernseher ist zum Lagerfeuer der modernen Familie geworden, das Smartphone zur Fernbedienung."

Mobile Shopping explodiert

Worüber lange Jahre vor allem geredet worden sei, würde sich nun auch in Zahlen niederschlagen, so Gutschi. "Seit fünf Jahren explodiert Mobile." Im vergangenen Geschäftsjahr 2016/2017 erwirtschaftete die Unito-Gruppe einen Online-Umsatz von 303,6 Millionen Euro, ein Plus von 4,8 Prozent. Doch auch der Katalog lebt. Erstmals seit Jahren verzeichnet Print keinen Rückgang mehr. Lange Jahre war die Entwicklung anders. Seit dem Jahr 2009 hat sich der Online-Anteil von 67 Millionen auf zuletzt 303 Millionen Euro vervielfacht. Ein jährliches Plus von gut 24 Prozent. Der Print-Anteil ging dagegen seit 2009 von 114 Millionen auf 37,6 Millionen zurück, ein jährliches Minus von gut 17 Prozent. In zwei Jahren werde der Online-Anteil wohl bei 94 Prozent liegen, glaubt Gutschi. Der Rest werde wohl bei Print angesiedelt sein und bleibt "als Gegenbewegung zu Digitalisierung und Globalisierung".

Kunde als König

Auch eine frohe Botschaft für Konsumenten hat Gutschi mitgebracht: "Der Kunde ist König. Er entscheidet alles, wo er kauft, wann, und sogar was." Wer als Anbieter keine Kundenzentrierung forciere – denn Kundenbindung allein reiche nicht aus –, werde untergehen. Deswegen wurden im abgelaufenen Geschäftsjahr fünf Millionen Euro in Technologie investiert. "Das ist extrem teuer." Berührungsängste hat der Unito-Chef nicht. Lange hätte man gedacht, bestimmte Produktgruppen würden sich nicht für den Verkauf im Internet eignen. Das hätte sich mittlerweile als Irrtum herausgestellt. "Die Leute kaufen wie verrückt Möbel im Internet. Sie sind dort das nächste Big Thing."

Ohnehin ist Gutschi davon überzeugt, dass man sich in Sachen Digitalisierung am Anfang vom Anfang befinde. Und deswegen werden auch keine Experimente gescheut, auch wenn sie derzeit kein Geld versprechen, sondern im Gegenteil kosten. Mieten statt kaufen zählt etwa dazu. Was in Deutschland bereits erprobt wird, soll im kommenden Jahr auch in Österreich starten. Wie sich die Sache rechnet, will man sich erst dann anschauen. Geplant ist das Mietmodell in etwa so: Die Waschmaschinen startet ab einer Miethöhe von 35 Euro monatlich mit einer Mindestmietdauer von drei Monaten. Je länger die Mietdauer, umso günstiger der monatliche Beitrag. Bei einer zweijährigen Mietdauer könnte sie dann bei 25 Euro liegen.

Gerade für technische Produkte – von der Waschmaschine bis zum Fernseher – sieht Gutschi Vermiet-Potenzial. Aber auch Bekleidung eigne sich zum Herborgen. "Denken Sie an Anlassmode. Von Trachten über Brautmode bis zu Ballkleidern", sagte Gutschi. Experimentiert wird aber auch in Sachen Zustellung. Derzeit sind in Deutschland kleine Roboter unterwegs und sorgen laut Gutschi für Aufsehen. "Der eine oder andere ist auch schon verschwunden. Die Leute können das offenbar zu Hause gut gebrauchen." (rebu, 6.4.2017)