Google Maps ist ein beliebtes Tool zur Berechnung von Routen – es sei denn, man will mit den Wiener Linien fahren.

Foto: Wiener Linien/Johannes Zimmer

Wien – Will man in Wien vom Stephansplatz zur Stadthalle fahren, nimmt am besten die U3 Richtung Ottakring und steigt am Westbahnhof in die U6 um. Wer diese Route auf Google Maps sucht, wird zu Fuß geschickt oder muss mit Schnellbahnen mit der Kirche ums Kreuz fahren. Der Verkehrsbetrieb stellt seine Daten zwar seit 2013 öffentlich zur Verfügung. Doch Google greift – wie auch in Graz oder Linz – noch immer nicht darauf zu.

Open Service versus Open Data

App-Entwickler können bei den Wiener Linien auf Echtzeit-Abfahrtsdaten, Routing, Geodaten von Haltestellen und Aufzügen, Statistikdaten aus dem Betrieb von Straßenbahn, Bus und U-Bahn sowie eine Haltestellenliste mit GPS-Koordinaten zugreifen. Auf Nachfrage des STANDARD heißt es seitens des Verkehrsbetriebs, dass die Integration bei Google liege. Beim Internetriesen verweist man diesbezüglich auf Gespräche mit den Wiener Linien. Die Daten sind jedoch ohne Vereinbarung kostenlos, auch für kommerzielle Produkte nutzbar. Viele kleinere Entwickler verwenden sie für ihre Apps. Wieso also Google nicht?

"Google will Open Data, die Wiener Linien bieten nur einen Open Service an", erklärt Entwickler Patrick Wolowicz. Er hat die Öffi-Apps "Wann" und "Wave" entwickelt und engagiert sich mit der Initiative "Offene Öffis" für die Bereitstellung der Daten. Beim Service der Wiener Linien können Apps Anfragen an die Server stellen und erhalten die Antwort für die jeweils angefragte Route in einem eigenen Format. Google will jedoch die gesamten Routinginformationen als Download in einem offenen Format, um die Daten auf ihre eigenen Server zu übertragen, so Wolowicz. Viele Verkehrsverbünde würden das so handhaben.

Und eigentlich sieht der Entwickler die Verkehrsauskunft Österreich (VAO) in der Verantwortung, die Daten bereitzustellen. Die VAO bekommt die Daten aller Verkehrsbünde Österreichs, bereitet sie für einen einheitlichen Zugriff auf und bietet sie kostenpflichtig an. Bei "Offene Öffis" fordert man, dass die VAO die Daten grundsätzlich öffnet. Dass das passiert, ist aktuell jedoch nicht absehbar, sagt VAO-Geschäftsführer Stefan Mayr zum STANDARD. "Das Recht zur Weitergabe der Daten an Dritte liegt ausschließlich bei den Eigentümern der Daten."

ÖBB-Daten integriert

Anders sieht es aus, will man mit der Bahn reisen. Die Daten der ÖBB sind zwar nicht offen, bei Google aber trotzdem integriert. Daher lassen sich Routen mit der Schnellbahn berechnen. Für die Kooperation hagelte es viel Kritik. Entwickler fordern eine Freigabe, damit auch andere Anbieter auf die Daten zugreifen können. Bei der ÖBB heißt es, dass man daran arbeite, die "Voraussetzungen für die Datenweitergabe und einen zentralen Zugangspunkt zu schaffen." Die ersten Ergebnisse sollen im Laufe des Jahres veröffentlicht werden. (Birgit Riegler, 11.4.2017)