Das Planen am und mit Wasser ist höchst individuell. Das "Teichhaus" im oberösterreichischen Gramastetten wurde von den Planern in eine bestehende Gartenlandschaft mit Schwimmteich hineingesetzt.

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Two in a Box Architekten haben eine Villa am Millstätter See geplant.

Foto: TWOINABOX-ARCHITEKTEN/Simon Bauer

In Klosterneuburg stehen Kleingartenhütten oft auf Stelzen – das verlangt mancherorts die Bauordnung und ist der Nähe zur Donau und ihren Überschwemmungen geschuldet. "Mit den Jahren haben sich so unterschiedliche Gebäudetypen auf Stelzen entwickelt", erzählt die Architektin Johanna Schuberth vom Wiener Architekturbüro Schuberth & Schuberth: "So ist ein kurioser Wildwuchs entstanden: Tiroler Hütten stehen neben italienischen Palazzi auf Stelzen."

Weitaus dezenter sieht das "Stelzenhaus Weiss-Döring" aus, das Schuberth 2010 für eine vierköpfige Familie als Wochenendhaus erdachte. Planerisch sei das mehr Aufwand als das klassische Einfamilienhaus gewesen. Alleine, was die Technik betrifft: Senkgrube und Leitungen müssen auch bei Hochwasser dicht bleiben. "Eine Herausforderung war auch die Frage, wie man bei einem hochgehobenen Gebäude die Verbindung von innen und außen gewährleistet", erklärt Schuberth, die diese Frage mit einer Terrasse beim Wohnbereich löste.

Planen am Fluss

Auch bei der Auswahl der Materialien wurde auf das Wasser Bezug genommen: Innen und außen kam Holz zum Einsatz, der Boden besteht aus blitzblauem Kautschukbelag. "Und immer dort, wo es schöne Ausblicke gegeben hat, haben wir große Panoramafenster eingebaut", erzählt Schuberth. So seien auch manche der eher ungewöhnlichen Nachbarhäuser ausgeblendet worden. Wie diese Nachbarn auf das Stelzenhaus reagiert haben? "Am Anfang waren sie irritiert", so Schuberth. "Aber dann fanden sie es ziemlich gut." Auch bei Überschwemmungen habe sich das Haus mittlerweile bewährt.

"Einerseits gibt es die Gefahr des Wassers, andererseits den Charme des Wassers. Das macht es für Architekten spannend", sagt Christian Stummer vom oberösterreichischen Architekturbüro Two in a Box. Sein Büro ist alleine schon aufgrund seines Standortes – Ottensheim liegt an der Donau und war von den Überschwemmungen 2002 und 2013 stark betroffen – in Sachen Planen am Fluss sehr erfahren. 2012 haben die Architekten von Two in a Box aber auch eine Villa am Millstätter See konzipiert – inklusive Bootssteg und -haus.

Bei dem Seegrundstück handelte es sich um einen steilen Nordhang, der schlecht bebaubar war. "Einerseits geht es bei einem Haus am See immer um den Seeblick, andererseits gibt es auf einem Nordhang keine direkte Sonneneinstrahlung", erklärt Stummer die Herausforderung. "Es gibt einfach sehr wenige Idealgrundstücke. Da hilft man sich dann als Planer mit einigen Kniffen", so der Architekt. Die Lösung war ein Atriumhaus, wo die Sonne durch einen Innenhof ins Haus gelangt, gleichzeitig aber der Seeblick durch große Fenster gegeben ist.

Mit oder ohne Keller

Der technische Mehraufwand halte sich am Wasser in Grenzen, meint Stummer. Hohes Grundwasser gebe es beispielsweise auch anderswo, ein Keller sei mit entsprechendem Budget auch unter diesen Umständen möglich.

"Wir raten in solchen Fällen aber dazu, auf einen Keller zu verzichten", sagt Franz Seebacher von HPSA Architekten. Sein Büro hat im oberösterreichischen Gramastetten 2014 ein Teichhaus gebaut und dieses in eine be- stehende Gartenlandschaft mit Schwimmteich integriert. "Uns war die Verbindung zwischen Wasser und Innenraum wichtig", erzählt er. Daher gibt es eine große Terrasse mit Verbindungssteg. Das Gebäude ist teilweise aufgeständert, der Teich ragt bis zur Hälfte unter das Haus. "Grundgedanke war, dass man keine Distanz zum Wasser hat", sagt Seebacher. Ein Gedanke, der wiederum den Bewohnern von Stelzenhäusern in Klosterneuburg nicht behagen dürfte. (Franziska Zoidl, 3.5.2017)