Billiges Schiefergas in Corpus Christi bringt Voestalpine-Chef Wolfgang Eder trotz Mehrkosten beim Bau wohl auch künftig zum Lachen.

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Das Voestalpine-Werk in Texas kostete doch mehr als eine Milliarde Dollar – der STANDARD berichtete exklusiv am 9. November 2016

Linz/Corpus Christi –Der Hochlauf ist abgeschlossen, nun liegt die Endabrechnung aus Texas vor: Die Errichtung des Eisenschwammwerks in Corpus Christi kam die Voestalpine so teuer, wie Anfang November noch heftig bestritten: Die Gesamtkosten des Projekts belaufen sich auf 1,012 Milliarden Dollar (930 Millionen Euro), teilte Voestalpine am Mittwoch mit.

Im Jänner hatte der Linzer Stahl- und Verarbeitungskonzern für die Direktreduktionsanlage mit angeschlossenem Tiefseehafen am Golf von Mexiko voraussichtliche Gesamtkosten von 990 Millionen Dollar avisiert – das war zu diesem Zeitpunkt bereits erheblich mehr als die von Projektbeginn im Jahr 2012 bis zur Eröffnung der Anlage im Herbst 2016 kommunizierten 740 Millionen Dollar (550 Millionen Euro). Anfang November 2016 hatte ein Sprecher STANDARD-Informationen aus dem Aufsichtsrat, wonach das US-Werk etwas mehr als eine Milliarde Dollar kosten werde, noch brüsk zurückgewiesen. An der Basisinvestition von 742 Millionen Euro habe sich nichts geändert, so die Diktion.

Gründe für die Verteuerung

Als Gründe für die Verteuerung nannte der Linzer Stahl- und Verarbeitungskonzern damals wie heute wochenlange heftige Regenfälle, die zu Überschwemmungen auf dem direkt am Meer gelegenen Werksgelände (" eine anhaltend kritische Wetterentwicklung") in der Anfangsphase der Investition und eine deutliche Kosteninflation aufgrund des von der Schiefergasförderung angeheizten Baubooms in der Region rund um Corpus Christi. Gemeint ist der Preisanstieg von Beton, Baustahl, Verrohrungen, Montagen – über die Inflation hinaus. Während der Bauzeit seien in der texanischen Stadt von mehreren Konzernen in Summe 40 Milliarden Dollar investiert worden.

Auch Ergänzungsinvestitionen, die sich im Laufe des Baufortschritts als opportun erwiesen, trieben den Investitionsaufwand in die Höhe. So etwa wurde um rund zwölf Millionen eine Kaltbrikettieranlage errichtet, die sich binnen Jahresfrist rechnen werde, wie der Konzern verlautbart hatte.

Technische Optimierungsmaßnahmen und Umweltauflagen (Lagerkonzept und Lärmschutz) runden das Bild der Mehrkostenverursacher ab. So musste eine sieben Fußballfelder große Lagerhalle für Vormaterialien doch überdacht werden, weil die Staubentwicklung zu hoch wäre. Hinzu kamen "zusätzliche Effizienzsteigerungsmaßnahmen in den Bereichen Infrastruktur und Fördertechnik" in der Hochlaufphase.

Dollar oder Euro

"Das Projekt war immer in US-Dollar finanziert und auch abgerechnet – und die budgetierte Zahl lautete 742 Millionen Dollar", beteuerte Konzernsprecher Peter Felsbach einmal mehr. Nach aktuellem Wechselkurs entsprechen die damaligen 742 Millionen Dollar 682 Millionen Euro. Nur zum damaligen Wechselkurs seien es die 550 Millionen Euro gewesen.

Ob Dollar oder Euro: Das Werk, in dem Eisenpellets (Hot Briquetted Iron, HBI) erzeugt und zur Stahlverarbeitung nach Europa verschippert werden, kostet unterm Strich um mehr als ein Drittel mehr. Ihnen stehen Einsparungen von rund 200 Millionen Euro überwiegend im Energiebereich (durch billiges Schiefergas) gegenüber, die Voestalpine Jahr für Jahr lukrieren will. Das relativiert die Kostenexplosion, die bilanziell großteils verdaut ist. Auf das abgelaufene Geschäftsjahr 2016/17 (Ende März) entfalle "nur noch eine vergleichsweise überschaubare Restinvestition". (ung, APA, 10.5.2017)