Wien – Die Bundeswettbewerbsbehörde wollte sich ohnehin eingehender mit dem Werbemarkt in Österreich befassen. Nun bietet sich gleich der nächste Anlassfall nach der – ohne Kartellgericht genehmigten – Übernahme von ATV durch den privaten TV-Werberiesen ProSiebenSat1Puls4. Österreichs zweitgrößte Mediaagentur Media.at soll an die bisherige Nummer fünf verkauft werden, das internationale, börsenotierte Werbenetwork Dentsu Aegis.

Nach monatelangen Verhandlungen über den Preis – kolportiert: unter 20 Millionen Euro – und wohl auch Verbleib der Kunden wurde Dienstag der Kaufvertrag unterzeichnet (der STANDARD berichtete).

Grafik: STANDARD

Den Verkauf verkomplizierte: Media.at gehört bisher zu 25 bis 27 Prozent A1, Bawag PSK und Lotterien, zu rund 20 Prozent der Post und zu knapp einem Prozent der Industriellenvereinigung. Die beteiligten Firmen sind wesentliche Kunden der Mediaagentur.

Mediaagenturen planen, welche Medien für Kampagnen gebucht werden, und kaufen Werbeflächen und Werbezeit. Den Wert und Kaufpreis einer Agentur bestimmen wesentlich ihre Kunden und deren Verbleib.

Auch keine Erleichterung: Während des seit einem Jahr formell geführten Verkaufsprozesses ermittelten zudem Behörden wegen Verdachts auf – länger zurückliegende – Parteienfinanzierung über die zur Gruppe gehörende Mediaselect zugunsten der ÖVP.

Bei der Wettbewerbsbehörde steht nun eine erstarkte Nummer zwei im Markt der österreichischen Mediaagenturen zur Prüfung an – nach Bruttowerbevolumen laut Focus deutlich kleiner als die Agenturen der Group M.

Den Chef der Wettbewerbsbehörde, Theodor Thanner, ließ der scheidende Vizekanzler und Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner zuletzt noch per Regierungsbeschluss verlängern. (fid, 10.5.2017)