Die Bienen sind wieder unterwegs. Für Allergiker können Bienenstiche lebensbedrohlich sein.

München – Der Sommer ist im Anmarsch, und mit ihm beginnt für viele Allergiker und Allergikerinnen auch die Angst vor Bienenstichen. "Allergische Reaktionen gegen Insektengifte sind potenziell lebensbedrohlich und eine der schwerwiegendsten Hypersensitivitätsreaktionen", sagt Simon Blank. Er ist Arbeitsgruppenleiter am Zentrum Allergie und Umwelt (ZAUM), das vom Helmholtz Zentrum München und der TUM betrieben wird.

Hier kann die Allergen-spezifische Immuntherapie – besser bekannt als Hyposensibilisierung – helfen. Dafür wird den Patienten das Gift in sehr geringen Dosen unter die Haut gespritzt. Das soll dazu führen, dass sich der Körper daran gewöhnt und eine überschießende Reaktion des Immunsystems im Falle eines Bienenstichs ausbleibt. Jedoch gibt es laut Blank und seinem Team bei dem Verfahren möglicherweise Verbesserungsbedarf.

Manche Allergene unterrepräsentiert

"Mittlerweile ist bekannt, dass es sich beim Bienengift um einen Cocktail handelt. Darin sind vor allem fünf Komponenten besonders relevant für Allergiker", erklärt Blank. "In unserer aktuellen Untersuchung von kommerziellen Präparaten konnten wir allerdings zeigen, dass diese sogenannten Major-Allergene nicht überall in ausreichender Menge vertreten sind – manche Allergene sind stark unterrepräsentiert!"

Während in manchen Präparaten alle Giftkomponenten gleichmäßig vorkamen, seien in anderen bis zu drei der fünf Allergene in zu geringen Mengen vorhanden gewesen, so die Autoren. Was das genau für den Therapieerfolg bedeutet, das können die Wissenschafterinnen und Wissenschafter noch nicht konkret benennen. Blank: "Bisher kann durch Studien nicht belegt werden, wie groß die Bedeutung für die Therapie ist. Da aber rund sechs Prozent der Patienten ausschließlich gegen diese drei Allergene sensibilisiert sind, könnte deren Unterrepräsentation in den Präparaten zumindest für diese Patienten Einfluss auf den Therapieerfolg haben."

Maßgeschneiderte Hyposensibilisierung

Wenn also Patienten nun auf bestimmte Allergene im Bienengift reagieren, diese aber eventuell nicht in ausreichender Menge in den Präparaten vorkommen, ergibt sich die Frage, wie stark die Hyposensibilisierung gegen Bienenstiche dem Einzelnen nutzt.

Carsten Schmidt-Weber, Direktor des ZAUM, sieht es so: "Die überwiegende Mehrheit der Patienten profitiert von einer solchen Behandlung. Allerdings wäre eine wünschenswerte Zielsetzung, die sich aus dieser Arbeit ergibt, dass Patienten künftig eine maßgeschneiderte Behandlung bekommen. Also ein Präparat mit genau den Allergenen, auf die sie reagieren." Aufgrund der Kosten und der relativ kleinen Patientenzahlen lägen individuelle Therapien jedoch noch in weiter Ferne.

Zur Untersuchung

Für ihre Analyse hatten die Forscher zunächst Antikörper gegen die fünf einzelnen Bienengift-Allergene hergestellt, um diese nachweisen zu können. Konkret ging es um die Proteine Api m 1, 2, 3, 5 und 10. Die Abkürzung Api m stammt vom lateinischen Fachbegriff für die Honigbiene Apis mellifera. Ihr Gift heißt entsprechend Apitoxin. Im Anschluss testeten sie deren Anteil in vier verschiedenen Präparaten zur Hyposensibilisierung und untersuchten dabei auch verschiedene Chargen. In manchen Präparaten waren alle Allergene in ausreichender Menge vorhanden, in manchen nicht.

Hinsichtlich der Auswirkungen auf die Therapie müssen konkrete Studien Ergebnisse liefern. Kürzlich konnte allerdings eine andere Studie (Frick et al., JACI 2016) zeigen, dass eine Sensibilisierung vornehmlich gegen Api m 10 ein erhöhtes Risiko für einen Misserfolg der Immuntherapie darstellt. Ob das mit einem geringen Anteil von Api m 10 in den Präparaten zusammenhängt, wurde in der Studie nicht untersucht. (red/idw, 16.5.2017)