"Das ist der letzte Ort auf der Welt an dem ich sein will", soll Sicherheitsberater General H.R. McMaster am Montag gesagt haben, bevor er US-Präsident Donald Trump verteidigte. Tags darauf widersprach ihm der Präsident.

Foto: APA / AFP / Saul Loeb

Bild nicht mehr verfügbar.

Sean Spicer allein: Es wird immer schwerer für die US-Regierung, Personen zu finden, die Trump verteidigen. Viele haben Angst vor der Reaktion des Präsidenten.

Foto: AP / Susan Walsh

Die Nato bereitet Staats- und Regierungschefs darauf vor, beim Gipfel kommende Woche nur kurze Statements abzugeben. Man ist in Sorge, Donald Trump zu langweilen.

Foto: APA / AFP / Emmanuel Dunand

Washington – Die glaubhafteste Begründung, wieso Donald Trump nicht absichtlich Geheimnisse an Russland verraten haben kann, schreibt die New York Times am Mittwoch, trauen sich seine Mitarbeiter nicht öffentlich zu äußern: Der Präsident kennt schlicht keine echten Geheimnisse, die er preisgeben könnte. Denn ihm fehlt das Interesse am Detail. Trump habe immer noch nicht begonnen, seine täglichen Geheimdienstbriefings vollständig zu lesen, beklagen sie. Und wenn, dann verlange er sie in einfacher Form. Ein Zettel mit Aufzählungspunkten, möglichst mit vielen Grafiken und Bildern soll es sein, den er sich wünscht. Dass er sich nicht täglich mit langwierigen Informationen aufhalten werde, hatte er schon vor Amtsantritt verkündet. "Ich bin, sozusagen, eine gescheite Person. Ich muss nicht acht Jahre lang täglich das gleiche hören", sagte Trump damals in einem Interview.

Mittlerweile wird die geringe Aufmerksamkeitsspanne auch für enge Mitarbeiter zum Problem, berichten mehrere US-Medien unter Berufung auf Quellen aus dem Weißen Haus. Dass sich der Oberbefehlshaber der US-Streitkräfte besser vorbereiten müsse, habe nicht zuletzt das Debakel rund um die Weitergabe von Informationen an Russland gezeigt. Einsicht habe dieser bisher aber nicht. Seine Stimmung wird als "unwirsch und düster" beschrieben, er wende sich zunehmend auch gegen enge Mitarbeiter, deren Inkompetenz er beklage und über deren Austausch er offen nachdenke. "Das ist der letzte Ort auf der Welt an dem ich sein will", soll Sicherheitsberater General H.R. McMaster am Montagabend zu Kollegen gesagt haben, bevor er im Presseraum des Weißen Hauses zu einer öffentlichen Verteidigung Trumps ausholte. Tags darauf widersprach der Staatschef den Worten seines angesehenen Mitarbeiters.

"Wir haben keine Ahnung, was gesagt wurde"

Trumps Management-Stil, den er ins Weiße Haus mitgenommen habe, behindere auch die Versuche seines Teams, den neuesten Skandal zu entschärfen – jenen rund um die angebliche Bitte Trumps an den entlassenen FBI-Chef James Comey, Ermittlungen zu Russlands Kontakten zum früheren Sicherheitsberater Michael Flynn einzustellen und darüber nachzudenken, Journalisten, die über die Ermittlungen berichten, zu inhaftieren. Denn nach einem Bericht von Politico hat das Weiße Haus, anders als Comey selbst, keinerlei Abschrift des Gespräches zur Hand. Trump habe nach der Unterhaltung niemandem vollständig erzählt, worüber er sich mit dem FBI-Chef unterhalten habe. "Wir haben wirklich keine Ahnung, was gesagt wurde", zitiert das Magazin eine Quelle aus dem Weißen Haus.

Wegen dieser Unsicherheiten wird es für Trumps Teams auch immer schwieriger, Personen zu finden, die bereit sind, den Präsidenten in den Medien zu verteidigen. Weder sein Presseteam noch ihm nahestehende Personen wüssten genau, was der Präsident hören wolle. Viele hätten Sorge vor seiner Reaktion – und davor, dass ihnen der Chef nur kurze Zeit, nachdem sie sich öffentlich für ihn in die Bresche werfen via Tweet oder in einem unangekündigten Interview öffentlich in den Rücken fallen könnte. Trump selbst hat deswegen kürzlich vorgeschlagen, die täglichen Pressebriefings einzustellen. Er umschreibt sich in einem Tweet als "sehr aktiver Präsident", was es seinen Mitarbeitern erschwere, die Öffentlichkeit "mit perfekter Genauigkeit" zu informieren.

Deshalb, und weil sie ungeplante Aussagen Trumps fürchten, sollen Berater zunehmend darauf drängen, bei Treffen mit ausländischen Würdenträgern selbst dabei zu sein. Sicherheitsberater McMaster soll zudem schon mehrfach den Ärger Trumps auf sich gezogen haben, weil er "kleine Korrekturen und Vorbehalte" zu dem eingebracht habe, was Trump sagte, schreibt die New York Times. Der Staatschef soll seinen Mitarbeiter deshalb immer öfter als "Nervensäge" bezeichnen.

"Es ist, als würde man sich auf ein Kind vorbereiten"

Die Unsicherheit, wie Trump auf bestimmte Dinge reagieren könne, zieht auch weitere Kreise. Bei der Nato bereitet man sich darauf vor, dass der große Gipfel in Brüssel , an dem Trump am 25. Mai teilnehmen soll, ungewöhnlich ausfallen könnte. Rednern soll geraten worden sein, in ihren Statements kurze Sätze zu verwenden und die Reden auf höchstens vier Minuten zu beschränken, zitiert Foreign Policy aus Gesprächen mit US-Diplomaten, die an der Vorbereitung beteiligt sind. Die Allianz ist in Sorge, sonst die Aufmerksamkeitsspanne des Präsidenten zu überfordern, und genervte Tweets aus dem Konferenzraum zu provozieren.

"Es ist, als würden sie sich auf den Umgang mit einem Kind, vorbereiten", werden Beamte zitiert, "auf jemandem mit gereiztem Temperament, der kein Wissen über die Nato und kein Interesse an tiefergehenden Themen hat". Deshalb will man dem Bericht nach diesmal auch auf ein gemeinsames schriftliche Schlussstatement verzichten. Die Nato-Mitglieder seinen in Sorge, dass Trump von dem, was er dort lesen würde, verärgert sein könnte. (Manuel Escher, 17.5.2017)