Befreiend und entspannt – so fühlt sich arbeiten ohne Schuhe an.

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Bernadette Redl beschäftigt sich von Berufs wegen mit Gesundheit. Überlegungen zum Thema Gesundheit am Arbeitsplatz kommen da ganz automatisch.

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Sitzen ist schlecht, vor allem, wenn man es oft und lange tut. Ich weiß das und bin deshalb auf jedem Langstreckenflug und jeder längeren Zugfahrt mit einer Anti-Thrombose-Anleitung ausgestattet, bestehend aus Internet-Ausdrucken mit den besten Fuß- und Beinübungen gegen ein Blutgerinnsel.

Während ich auf Reisen also gut vorbereitet bin, kommen meine Füße, was Bewegung anbelangt, unter dem Schreibtisch im Büro eigentlich auch viel zu kurz, dachte ich kürzlich. Acht Stunden Büroarbeit sind schließlich nicht ohne, trotz kurzer Wege in die Küche, zum Drucker oder zur Besprechung.

Erste Maßnahme: Schlapfen. Eingepfercht in hartes Leder fühlt wohl kaum ein Fuß sich wohl, vom Frischluftmangel ganz zu schweigen. Schuhlose Füße bedeuten Freiheit. Zumindest während ich an meinem Schreibtisch sitze, baumeln meine Treter nun frei und beweglich über dem Boden. Nur wenn ich aufstehe, schlüpfe ich in meine – zugegeben etwas rustikal nach Berghütte aussehenden – Schlapfen. Damit bin ich übrigens im Büro, zumindest hier in meinem Stockwerk, weit und breit die einzige Pantoffelheldin.

Wildes Gezappel

Zweiter Schritt: Mein kleiner grüner Gymnastikball darf mit in die Redaktion. Unter meinem Schreibtisch rolle ich ihn mit den Füßen hin und her, so bleibt mein Unterkörper in Bewegung.

Das fällt den Kollegen natürlich auf, vor allem, weil ich durch meine Beinübungen auf dem Drehsessel wild herumzapple. Von Holzrollen für die Fußgesundheit erzählt mir eine Kollegin. Sie sollen mich laut Werbebotschaft "zurück zur Natur des Gehens" bringen.

Unser Fuß sei dafür gemacht, Unebenheiten auszutarieren, erklärt Clemens Haslinger, Inhaber des Geschäftes Achill & Söhne, das auf Füße spezialisiert ist. "Aber die meisten von uns bewegen sich nur auf ebenen Flächen, da werden die Füße nicht mehr gefordert." Das klingt logisch, ich teste.

Die "Wildfüssler", so heißen die Holzrollen, gibt es im Modell Kiesel – für die tägliche Massage der Fußmuskulatur – und im Modell Rundlig – für die Massage der tiefergelegenen Gewebsschichten und Faszien. Es kitzelt, ist mein erster Gedanke. Vor allem die Übungen mit dem Kiesel gehen mir durch Mark und Bein, seine spitzen Zacken spüre ich bis in den Bauch hinauf.

Barfuß aufgewachsen

"Die Rollen dehnen die Sehnen, regen die Durchblutung an und transportieren somit Schadstoffe ab. Die Rapidler verwenden sie vor dem Spiel, Läufer vor dem Lauf", sagt Haslinger. Wer die Rollen verwendet, kann "täglich die positiven Effekte des Barfußgehens in der Natur genießen, wann und wo er oder sie will", heißt es im Anwendungsvideo auf der Homepage.

Als Mädchen vom Land, das quasi barfuß aufgewachsen ist, bin ich skeptisch, denn wie soll ein Rolle aus Holz das Gefühl ersetzten, mit bloßen Füßen durch nasses Gras, auf einem Waldboden oder über spitze Steine im Bach zu gehen? So lange ich auch hin- und herrolle – ein solches Gefühl will sich nicht einstellen. Und dennoch: Zumindest der Effekt ist da, meine Beine fühlen sich durchbluteter an, meine Fußsohlen kribbeln.

Für die Tage im Büro sind die Fußrollen eine Notlösung. Besser eine Notlösung als gar keine Lösung, denke ich. Für alle anderen Tage nehme ich mir vor, wieder öfter schuh- und sockenlos zu gehen. Das scheint ohnehin ein Trend zu sein, zumindest mir begegnen in letzter Zeit immer öfter Menschen barfuß in der Stadt, sogar in der U-Bahn! (Bernadette Redl, 21.5.2017)