Die Polizei geht von einem Selbstmordattentäter aus. Was über die Hintergründe bekannt ist, berichtet ORF-Korrespondentin Bettina Prendergast.

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Andreas Pfeifer, Leiter der ORF-Außenpolitikredaktion, erläutert, welche Auswirkungen dieser neuerliche Anschlag auf das Land hat, das mitten im Wahlkampf ist.

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Die Behörden sperrten das Gebiet um die Manchester Arena großflächig ab.

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Die Stimmung war auch Stunden nach der Explosion noch in vielen Teilen der Stadt äußerst gespannt.

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Schwer bewaffnete Polizisten sicherten das Gelände.

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Was wir bisher über den mutmaßlichen Terroranschlag in Manchester wissen:

  • Mindestens 22 Menschen sind bei einem mutmaßlichen Terroranschlag in Manchester getötet worden.
  • Mindestens 50 Menschen wurden verletzt.
  • Der Vorfall ereignete sich kurz nach dem Konzert der Popsängerin Ariana Grande in der Manchester Arena.
  • Die Halle fasst 21.000 Personen, sie soll ausverkauft gewesen sein.
  • Viele der Besucher waren Kinder und Jugendliche.
  • Die britische Polizei behandelt den Vorfall vorerst als Terroranschlag. US-Nachrichtendienste berichten, dass ein Selbstmordanschlag vermutet wird.
  • Um 9 Uhr Ortszeit (10 Uhr MESZ) findet eine Krisensitzung der Regierung statt.
  • Der Wahlkampf wurde landesweit ausgesetzt.

Manchester – Nach einem Konzert in der britischen Manchester Arena ist es am Montagabend zu einer Explosion gekommen. Die Polizei und die Rettungsdienste bestätigten einen "ernsten Vorfall" und sprachen von mindestens 22 Toten. Zudem gebe es mindestens 50 Verletzte und noch mehrere Vermisste. Man gehe vorerst von einem Terrorangriff aus, sagte Polizeichef Ian Hopkins. Der Angreifer wurde demnach durch die Explosion eines selbstgebauten Sprengsatzes bei dem Attentat getötet. Priorität bei den Ermittlungen habe laut Hopkins derzeit herauszufinden, ob der Täter allein gehandelt habe.

Die Agentur Reuters und der TV-Sender NBC berichteten unter Berufung auf US-Quellen, man vermute einen Selbstmordanschlag. Die britische Polizei teilte mit, der Vorfall werde vorerst wie ein Terroranschlag behandelt. Dies gelte, bis andere Erkenntnisse vorlägen.

Die britische Regierung setzte eine Krisensitzung für Dienstag 9 Uhr Ortszeit (10 Uhr MESZ) an. Zeugen, die beim Auftritt der Popsängerin Ariana Grande in der Mehrzweckhalle anwesend waren, sprechen von einem lauten Knall nach Ende des Konzerts gegen 22.30 Uhr Ortszeit (23.30 MESZ).

Nach Angaben der Polizei ereignete sich die Explosion im Foyer. Augenzeugen wollen dort Schrauben und Muttern auf dem Boden gesehen haben, die möglicherweise aus der Bombe stammten. Der Veranstalter sprach von einer Explosion in einem öffentlichen Raum außerhalb der eigentlichen Konzerthalle. Die Kassen befinden sich außerhalb der eigentlichen Arena.

Bei dem Konzert waren bis zu 21.000 Menschen anwesend, viele davon Kinder, die von ihren Eltern begleitet wurden, und Jugendliche. Nach Angaben von Zeugen könnten sich auch Menschen bei der Flucht aus dem Gebäude verletzt haben.

Die BBC hat Augenzeugenberichte und Videos gesammelt.

Weil viele auch aus anderen Städten angereist waren, boten hilfsbereite Bewohner von Manchester unter dem Twitter-Hashtag #RoomForManchester Herbergen an. Taxifahrer transportierten die Konzertbesucher gratis nach Hause. "Zuerst dachten wir, dass einer der riesigen Gasballons auf dem Konzert geplatzt sei. Aber als wir draußen waren, sahen wir, dass es etwas Ernsteres gewesen sein muss", zitierte der britische Nachrichtensender Sky News eine Besucherin.

Facebook aktivierte für Manchester den "Safety Check", mit dem User ihren Freunden und Bekannten mitteilen können, dass sie in Sicherheit sind.

Zahlreiche Verletzte wurden in Krankenhäuser der Stadt eingeliefert. Die Behörden forderten die Bewohner von Manchester auf, nur im äußersten Notfall die Rettungsdienste zu rufen. Diese seien wegen der hohen Zahl an Verletzten im Dauereinsatz.

"Ein leichtes Ziel"

Ein Sprecher des Stadtrates von Manchester, Pat Carney, sagte der BBC: "In der Welt, in der wir leben, gab es natürlich Notfallprozeduren für einen solchen Fall." Aber eine Arena, in der Kinder und Jugendliche feierten, sei dennoch ein "leichtes Ziel".

Bürgermeister Andy Burnham drückte in einem Tweet sein Mitgefühl mit den Opfern aus.

Auch Premierministerin Theresa May, eigentlich gerade im Wahlkampf für das Unterhausvotum am 8. Juni, äußerte in einem Statement Beileid für die Opfer und ihre Angehörigen. May setzte die Wahlkampagne ihrer Partei aus. Sie verwies in ihrer Aussendung darauf, dass die Polizei den Vorfall als eine "entsetzliche Terrorattacke" behandle.

Sollte sich die Vermutung eines Anschlages bestätigen, wäre es der schlimmste seit den Londoner U-Bahn-Explosionen von 2005. Damals hatten islamistische Attentäter 52 Menschen getötet.

Auch der oppositionelle Labour-Chef Jeremy Corbyn zeigte sich bestürzt. Auf Twitter schrieb er: "Furchtbarer Vorfall in Manchester. Meine Gedanken sind bei den Betroffenen und unseren großartigen Rettungsdiensten." Auch er suspendierte vorerst den Wahlkampf und schloss sich damit den konservativen Torys, der schottischen Nationalpartei SNP und den Liberaldemokraten an.

Ein Sprecher Ariana Grandes bestätigte, dass die 23-Jährige unverletzt, aber schockiert sei. Via Twitter teilte sie mit, sie sei "am Boden zerstört". "Aus tiefstem Herzen: Es tut mir so leid. Mir fehlen die Worte."

Bundeskanzler Christian Kern (SPÖ) postete auf Facebook: "Die Nachrichten aus Manchester sind furchtbar und erschütternd. Mein Mitgefühl gilt den Opfern und ihren Familien." Außenminister Sebastian Kurz (ÖVP) sagte via Twitter: "Meine Gedanken sind bei den Familien und Freunden der Opfer." (red, 23.5.2017)