"Does Ilse know about this?" Kathrine Switzer wirkte irritiert. Und fragte lieber noch einmal. "Are you sure, this is okay with her?" Doch nach diesem kurzen Hochziehen der Augenbraue war die große Dame des Frauenlaufsports rasch wieder die charismatische und (fast) immer lachende Frau, die ich ein paar Wochen zuvor in Boston kennengelernt hatte und die ich hier wieder traf: Es war der Donnerstag vergangener Woche – und Ilse Dippmann, die Erfinderin und Veranstalterin des österreichischen Frauenlaufes, hatte zum Get-Together in den Stadtpark gebeten. Auch, um neben den Siegerinnen der letzten Jahre ihren wichtigsten Gast des 30. Lauf-Geburtstages zu präsentieren und zu ehren: Kathrine Switzer – jene Frau, die vor 50 Jahren in Boston alle Regeln der Männer-Sport-Kamarilla gebrochen hatte und als erste Frau mit einer Startnummer einen Marathon gelaufen war.

Foto: Thomas Rottenberg

Zu behaupten, dass ich Kathrine Switzer wirklich kenne, wäre ein wenig vermessen. Die paar Male, die ich mit ihr zu tun hatte, habe ich sie aber als direkte, energiegeladene und mehr als nur charismatische Frau kennen und schätzen gelernt. Eine Frau, die sagt, was sie denkt, Konflikten nicht ausweicht – aber dann, wenn sie das Gefühl hat, dass man auf Augenhöhe und auf der gleichen Seite steht, viel Humor und auch Selbstironie hat: "You know that I know what it feels like to be an alien in a crowd," klopfte sie mir warnend-lachend auf die Schulter, als klar war, dass ich nicht vorhatte, Dippmanns Laufparty zu crashen – oder gar irgendein aktionistisch-antifeministisches Buben-Statement plante: Switzer strahlte sogar, als ich ihr erzählte, warum ich am Sonntag als vermutlich einziger erwachsener Mann beim Frauenlauf mitlaufen würde: "Oh, this is great! Good luck. And have fun."

Foto: Thomas Rottenberg

Auf die Idee, beim Frauenlauf zu laufen, wäre ich selbst nie gekommen. Ich finde es nicht nur okay, sondern auch wichtig, dass es solche Veranstaltungen gibt. Zum einen weil es nachvollziehbar ist, dass viele Frauen und Mädchen Selbstvertrauen tanken, wenn sie nicht vor oder neben Männern bestehen müssen oder an oder von ihnen gemessen werden.

Zum anderen aus einem politischen Grund: Switzer brach vor 50 Jahren eine Männerdomäne auf – den Langstreckenlauf. Das feierte man am Ostermontag 2017 dort, wo der Tabubruch stattgefunden hatte. In Boston. Fast zeitgleich fand in Teheran der erste Marathon statt, und unmittelbar vor dem Rennen entschied die Politik, dass Frauen nicht nur nicht gemeinsam mit Männern laufen dürften – sondern dies überhaupt nur unter Ausschluss der Öffentlichkeit dürften, in einem Stadion. Und nicht 42, sondern nur 10 Kilometer. 2017, nicht 1967.

35.000 öffentlich sicht- und hörbar laufende Frauen in Wien sind den Mullahs im Iran zwar vermutlich wurscht – aber trotzdem ein wichtiges Zeichen.

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Dass ich trotzdem als Mann beim Frauenlauf starten würde, hatte einen ganz einfachen Grund: Ich war darum gebeten worden. Thomas Kügerl von der Behinderten-Sport-Empowerment-Initiative Social Friends hatte gefragt. Er suchte für eine "seiner" Sportlerinnen auf der Zehn-Kilometer-Strecke einen Begleitläufer. Die Athletin sei die Skifahrerin Veronika Aigner. Veronika ist blind – und ich habe als Begleiter von Blinden und Sehbehinderten ein bisserl Erfahrung.

Meine erste Frage war ident mit der, die mir am Donnerstag dann auch Kathrine Switzer stellte: "Does Ilse know about this?" Kügerl bejahte – aber sicherheitshalber fragte ich beim Frauenlauf auch selber nach: Ja, hieß es, das gehe in Ordnung. Auch im Vorjahr sei Aigner mit einem männlichen Begleitläufer unterwegs gewesen. Ich sei willkommen.

Foto: Thomas Rottenberg

Veronika "Vroni" Aigner ist 14 Jahre alt – hält aber dennoch schon sieben Staatsmeistertitel im Skifahren. Die Niederösterreicherin wurde mit grauem Star geboren und gilt, erklärt ihre Mutter, technisch als blind. Obwohl es da enorme Abstufungen gibt: Vroni sieht in etwa eineinhalb Meter weit, erkennt auch entferntere Strukturen und Muster, hat aber mit schwachen Kontrasten oder manchen Bewegungen große Probleme. "Ich mache alles, was meine Schulkollegen machen. Oft funktioniert es, manchmal eben nicht", erklärt sie mir bei unserem ersten Treffen lachend. "Ich habe auch schon versucht, Tennis zu spielen – aber das klappte dann doch nicht."

Skifahren klappt. Und zwar verdammt gut. "Ich habe es mit zwei Jahren das erste Mal versucht, weil meine Geschwister auch fahren." Wie das geht? "Meine Schwester ist mein Guide. Sie fährt vor. Ich höre ihre Fahrt, und sie sagt via Headset an, wie der Kurs ist." Ein bisserl wie Rallyefahren – nur wilder.

Foto: Wolfgang Scherzer

Laufen? Laufen ist für Vroni einfach. Meistens braucht sie gar keinen Begleitläufer: Wenn die Strecke nicht zu uneben, verwinkelt und mit Pollern, Mistkübeln, Randsteinen, Schlaglöchern im Schatten oder Ähnlichem möbliert ist, kommt Veronika Aigner sehr gut allein zurecht. In einem Wettkampf auf engem Raum und zwischen 10.000 anderen Läufern oder Läuferinnen ist das aber ein bisserl was anderes.

Außerdem sind manche läuferische Selbstverständlichkeiten für die schwer sehbehinderte Frau unterwegs schlicht unmöglich. Der Blick auf die Uhr und das rasche Umfokussieren auf Strecke und Mitläufer etwa. Einen Zehn-Kilometer-Lauf sollte man aber halbwegs strukturiert angehen – erst recht, wenn man ihn in rund 50 Minuten abwickeln will: Vroni braucht also weniger einen "echten" Begleitläufer als einen Uhr-Ansager, der auch ein bisserl auf Weg und Hindernisse achtet – und ihr den Rücken freihält.

Foto: Thomas Rottenberg

Noch einmal zum Frauenlauf an sich. Der hat ein paar Besonderheiten, von denen sich andere Veranstalter ein paar Scheiben abschneiden können. Erstens wäre da die Konsequenz bei der Einmahnung von Startblockdisziplin: Wer hier aus dem falschen Block – also zu weit vorne – startete, wurde auch heuer wieder disqualifiziert. Brutal, aber vermutlich das einzige Mittel, das garantiert, dass 20.900 Menschen (die Finisherinnenzahl des Fünf-Kilometer-Laufes 2017) einander nicht vom Start bis ins Ziel gegenseitig blockieren, sondern flüssig laufen können.

Der Start der 5-k-Läuferinnen in zahllosen Blöcken dauert auf der Hauptallee beim Frauenlauf deshalb – gefühlt – ewig: Die Elite lief um neun los – knapp vor zehn waren immer noch nicht alle 5-k-Läuferinnen weg.

Zum Vergleich: Beim VCM starten in etwa gleich viele Menschen bei der Uno-City auf die Reichsbrücke – innerhalb eines Bruchteiles dieser Zeit. Auf der Brücke – auf über sechs Fahrspuren – sieht das gut aus. Auf der Hauptallee aber wird es dann eng. Sehr eng.

Foto: Thomas Rottenberg

"Um beim Frauenlauf zu laufen, braucht man einen Mann, um das Startsackerl nach Hause zu schleppen," lautet ein geflügeltes Frauenlauf-Wort. Das ist natürlich übertrieben. Aber auch wenn die Veranstalter des Vienna City Marathons betonen, dass niemand wegen eines Goodiebags an einem Lauf teilnimmt, ist auffällig, dass eben doch möglich ist, als Veranstalter zu überleben – und Läuferinnen mehr (und zu Sport- und Gesundheitsthemen passenderes) zu überreichen als Leberkäsesemmel-Gutscheine. Etwa auch Event-Shirts: Dass die nachhaltig Werbung machen, beweisen Frauenlauf- und Wings-for-Life-Shirts, die das Lauf-Stadtbild in Wien das Jahr über prägen – der Wiener Stadtmarathon hat derlei, scheint es, nicht nötig.

In dieses Bild passen auch Freundlichkeit, Hilfsbereitschaft, Kompetenz und Begeisterung der Mitarbeiter für Event und Normalo-Läuferinnen. Oder Platz, Raum und Service, die man Normalo-Läufern (und nicht nur den VIP-Gästen von Sponsoren und Medienpartnern) vor, während und vor allem nach dem Event (und im Zielbereich) bietet. Frauenlauf wie Wings-For-Life-Run schaffen locker und freundlich lächelnd, was beim VCM nicht möglich ist. Der Vergleich macht sicher – und legt den Gedanken an ein Top-to-Bottom-Thema nahe.

Foto: Thomas Rottenberg

Dann wäre da noch die Sache mit den Toiletten: Dass es nie genug sein können, ist bekannt. Um die Klo-geh-Planung (und die Frage, wann man sich allerspätestens anstellt) zu vereinfachen, nummerieren die Frauenlauf-Macherinnen die Toiletten: je näher zum Start, desto niedriger die Klo-Nummer.

Angeblich soll vor ein paar Jahren eine Volunteerin mit den Klo-Startnummern losgezogen sein – und den Beweis erbracht haben, dass man bei Großveranstaltungen auch ansonsten intelligenten Menschen besser alles erklären muss und nix als logisch voraussetzen darf: Die gute Frau tat nämlich wie geheißen. Sie klebte die Häusl-Nummern brav auf die Klo-Türen. Allerdings auf der Innenseite.

Und wenn es nicht ganz stimmt, ist es doch eine feine Geschichte …

Foto: Thomas Rottenberg

All das ist Beiwerk – und sobald man rennt egal. Vroni war am Weg zum Start und im Startblock eine coole Socke. Ich nicht. Trotz offizieller "Begleitläufer"-Startnummer und knallgelbem "Guide"-Shirt war ich ganz klar ein "Alien": Ich bin ganz eindeutig keine Frau – und will mich auch weder verkleiden noch verstellen. Auch wenn ich für mich wusste, dass ich mich auf Vroni und meinen Job konzentrieren und reduzieren können würde, hieß das nicht, dass es den Frauen rund um mich wirklich wurscht sein würde, dass da eben doch ein Mann dabei war.

Ich lag falsch. Ganz falsch: Natürlich gab es erstaunte Blicke. Verständlich. Aber nach diesem ersten Blick rückte Vroni in den Fokus – und dann kam das erste Wort – nicht an mich, an Veronika Aigner: "Super – toll, dass du da bist." Ab diesem Moment war es allen egal, wer oder was ich war. Gut so.

Foto: Thomas Rottenberg

Mit der Skifahrerin zu laufen machte Spaß: Vroni ist eine gute, routinierte und vor allem sehr disziplinierte Läuferin. Bei einer Spitzensportlerin ist das, auch wenn ihr Sport nicht Laufen ist, nicht weiter verwunderlich. Außerdem ist Veronika Aigner (nicht nur für eine 14-Jährige) auf der Mittel- und Langstrecke schnell: "50 Minuten, wenn möglich knapp drunter" hatte ihre Ansage gelautet. Mit einer Einschränkung: Aigner laboriert noch an einem Bänderriss – ob der rechte Fuß nach der Laufpause das Tempo auf dieser Distanz vertragen würde, war weder sicher noch vorhersagbar. "Schau ma mal – dann wer ma sehn" lautet also das Motto. Unser Plan: Ich würde zwischen 5‘10" und 5’20" am Kilometer anlaufen – und dann schauen, wie Vroni damit zurecht kam.

Foto: Thomas Rottenberg

Vroni war tapfer. Und wollte sich nichts anmerken lassen. Aber dass der Fuß nicht so wollte wie sie, merkte ich rasch. Und ging deshalb bald vom Gas: Es ging um nix – außer darum, Spaß zu haben und den Lauf zu genießen: Schon beim Start hatte Sabine Loho, die Moderatorin, Vroni begrüßt – und ihr alles Gute gewünscht. "Das hat so noch nie wer gemacht", jubelte meine Begleiterin – und strahlte jedes Mal, wenn sie unterwegs angefeuert oder angesprochen wurde.

Und ich? Wenn einem unterwegs Wildfremde zu verstehen geben, dass sie gut finden, was man hier tut, ist das natürlich fein. Aber auch der eitelste Mensch kriegt bei so einer Nummer rasch mit, dass es hier keine Sekunde um ihn geht – und das ist gut so: Es rückt Relationen und Prioritäten zurecht. Vroni brauchte mich nicht wirklich – aber ich glaube, sie war froh, zu wissen, dass ich da war.

Foto: Thomas Rottenberg

Begleitlaufen ist "not rocket science". Klar: Man sollte Tempo und Rhythmus des oder der Begleiteten mehr als nur halten können, dabei den Überblick bewahren – und ein paar Dinge beachten oder sich auf sie einstellen. Weil "blind" nicht gleich "blind" sein muss und "sehbehindert" wieder ein ganz anderes Kapitel ist, sollte man vorher abklären, was und in etwa wie weit der Begleitete sieht oder erkennt – oder was er (oder natürlich sie) angesagt bekommen will: Sind Lachen am Boden, Kanaldeckel und Pflastersteine ein Thema? Sind Schwellen egal? Nimmt er oder sie enge Kurven oder andere Richtungswechsel intuitiv, akustisch oder anhand der Körper ringsum wahr? Muss man jeden Randstein ansagen – oder ist der Schritt sowieso hoch und sicher genug? Erkennt der oder die Begleitete Bäume, Verkehrszeichen, Hydranten, Mistkübel und Straßenmöblierungen als Hindernisse? Kann er sie von Menschen und bewegten Körpern unterscheiden? Erschrickt er oder sie, wenn plötzlich und "unangemeldet" jemand von der Seite oder von im reduzierten Sehfeld auftaucht – oder sollte man das ansagen? Und so weiter. Nicht wirklich schwierig – aber ein bisserl mitdenken sollte man halt schon.

Foto: Thomas Madreiter

Insbesondere über das, was und wie man es sagt: "Vorsicht, da kommt was" ist eine Nullinfo. "In drei Metern geht es vom Randstein runter auf die Fahrbahn, dann nach fünf Metern wieder rauf – und komm näher zu mir nach links, weil an der Kante auch ein Hydrant steht", brauchbar.

Wenn man ein bisserl eingespielt ist, geht das auch knapper: "Wenn ich weiß, dass die Ansagen passen, kann ich auch neben dir laufen wenn du länger nix sagst" hat mir der blinde Läufer Hans-Ewald Grill beigebracht, als er mir vor Jahren meine erste Lektion als Begleitläufer gab. Oft sind Guide und Läufer noch mit einem Band verbunden – aber das hat mehr psychologische als praktische Funktion: Einen Blinden zieht oder schleift man nicht hinter sich her – das wäre die sicherste Methode, ihn zum Stolpern zu bringen.

Vroni und ich liefen ohne Band. "Ich brauch das nicht. Ich bin noch nie mit Band gelaufen – es reicht, dass du da bist."

Foto: Thomas Rottenberg

In Wirklichkeit brauchte Vroni mich beim Frauenlauf tatsächlich nicht sehr: Klar, ich warnte vor Lachen und Engstellen, sagte enge Kurven an, holte und trug Getränke – hatte aber sonst wenig zu tun. Bei Hobbyläufern hätte ich vielleicht versucht, ein bisserl zu ziehen oder zu bremsen – aber bei einer Leitungssportlerin ist das anders. Die weiß, was momentan drin ist: "Vroni, wir sind langsamer als geplant." – "Passt so – halt einfach die Pace."

Abgesehen davon schaute ich nach vorne – und nach hinten: Beim Frauenlauf war das kein einziges Mal Thema. Anderswo aber kommt es vor, dass irgendwer zwischen Läufer und Guide durchzumüssen glaubt. Keine Ahnung, warum.

Foto: Thomas Madreiter

Als wir beim Riesenrad vorbeikamen, strahlte Aigner: "Das ist mein Lieblingsteil vom Frauenlauf: Der Lauf durch den Wurstelprater." Ich schloss kurz, ganz kurz, die Augen: Geräusche und Feeling sind hier tatsächlich anders. Aber woher Vroni wusste, dass wir gerade am Riesenrad vorbeigekommen waren und wie die Abfolge von Geisterbahn, Calafatti & Co aussieht, habe ich nicht rausbekommen: Blind ist eben nicht blind.

Außerdem waren da jetzt ja auch diverse Gerüche. Zuckerwatte meets Langos meets Schnitzel meets Wasauchimmer.

Aber da war noch was: "Ich hab mir die Strecke vorher angeschaut: Wir haben es bald geschafft: Der Wurstelprater läutet das Finale ein."

Foto: Thomas Rottenberg

Stimmt: Nach dem Wurstelprater geht wieder auf die Hauptallee. Richtung Happel-Stadion – also in Richtung nach Hause. Knapp vor der Stadionallee kommt die 500-Meter-Marke, man biegt links ab, sieht das Ziel zwar noch nicht, hört und spürt es aber.

Dann, 300 Meter vor dem Ziel, musste ich plötzlich doch "arbeiten": Vroni gab Gas. So richtig. Und so plötzlich, dass sie schon 20 Meter vor mir war, bis ich mitbekam, dass meine Läuferin ihren Begleitläufer gerade stehen ließ.

Und während ich als Guide darauf achten muss, dass sie ihren Weg gerade und ungehindert laufen kann, ist es – logisch – nicht ihr Job, meinen Weg mitzudenken. Nur: Ich kann die Frauen, an denen Vroni da vorbeizieht, auch nicht einfach über den Haufen rennen – also muss ich außen rum. Das sah vermutlich seltsam aus – aber 100 Meter vor dem Ziel waren wir wieder gleichauf.

Foto: Thomas Rottenberg

Hinter der Ziellinie feixte die 14-Jährige dann: "Ich bin eben Skirennläuferin: Wenn ich das Ziel sehe, will ich hin – da kenne ich dann nix mehr."

Noch bevor ich antworten konnte, war da ein TV-Team: Die junge Frau, die da gerade so locker ins Ziel gesprintet war, von einem Mann mit hängender Zunge verfolgt, möge erzählen. Wer sie sei. Vom Rennen. Vom Laufen – und vom Skifahren. Vom Leben.

Vroni strahlte – und erzählte. So, als hätte sie ihr ganzes Leben nie was anderes getan, als Interviews zu geben. Ich war stolz – und schaffte etwas, was mir nur selten gelingt: Ich hielt die Klappe. Das hier war Vronis Show – nicht meine.

Foto: Thomas Rottenberg

Nach der Ziellinie gibt es Finishermedaillen. Vroni strahlte, als drei Stewards ein bisserl rangelten, um ihr ihre umzuhängen. Die drei sahen mich an – und waren unsicher. Ich winkte ab: Das hier ist der Frauenlauf – ich bin nur das Begleitpony.

Aber ich kam nicht weit. Drei Schritte weiter hielt mich der nächste Medaillenverteiler auf. "Nimm sie. Keine Widerrede! Du hast sie verdient: Du bist den Frauenlauf gelaufen. Welcher Mann kann das sonst noch von sich behaupten?"

(Thomas Rottenberg, 24.5.2017)

Pentek-Timing von Veronika Aigner

Österreichischer Frauenlauf


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