Hannover/Wien – Es passierte am 4. Jänner 2017 um ziemlich exakt 12:11:58,6 Mitteleuropäischer Zeit: Am Ligo, dem aus zwei von einander entfernten Detektoren bestehenden Laser-Interferometer-Gravitationswellen-Observatorium, gingen Signale ein, die auf Gravitationswellen hindeuteten. Nun liegen die Daten in den "Physical Review Letters" ausgewertet vor und bestätigen den Anfangsverdacht.

Gravitationswellen, die von Albert Einstein vor über hundert Jahren vorhergesagt wurden, strecken und stauchen die Raumzeit ähnlich wie ein ins Wasser geworfener Stein die Wasseroberfläche. Sie entstehen nach Albert Einsteins Relativitätstheorie immer dann, wenn massereiche Objekte sich beschleunigen. Je größer die Masse und je stärker die Beschleunigung, desto stärker fällt die Welle aus.

31 und 19 Sonnenmassen verschmolzen

Im aktuellen Fall waren zwei schwarze Löcher mit 31 und 19 Sonnenmassen zu einem einzigen mit 49 Sonnenmassen verschmolzen. Damit waren sie weniger massereich als bei der historischen ersten Beobachtung, aber massereicher als bei der zweiten. Die dadurch entstandene Gravitationswelle mit der Bezeichnung GW170104 erreichte den in den USA befindlichen Hanford-Detektor drei Millisekunden früher als den 3000 Kilometer entfernten in Livingston – ein durch die Himmelsposition der Quelle bedingter Effekt.

Max-Planck-Institut für Gravitationsphysik (Albert-Einstein-Institut)

Das Signal wurde freilich zuerst am Max-Planck-Institut für Gravitationsphysik in Hannover gesehen, dessen Direktor Karsten Danzmann am Mittwoch der mit 750.000 Euro dotierte Körber-Preis zuerkannt worden war. Für den Astrophysiker würden die Ligo-Beobachtungen zeigen, dass Paare massereicher Schwarzer Löcher häufiger sind als erwartet.

Folgt der Physik-Nobelpreis 2017?

"Wir werden noch viel Neues erfahren, dies ist eine aufregende Zeit", sagt Karsten Danzmann. Dieses "Zeitalter der Gravitationswellen-Astrophysik" begann am 14. September 2015 mit dem ersten direkten Nachweis von Gravitationswellen durch die beiden Ligo-Instrumente. Man darf davon ausgehen, dass der erstmalige Nachweis der Gravitationswellen 2017 oder eben in den nächsten Jahren mit dem Nobelpreis für Physik honoriert werden wird. (tasch, 1.6.2017)