Die italienischen Impfverweigerer beschuldigten die Regierung, im Dienst einflussreicher Pharmalobbys zu stehen.

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Rom – In Italien ist am Donnerstag eine Impfpflicht für Kinder in Kraft getreten. Präsident Sergio Mattarella unterzeichnete das Regierungsdekret, mit dem dieses ab dem kommenden Schuljahr im September eingeführt wird. Die Impfungen sollen für insgesamt zwölf Krankheiten wirksam sein, darunter Masern, Hirnhautentzündung, Tetanus, Kinderlähmung, Mumps, Keuchhusten und Windpocken.

Nicht geimpfte Kinder werden künftig nicht in Krippen, Kindergärten und Vorschulklassen aufgenommen. Die Eltern schulpflichtiger Kinder ab sechs Jahren, die nicht geimpft sind, müssen Bußgelder von bis zu 7.500 Euro zahlen. Ihnen droht sogar der Verlust des Fürsorgerechts, wenn sie ihre Kinder nicht impfen lassen.

Protestkundgebung am Sonntag

Gegen die Impfpflicht ist am kommenden Sonntag in Rom eine Protestkundgebung geplant. Am selben Tag sind Sit-ins in mehreren Städten vorgesehen. Anti-Impf-Verbände riefen zudem zu einer nationalen Protestkundgebung am 8. Juli in der Stadt Pesaro auf. In den meisten europäischen Ländern gibt es so eine Pflicht nicht. Die Impfverweigerer beschuldigten die Regierung, im Dienst einflussreicher Pharmalobbys zu stehen.

Gesundheitsministerin Beatrice Lorenzin hatte sich seit Wochen für die Impfpflicht starkgemacht – zum Teil gegen den Widerstand aus dem Bildungsministerium, aber vor allem gegen den Protest der oppositionellen Fünf-Sterne-Bewegung. Diese sieht in dem Gesetz ein "Geschenk für die Pharmaindustrie".

Wegen des in einer von Impfkritikern gekauften und später als Fälschung entlarvten Studie behaupteten Zusammenhangs von Impfungen mit einer Zunahme von Autismus-Fällen ist die Zahl der Impfgegner in Italien stark gestiegen. Die Wirksamkeit der Vakzine sei nicht bewiesen, Impfschäden würden gezielt verschwiegen, behaupten diese. (APA, 8.6.2017)