Große Teile des Bürogebäudes im 15. Bezirk – Baujahr 1980 – standen vor dem Eigentümerwechsel jahrelang leer. Die Zwischennutzer, vorrangig aus kreativen Branchen, erweckten das Gebäude zum Leben.

Foto: Farbraum Wien

Eigentlich sollte das Zwischennutzungsprojekt "Zugvogel" in der Kauergasse im 15. Bezirk in etwas mehr als einem Jahr Geschichte sein: Bis zum Sommer 2018 darf die Agentur Nest, die sich auf das Management von Leerstand spezialisiert hat, einen Großteil der leerstehenden Büroflächen an Platzsuchende untervermieten. Dafür müssen nur die Betriebskosten bezahlt werden.

"Wir wollten das Haus in ein Studentenheim umwandeln und warteten auf eine Umwidmung", erzählt Eigentümer Michael Pichlmair. "Aber dann haben uns die Betriebskosten erschlagen." So sei die Idee zur Zwischennutzung aufgekommen. Seither ist viel passiert: In einem Stockwerk haben sich in kleinen Büros hauptsächlich kreative Nutzer eingemietet, die Flächen sind um knapp 15 Euro pro Quadratmeter voll vermietet. Einzig an den Einzelschreibtischen, die um 120 Euro zu haben wären, tut sich nichts: "Wir haben die Erfahrung gemacht, dass Co-Working in unseren Projekten nicht funktioniert", sagt Angie Schmied, Co-Gründerin von Nest. Daher soll hier ein Büro eingerichtet werden.

"Urban Mining" und Eigenregie

Die Flächen in den oberen beiden Stockwerken wiederum wurden von der Agentur Nest allesamt an das Kollektiv House of Bandits vergeben, das aus Selbstständigen aus kreativen Bereichen wie New Media, Videoproduktion und Grafikdesign besteht.

Diese beiden Stockwerke waren vollständig entkernt. "Das hier war wie eine vertrocknete Pflanze", erzählt eines der Mitglieder des Kollektivs, Ilkan Sücüllü von der New-Media-Agentur Ouchhh, bei einer Führung durch das Haus. In drei Monaten wurden die zwei Stockwerke mittels "Urban Mining" in Eigenregie in Schuss gebracht: Heizkörper, Türen, Lampen und sogar Kinosessel wurden aus einem früheren Zwischennutzungsprojekt im achten Bezirk, das mittlerweile abgerissen wurde, nach Absprache mit den Eigentümern mitgenommen und neu eingebaut. Entstanden sind Co-Working-Bereiche und Einzelbüros im unteren Stockwerk – davon sind derzeit noch einige zu haben – und ein "Creative Space" im oberen Stockwerk.

Studentenheim geplant

Vor einigen Tagen hat sich Eigentümer Pichlmair das Ergebnis angeschaut: "Ich war völlig von den Socken", erzählt er begeistert. Daraufhin habe er die Idee gehabt, das Haus doch nicht völlig in ein Studentenheim umzubauen, sondern den Zwischennutzern auch in Zukunft Platz zur Verfügung zu stellen – "die Miete wäre dann aber marktüblicher", so Pichlmair. Einen Fahrplan gebe es aber noch nicht. Lukas Böckle, Co-Gründer der Agentur Nest, würde das natürlich freuen, der Platzbedarf sei enorm: "Wir können nur ein Zehntel der Anfragen von Platzsuchenden bedienen." Das Problem sei, dass das Thema Zwischennutzung bei vielen Eigentümern noch nicht angekommen sei.

Was feststeht: Bis zum Sommer 2018 können die Zwischennutzer auf jeden Fall bleiben. Und wenn die mühsam in Schuss gebrachten Flächen des House of Bandits dann verschwinden? "Egal", sagt Mitglied Sücüllü: "Es ist ein tolles Gefühl, dass wir das gemacht haben." (Franziska Zoidl, 29.6.2017)