Die Salzgärten von Ston sind hunderte Jahre alt. Sie liefern aber immer noch das weiße Gold in bester Qualität.

Foto: Thomas Neuhold

Austern direkt aus dem Meer – frischer geht es nicht.

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Der Blick auf Ston auf der Halbinsel Pelješac mit Wehrmauer und Salzgewinnungsbecken im Hintergrund.

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Die Kolonne aus Wohnmobilen und Wohnwagengespannen, die sich über die schmale Landstraße schlängelt, hat nur ein Ziel: Orebić – und dann hinauf auf die Fähre, um auf die touristisch gut erschlossene Insel Korčula überzusetzen. Ein paar andere zweigen schon früher ab und nehmen das Schiff nach Mljet; eine überraschend grüne und bewaldete kroatische Insel, wo einst Calypso Odysseus festgehalten haben soll.

Der Weg zu den Autofähren führt durch karg anmutenden, in der Hitze flirrenden Karst. Tatsächlich wirkt die Halbinsel Pelješac – mit einer Länge von fast 70 Kilometern nach Istrien die zweitgrößte Peninsula Kroatiens – auf den ersten Blick wenig urlaubstauglich. Badebuchten sind rar, die Windräder zeugen vom rauen Klima. Viganj im äußersten Westen von Pelješac gilt windmäßig unter Insidern als Geheimtipp für Surfer und Kiter.

Abgeschiedenheit

Als Ausgleich zum kargen Auftritt der Gegend gibt es viel "echtes" Dalmatien – Hotelburgen wie rund um das kaum eine Autostunde entfernte Dubrovnik fehlen vollständig. Kleine Konobas servieren Landestypisches – oft begleitet von einem Vierterl Dingač. Der schwere Rote von der Südküste der Halbinsel stammt aus einer Rebe, die hier ihren Ursprung hat.

Mit ein Grund für die Abgeschiedenheit ist auch die schlechte Erreichbarkeit. Wer nicht nach Dubrovnik fliegt und von dort mit einem Leihwagen weiterfährt, muss der Küstenstraße entlang durch den kleinen bosnischen Abschnitt bei Neum fahren. Die Grenzkontrollen zwischen den ehemaligen Teilrepubliken Jugoslawiens können sich ziehen.

Austern, Wein und Salz

Die Regierung Kroatiens versucht deshalb schon länger, mit einem gewaltigen Brückenbauwerk im Norden Pelješac mit dem Festland zu verbinden. Damit wäre eine durchgängige Straßenverbindung auf kroatischem Boden nach Dubrovnik geschaffen. Für das nationalistische Prestigeprojekt fehlte bisher aber das Geld. Den Bewohnern ist zu wünschen, dass das so bleibt. Sie hätten sonst den Durchzugsverkehr, der sich heute entlang der Küstenstraße wälzt, um die Ohren.

Pelješac muss man sich erarbeiten. Am besten beginnt man gleich in Ston und in Mali Ston, die zwei Ortschaften direkt am Ansatz zum Festland. Verbunden sind die beiden Orte mit einer kilometerlangen, inzwischen restaurierten und begehbaren Festungsmauer. Diese zeugt von der strategischen Bedeutung, welche die Halbinsel im Mittelalter für die Herrscher der Stadtrepublik Ragusa – das heutige Dubrovnik – hatte.

Frisch aus dem Meer

Es galt nicht zuletzt, die Salzgärten im Stonski Kanal zu schützen. Diese gehören zu den ältesten der Welt und werden bis heute befüllt. Am Eingang gibt es Salzpackerl unterschiedlicher Qualität und Körnung zu kaufen.

Auf der anderen Inselseite im kleinen Hafen von Mali Ston stehen dann die schweren Wagen mit den verdunkelten Fenstern. Regierungsfunktionäre und Mitglieder der kroatischen Oligarchie kommen gerne in die abgeschiedene Gegend: auch der Austern wegen, die in der Bucht vor Mali Ston gezüchtet werden.

Man braucht aber gar nicht ins Restaurant: Wer Zeit hat, soll versuchen, den Austernzüchter am Dorfeingang von Mali Ston (kleiner Verkaufsstand) zu bezirzen. Dieser fährt gegen einen Unkostenbeitrag Gäste mit seinem Boot direkt hinaus zu seinen Muschelbänken: Austern direkt aus dem Meer – frischer geht es nicht.

Am Vipernberg

Ein ganz besonderes Erlebnis auf der scheinbar so abweisenden Halbinsel ist die Bergtour auf den höchsten Berg der Region. Imposante 961 Meter ist der Sveti Ilija hoch. Das macht von der Hafenstadt Orebić aus eben exakt 961 Höhenmeter im Anstieg.

Italienisch heißt der Berg Monte Vipera. Die namensgebende Schlangenplage wurde aber besiegt: Die vor Jahrzehnten hier ausgesetzten Mungos machten den Schlangen rasch den Garaus. Trotzdem bleiben kurze Hosen am Vipernberg tabu und Wanderstöcke sind empfehlenswert.

Die eigentliche Herausforderung am "heiligen Elias" – die sechs bis sieben Stunden dauernde Rundtour startet in Orebić am Hafen und führt auf sehr gut markierten alpinen Steigen durch die wilde Karstlandschaft an der Westseite auf den Gipfel und über die Ostseite wieder hinab – ist die sommerliche Hitze. Da heißt es früh aufbrechen und genügend Wasser mitnehmen.

Die Hütte knapp unter dem Gipfel ist nur fallweise bewirtschaftet. Wenn hier aber Betrieb ist, dann gibt es frischen Tee aus wildem Salbei, der am Sveti Ilija wie Unkraut wuchert. Das Schwitzen hört dann zwar nicht auf, aber der Geschmack ist köstlich. (Thomas Neuhold, 25.6.2017)