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Professoren und Studenten der Technischen Universität Ankara protestierten im Jahr 2009 gegen die Verbannung der Evolutionstheorie aus Artikeln und der Titelseite eines wissenschaftlichen Journals des türkischen Forschungsrates anlässlich Darwins 200. Geburtstag. Auf der Tribüne des Universitätsstadions, auf dem das Wort "Devrim" (Revolution) steht, versammelten sie sich auf dem Anfangsbuchstaben, wodurch nur noch "Evrim" (Evolution) zu lesen war.

Foto: REUTERS/Umit Bektas

Ankara – Die größte türkische Oppositionspartei CHP hat Regierungspläne kritisiert, die Evolutionstheorie von Charles Darwin aus den gesetzlichen Schullehrplänen zu streichen. Der CHP-Abgeordnete für Istanbul, Baris Yarkadas, warf der islamisch-konservativen AKP vor, das Land nach islamischen Gesetzesprinzipien regieren zu wollen.

"Eine erwiesene Theorie aus den Lehrplänen zu entfernen heißt, Wissen und Wissenschaft zu missachten. Die AKP-Regierung ersetzt sie mit einem Programm, das Sharia-Prinzipien enthält", sagte Yarkadas der Nachrichtenagentur dpa am Freitag.

"Zu kompliziert und kontrovers"

Alpaslan Durmus, Oberster Erziehungsrat des Bildungsministeriums, hatte am Dienstag angekündigt, die Evolutionstheorie sei nicht Teil der neuen Lehrplanentwürfe. Durmus begründete die Entscheidung des Ministeriums damit, die Theorie sei "zu kompliziert" und "zu kontrovers" für jüngere Schüler. Der vom türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan genehmigte Lehrplanentwurf muss erst im Amtsanzeiger erscheinen, um in Kraft zu treten. Die CHP kündigte an, den gesetzlichen Lehrplan in diesem Fall vor Gericht anzufechten.

Im Februar hatte der türkische Bildungsminister Ismet Yilmaz mit der Andeutung, der Darwinismus werde eventuell aus den Lehrplänen gestrichen, für einen Sturm der Entrüstung gesorgt. "Es gibt vielleicht Hunderte, Tausende Theorien. Wir können nicht alle behandeln", sagte Yilmaz damals in einem Fernsehinterview. (APA, 23.6.2017)