Das Maßnahmenpaket "Frühe Hilfen" umfasst die Begleitung von Eltern und Kindern ab der Schwangerschaft mit dem Ziel, Kindern gleiche Startchancen zu ermöglichen und die Lebensqualität der Familien zu verbessern. Gesundheitsministerin Pamela Rendi-Wagner (SPÖ) sprach am Montag anlässlich einer Pressekonferenz in Wien von einem "Erfolgsmodell": "Die Frühen Hilfen wirken."

"Frühzeitige, maßgeschneiderte Angebote ohne Holschuld der Mütter oder Familien" sollen die Frühen Hilfen jungen Familien bieten, erläuterte Rendi-Wagner. Verstärkt genutzt werden diese von sozial benachteiligten Familien, Eltern mit Migrationshintergrund und Alleinerzieherinnen. Das habe eine Studie zu Wirkung und Nutzen der Initiative, die von Bund, Ländern und Sozialversicherung getragen wird, über die vergangenen fünf Jahre gezeigt. Außerdem habe man eine sehr genaue Trefferquote. "Wir erreichen die Zielgruppe", zeigte sich die Ministerin zufrieden.

Kleine Intervention, großer Effekt

Die freiwilligen Hilfestellungen des Projekts zielen darauf ab, physische, psychische und soziale Belastungen von Familien und Kindern frühzeitig zu erkennen und rechtzeitig gegenzusteuern. Familienbegleiter dienen in diesem Rahmen als konkrete Ansprechpersonen. "Mit kleinen Interventionen kann man Großes erreichen", war auch Sozialminister Alois Stöger (SPÖ) überzeugt. "Ich möchte eine gerechte Verteilung von Lebenschancen, nicht nur auf dem Papier, sondern auch praktisch." Es mache einen Unterschied, ob die Eltern Chancen und Perspektiven haben, oder nicht.

Außerdem seien diese frühen Interventionen nachhaltig, da der "Aufbau eines stabilen sozialen Umfelds" gefördert werde, in dem ein "erfolgreicher Abschluss der Ausbildung und der Einstieg ins Erwerbsleben erleichtert wird". Der Vererbung sozialer Nachteile soll so entgegengewirkt werden, Geld werde noch dazu gespart.

Als Vorbild diente Vorarlberg, wo man mit dem Angebot schon 2009 begonnen hat und es seit 2011 flächendeckend besteht. "Das Programm hat sich sehr bewährt", sagte Soziallandesrätin Katharina Wiesflecker (Grüne). "Wir haben es aus Deutschland übernommen, wo es ursprünglich ein Kinderschutzprojekt war." Im Ländle konzentriere man sich auf Null- bis Dreijährige, weil hier der Kontakt noch relativ gering sei. "Die Kinder sind im öffentlichen Raum noch nicht sehr sichtbar, daher umso gefährdeter", berichtete Wiesflecker. "Interventionen sind in der frühen Kindheit am effektivsten", bestätigte Rendi-Wagner.

Wird gut angenommen

Die Zahl der begleiteten Familien ist laut den Erhebungen des Ministeriums stark angestiegen: Wurden 2015 noch 516 Familien unterstützt, waren es im Jahr 2016 bereits 1.349 Familien, die zu Familienhelfern vermittelt wurden oder selbst Kontakt aufnahmen. Insgesamt wurden im Jahr 2016 1.313 Familien durch die regionalen Netzwerke begleitet.

Derzeit werden in Österreich 53 Bezirke von 23 Netzwerken versorgt. Die Ausweitung auf weitere elf Bezirke sei in Vorbereitung, vor allem in Wien, Niederösterreich, Kärnten und der Steiermark. Geplant sei die Finanzierung auf Projektbasis innerhalb der Zielsteuerung Gesundheit bis zum Jahr 2021. Für die Zeit danach müsse ein Finanzierungskonzept entwickelt werden, z. B. im Rahmen einer 15a-Vereinbarung. "Seien Sie versichert, die Überlegungen dazu laufen schon jetzt", so Rendi-Wagner. (APA, 26.6.2017)