Foto: APA / AFP / dpa / Uli Deck

Pro
von David Krutzler

Das kleine Becken im Freibad in der Breite durchtauchen? Ist höchstens für Schwachmaten mit Hendlbrusttechnik eine Herausforderung.

Will man unter Wasser Oberwasser haben und die zahlreichen Zuschauer begeistern, müssen es schon die 25 Meter sein. Ein Klacks. Brille rauf, Luft rein, eleganter Hechtsprung, und ab geht die Post.

Vorbei an den beiden älteren Herren, deren obligatorisches "Da ist Randspringen verboten!" im Bademeisterslang selbst noch unter die Wasseroberfläche hallt. Schwimmbadfuge nach Schwimmbadfuge wird überquert, ich sehe schon die anerkennenden Blicke der Badegäste.

Nur ganz kurz für eine Zwischenzeit nach vorne blicken. Wahrscheinlich hat das Becken doch 50 Meter, so weit ist der Rand noch entfernt. Statt der Kacheln ziehen Kindheitserinnerungen nach Twinni und Pommes vorbei. Ist da ein Licht am Ende des Tunnels? Fühlt sich so eine Nahtoderfahrung an?

Zu viele Gedanken und so wenig Luft. Aus, fertig, auftauchen. Wie viele Meter haben gefehlt? Egal. Die Breite durchtauchen wäre doch echt mal was.

Kontra
von Ljubisa Tosic

Nach eindringlicher Prüfung befand der Europäische Gerichtshof, dass Tauchen in Freibädern keinesfalls zu verbieten sei, da es zu den elementaren Menschenrechten gehöre. In seiner Urteilsbegründung brachte der Gerichtshof jedoch seine Sorge gegenüber dem Wunsch mancher Bürger zum Ausdruck, im Sommer unter Wasser die Luft anzuhalten.

Es sei erstens nicht auszuschließen, dass jene unsichtbaren Lebewesen, die in Becken auf Wirte warten, hygienisch unfreundlicher Natur sind. Es gäbe zudem elegantere Wege, existenzielle Grenzerfahrungen zu sammeln.

Die Kunst des Luftanhaltens würde durch den Unterwasseranblick zappelnder Gliedmaßen irritiert. In Verbindung mit dem Sauerstoffmangel im Taucherhirn könnte dies zu Panikreaktionen führen. Der Gerichtshof empfiehlt, Sauerstoffaskese zuerst in Badewannen zu üben. Überlebende mögen sodann erwägen, das Tauchen ohne Gerät aufs Meer zu verlagern, aus dem wir schließlich alle kommen. Nahtodglückserfahrungen seien auch dort möglich. Nur unter – auch hygienisch – freundlicheren Bedingungen. (RONDO, 5.7.2017)