Wem die Bussis so zufliegen, kann gar nicht so grün hinter den Ohren sein: Julian Schmid vor und auf dem viel diskutieren Wahlplakat von 2015.

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Ein Raunen ging durch die Reihen, verhaltene "Endlich!"-Rufe waren zu vernehmen. Nachdem die Grünen seit Jahren von Peter Pilz mit Sachpolitik genervt wurden, stehen seit dieser Woche die Zeichen auf Veränderung und Genderung. Julian Schmid wurde von den Grünen auf den vierten Listenplatz für die kommende Nationalratswahl gewählt. Peter Pilz muss gehen. Angeblich hat er auch mehr als einmal gegen das Sitzpinkelgebot im Klub verstoßen, das musste ja Folgen haben, Altersstarrsinn, verdammter.

Julian Schmid also. Seine Faninnen und Fans jubelten: endlich ein grüner Junge! Oha! Da formulierte die Euphorie ein wenig missverständlich. Denn die Zuschreibung "Grüner Junge" beschreibt unerfahrene junge Männer. Unerfahren? Diesbezüglich gaben Politikexperten Entwarnung. Wem die Bussis so zuflögen wie Schmid – und das ist von Wahlplakaten historisch belegt –, der sei sicher nicht unerfahren. Auf diesbezügliche Anfrage des STANDARD bei Schmid lächelte er so einnehmend, dass man das Thema fallen ließ und stattdessen über den Weltfrieden und coole Fidget-Spinner-Tricks diskutierte.

Doch wer so populär ist, hat natürlich Neider. Er sei ganz schön braun für einen Grünen, hieß es. Aber doch nur, weil er sich gerne sonnt und das auch zeigt, also wirklich. Für seine Befürworter gilt er hingegen als Angebot für die Jugend und Nichtwähler. Wobei Defätisten und andere Ü30er meinen, Schmids Nichtwähler wären deshalb solche, weil sie noch im Kindergarten säßen. Damit soll ihm auf plumpe Art politische Unerfahrenheit unterstellt werden. Doch das stimmt echt nicht.

Schon als Klassensprecher saß Julian im Untersuchungsausschuss zum Saure-Schulmilch-Skandal seines Klagenfurter Gymnasiums. Und nur durch sein unermüdliches Insistieren fiel die Stützräderpflicht für Zehnjährige im Verkehrserziehungsgarten bei Minimundus. Und ohne den von ihm initiierten Fruchtzwerge-Boykott für städtische Kindergärten gäbe es noch weit mehr übergewichtige Kevins auf unseren Spielplätzen. Gut möglich also, dass Schmid die Bedeutung des Grünen Jungen gerade für immer verändert. (Karl Fluch, 2.7.2017)