Der "Islamische Staat" (IS) ist im Irak insofern am Ende, als er sein Territorium – zu dem die zweitgrößte Stadt des Landes, Mossul, gehörte – verloren hat. Man sollte jedoch nicht vergessen, dass die Geschichte des IS bereits mit der US-Invasion im Irak 2003 begonnen hat. Und die Terrororganisation wird es auch noch geben, wenn sie die von ihr kontrollierten Gebiete verloren hat.

Im Irak haben völlig disparate, oft sogar verfeindete Kräfte zusammengearbeitet – zumindest nicht gegeneinander -, um den IS militärisch zu besiegen. Sogar die USA und der Iran haben einander geduldet. In Syrien ist das anders, und hier ergibt sich eine Chance für den IS. In Raqqa versuchen die Schutzmächte, die ihre Stellvertreter im Feld haben, einander auszubremsen: Die USA wollen, dass ihre Lokaltruppen, die kurdisch dominierten "Syrischen Demokratischen Kräfte" (SDF), Raqqa einnehmen. Die Türkei wird das nicht hinnehmen. Und Russland wirft den USA wohl nicht ganz zu Unrecht vor, dass sie, um ihre Klienten in Raqqa siegen zu lassen, wegschauen, wenn IS-Kämpfer von Raqqa in andere Gebiete abwandern.

Der IS wird jedoch auch vor allem deswegen nicht zu existieren aufhören, weil jene Probleme in der Region, die 2014 zu seinem Siegeszug geführt haben, allesamt weiterbestehen. Und die Aussicht auf deren Lösung wird eher geringer. Denn dazu wäre ein zumindest minimaler regionaler Konsens zwischen dem Iran und Saudi-Arabien nötig.(Gudrun Harrer, 30.6.2017)