Die USA dürften sich nicht allein gegen den Rest der Welt stellen, warnt David Rank. Andere hochrangige Ex-Diplomaten äußern sich ähnlich.

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David Rank (links) Ende 2016 in Peking.

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Diplomaten sind nicht unbedingt bekannt dafür, dass sie schnörkellos auf den Punkt bringen, was ihnen durch den Kopf geht. Intern mögen sie Klartext reden, in der Öffentlichkeit, das sagt auch David H. Rank, neigen sie eher zu Wortgirlanden. Rank war als Chargé d'Affaires Donald Trumps ranghöchster Vertreter in Peking, bevor vor wenigen Tagen ein China-Versteher namens Terry Branstad, einst Gouverneur Iowas und seit 32 Jahren bekannt mit Xi Jinping, den Botschafterposten übernahm. Als der US-Präsident aus dem Pariser Klimaabkommen ausstieg, beschloss Rank, aus dem diplomatischen Dienst auszusteigen. Jetzt redet er in der Öffentlichkeit über seine Beweggründe.

Jeder Diplomat mache im Laufe seiner Karriere die Erfahrung, dass seine Regierung Entscheidungen treffe, die er nicht befürworte und in seinem Gastland dennoch erklären müsse, schickt er voraus. Das habe natürlich auch für ihn gegolten. Der Abschied vom Klimapakt aber sei etwas, was er nicht verteidigen könne, dazu wiege der Fehler zu schwer. Als Trump seine Entscheidung verkündete, schreibt der Asienspezialist in der Washington Post, sei er zu dem Schluss gekommen, dass er mit ihrer Umsetzung nichts – "nicht das Allergeringste" – zu tun haben wolle. Er könne sie weder als Patriot noch als Christ oder vor seinen Kindern vertreten, weshalb er das diplomatische Korps nach fast drei Jahrzehnten verlasse. Letzteres tat er so abrupt, dass sich seine Frau Mary und er die eigene Wohnung vorübergehend mit einem Mieter teilen müssen, einem Musiker, dessen Mietvertrag noch lange nicht ausgelaufen war, als sie zurückkehrten.

"Politische Agenten"

Die Onlineplattform Breitbart News, die verlässlichste publizistische Stütze des Weißen Hauses, nennt den Trump-Kritiker einen "politischen Agenten", der eine Zirkusnummer aufführe, um seine fünf Minuten des Ruhms zu genießen.

Auch andere Diplomaten haben bei Breitbart ihr Fett abbekommen, etwa Dana Shell Smith, die bis Mai Botschafterin in Katar war. Als Trump den FBI-Direktor James Comey feuerte, twitterte sie, es falle ihr zunehmend schwer, in Übersee aufzuwachen und die Nachrichten von zu Hause zu hören – "im Wissen darum, dass ich meinen Tag damit verbringen würde, unsere Demokratie und unsere Institutionen zu erklären".

Tradition über Bord geworfen

"Was unsere nationale Interessen angeht, so ist der Schritt einfach dumm", urteilt wiederum Rank über den Abschied vom Pariser Klimapakt. Damit werde eine 70-jährige Außenpolitiktradition, vertreten von Demokraten wie Republikanern, über Bord geworfen, das Bekenntnis Amerikas zu seiner globalen Führungsrolle – "zu etwas, was uns enorm genutzt hat". 1990, der Präsident hieß George Bush, hatte der Mann aus Park Forest, einer Satellitenstadt am Rande Chicagos, im State Department angefangen. Innerhalb von 27 Jahren ist er 14-mal umgezogen.

In Kabul lebte er sechs Monate lang in einem zum Wohnquartier umgebauten Schiffscontainer. Einige seiner Kollegen seien bei Sprengstoffanschlägen ums Leben gekommen, schreibt Rank.

Er selbst habe am Fenster mit ansehen müssen, wie eine wütende Menge nach einem versehentlichen US-Luftangriff auf die chinesische Botschaft in Belgrad versuchte, das Botschaftsgebäude der USA in Peking in Brand zu stecken.

"Maulkorb"

Es sei ein billiges Klischee, Staatsbeamte zu gesichtslosen Bürokraten zu erklären. Noch billiger sei es, Expertenwissen madigzumachen, ausgerechnet zu einer Zeit, da eine komplexe Welt Expertise mehr denn je brauche. Bis vor kurzem, doziert der Ex-Diplomat, hätten sich die USA der Wissenschaft noch bedient, um andere zu verantwortungsvollem Handeln anzuhalten.

Der wissenschaftliche Konsens beim Klimawandel sei grundsolide, "wir aber legen der Wissenschaft einen Maulkorb an, während sich die Welt fragt, ob wir empirische Beweise überhaupt noch zu schätzen wissen". (Frank Herrmann aus Washington, 1.7.2017)