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Kathryn Hahn und Kevin Bacon in der Amazon-Serie "I Love Dick".

Foto: AP/Jessica Brooks

Klar, auch bei 35 Grad Abendtemperatur kann der kunstaffine Mensch bei Vernissagen in Museen und Kunsthallen inner- und außerhalb der Stadttore jede Menge Arttalk rausschwitzen. Oder aber er bleibt am Sofa kleben und lernt im kühlen Durchzugslüfterl Kunstblabla vom Allerfeinsten.

Er habe seit zehn Jahren kein Buch gelesen, outet sich da Künstlerguru Dick: "Ich bin postkonzeptuell." Bis in die kleinste Nebenrolle grandios besetzt ist die schamlos freche achtteilige Amazon-Serie I love Dick nach Chris Kraus' autobiografischem Roman.

Die durchgeknallte feministische Filmemacherin Chris (Kathryn Hahn) bombardiert mit expliziten Briefen den lonesome Art-Hero Dick (Kevin Bacon). Ganz unverhofft verschafft sie mit dieser Sehnsuchtspost ihrer schlaffen Ehe mit dem Schriftsteller Sylvère (Griffin Dunne) vorübergehend neue Höhepunkte.

Subversiv und herzerfrischend komisch persifliert Regisseurin Jill Soloway mit der frivolen Dreiecksstory auch die Kunst, deren Eitelkeiten und Schwurbelsprech. Guggenheim-Stipendiatin Toby schwafelt beim Hardcore-Porno-Schauen von "Reduktion auf Farbe, Form und Komposition". Ihre Nacktperformance im Männercamp eines Ölfelds thematisiert "die Entwertung fremder Körper". Klar. Was sonst?

Schauplatz Marfa ist seit den 1980ern auch in Wirklichkeit ein weltberühmtes Avantgarde-Nest. Damals installierte Starminimalist Donald Judd im texanischen Wüstenkaff für sich und seine Künstlerfreunde die Chinati Foundation – ähnlich dem Kunst-Macho Dick.

Dick heißt auf Vulgärenglisch übrigens auch das beste Stück des Mannes. Ja, Bildungsfernsehen kann richtig lustig sein. (Andrea Schurian, 2.7.2017)

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