Das Projekt "Be my eyes" zur Unterstützung von Blinden durch Sehende via Smartphone war eines der Siegerprojekte beim European Youth Award im Jahr 2016. Im Bild das Sujet der Einreichung.

Foto: Emil Jupin

Salzburg – Die Idee des kleinen dreiköpfigen Teams aus Dänemark mit dem 29-jährigen Christian Erfurt an der Spitze ist so einfach wie bestechend: Die Dänen entwickelten eine kostenlose mobile App, mit der blinde und sehbehinderte Menschen mit Sehenden auf der ganzen Welt ganz einfach über Videoanrufe in Kontakt treten können.

Angerufen wird von Blinden oder Sehbehinderten ein Pool an Freiwilligen. Und: Die Frage, ob die Milch im Kühlschrank abgelaufen ist oder nicht, ist in sekundenschnelle geklärt, wenn der Sehende via Smartphone dem Sehbehinderten seine Augen "leiht". Es bedarf keiner Termine, keiner Anfahrtswege, keines organisatorischen Overheads.

Siegerprojekt

Das Tool heißt "Be my eyes" und war eines der Siegerprojekte beim European Youth Award 2016. Inzwischen ist Be my eyes in 89 Sprachen verfügbar und ein erfolgreiches Start-up-Unternehmen mit Sitz in den USA.

Der vom österreichischen Kommunikationswissenschafter Peter A. Bruck und dem Internationalen Zentrum für Neue Medien mit Sitz in Salzburg ins Leben gerufene Award wird seit 2012 vergeben.

"Das Ziel ist digitale Entwicklungen zu fördern, die gesellschaftlichen Mehrwert bringen", sagen Birgit Kolb und Kathrin Quatember, die die Organisation des Wettbewerbs für Entwickler und Jungunternehmer unter 33 aus 59 Ländern in Europa und rund ums Mittelmeer abwickeln. Die von einer international besetzten Jury gekürten Sieger werden übrigens nicht mit Preisen bedacht. Der Award als Qualitätssiegel genüge für den Markteintritt, sagen die Organisatorinnen.

Sofort marktreif

Manche Siegerprojekte bleiben freilich durchaus bewusst im Non-Profit-Bereich. Eine App, die das grafische Lernen für autistische Kinder unterstützt, sei 2015 prämiert worden. Kommerziell wollte die Entwicklerin aus Schweden das Produkt nicht verwerten, berichten Kolb und Quatember. "Die junge Frau hat das für ihre Nichte gemacht."

Andere wiederum sind sofort marktreif: Freshland beispielsweise ist eine Onlineplattform, die Bauern dabei unterstützt, direkt an Händler zu verkaufen, Zwischenhändler zu umgehen und so skalierbar und schnell frisches Essen zu liefern. Nahrungsmittel kommen so binnen weniger Tage statt mehrerer Monate zum Kunden.

Die Verleihung der Preise für 2017 findet heuer von 29. November bis 2. Dezember in Graz statt. Einreichschluss ist der 31. Juli. (Thomas Neuhold, 4.7.2017)