Die Nachricht klingt einfach und positiv: Die von den USA unterstützten Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF) sind in Raqqa, der syrischen Hochburg des "Islamischen Staates" (IS), bereits in die Altstadt vorgedrungen. Nach Mossul im Irak wird auch Raqqa bald vom IS befreit sein.

Die wirkliche Lage in Raqqa ist jedoch ungleich komplizierter. Die Kämpfe – von denen kaum berichtet wird, und unabhängig schon gar nicht – sind sehr hart: laut unzufriedenen Stimmen innerhalb der SDF auch deshalb, weil die Unterstützung durch die USA hinter den Versprechen zurückbleibt. Das kann stimmen oder auch nicht, ist jedoch ein Hinweis auf Probleme unter den Raqqa-Befreiern.

Die Klagen kommen vor allem von arabischen Kämpfern innerhalb der SDF, die ja von den Kurden dominiert werden. Die Araber befürchten, dass der nur langsame SDF-Vormarsch aus dem Norden den Assad-Truppen, die vom Süden her nach Raqqa kommen, einen Vorteil verschafft.

Und da die SDF als vorwiegend kurdisch wahrgenommen werden und Raqqa eine vorwiegend arabische Stadt ist, könnte es sein, dass die Menschen in Raqqa lieber von Assad als von den SDF befreit werden wollen. Sie wollen den IS loswerden, fürchten jedoch eine neue kurdische Dominanz. Davon könnte Assad profitieren – und die USA haben dem, trotz allen Gepolters von Donald Trump, offenbar nichts entgegenzusetzen. (Gudrun Harrer, 4.7.2017)