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Nebojsa Medojević von der montenegrinischen Oppositionspartei Bewegung für den Wandel verbunkert sich seit vergangener Woche im Parlamentsbüro in Podgorica und will gegebenenfalls auch den ganzen Sommer dort verbringen.

Foto: AP Photo/Risto Bozovic

Der Haftbefehl ist wohl die beste PR-Aktion, die ihm je passiert ist. Medial wirkungsvoll ist aber auch, was Nebojsa Medojević – sein Vorname bedeutet "der Furchtlose" – daraus macht. Der 51-jährige Chef der montenegrinischen Oppositionspartei Bewegung für den Wandel verbunkert sich seit vergangener Woche im Parlamentsbüro in Podgorica und will gegebenenfalls auch den ganzen Sommer dort verbringen – solange der Haftbefehl gegen ihn nicht aufgehoben wird.

Jenseits von großzügigen Interpretationen der Rechtsstaatlichkeit ist es in Montenegro auch nichts Ungewöhnliches, wenn Oppositionspolitiker kriminalisiert werden, vor allem wenn sie verbal so austeilen wie der Mann, der im nordmontenegrinischen Pljevlja zur Welt kam. Medojević war schon immer widerständig. Als im Zuge des Bosnienkriegs auch Muslime in seiner Heimatstadt attackiert wurden, setzte er sich für sie ein.

Er positionierte sich klar gegen Slobodan Milosevic und jene Montenegriner, die den Krieg gegen Kroatien unterstützten. Schon damals war sein Hauptfeind der spätere Langzeitregent Milo Djukanovic. Medojević spielte früher Basketball, er ist seiner Frau Marina in tiefer Liebe zugeneigt, er liest, wann immer er Zeit hat, doch seine eigentliche Passion ist der politische Kampf gegen Djukanovic, der in dem Staat mit nur 620.000 Bürgern die Fäden, die bei ihm zusammenlaufen, auch leicht dirigieren kann.

Medojević wirft ihm nichts Geringeres vor, als mit der organisierten Kriminalität in Beziehung zu stehen und sich zu bereichern. Der Konflikt wird brutal, auch über die Medien, ausgetragen, die in Montenegro als Waffe eingesetzt werden. Manche vermuten, dass der jetzige Haftbefehl eigentlich dazu dienen soll, dass die Behörden Zugang zu Medojevićs Computer und seinen Geheimdienstkontakten bekommen.

Der Mann mit der tiefen Stimme machte Karriere bei den Sozialdemokraten und wurde 1991 Chef der Investitionsagentur – beide verließ er mit lauter Kritik 1999. 2002 gründete er die wirtschaftsorientierte und rechtskonservative Bewegung für den Wandel mit. 2008 trat er als Präsidentschaftskandidat an. Sein größtes Vorbild ist der tschechische Exstaatschef Václav Klaus, mit dem er die Euroskepsis teilt.

Medojević war für den Brexit und unterstützt Donald Trumps Neuausrichtung der USA in Richtung China und Russland. Gute Kontakte unterhält der Vater zweier Kinder auch zur bayerischen CSU. (Adelheid Wölfl, 4.7.2017)