Warschau – Vor dem G20-Gipfel in Hamburg stattet Donald Trump Polen einen zweitägigen Besuch ab. Die rechtskonservative Regierung unter Premierministerin Beata Szydlo setzt große Hoffnungen in die Visite des US-Präsidenten.

Um peinliche Bilder wie bei Trumps Angelobung, zu der deutlich weniger Besucher als zu der seines Vorgängers Barack Obama kamen, zu vermeiden, wurde für den Trump-Auftritt der Warschauer Krasińskich-Platz ausgewählt, auf dem polnischem Medien zufolge maximal 15.000 Personen Platz finden.

Die Parkanlage dürfte am Donnerstagnachmittag gut gefüllt sein: die 300 Parlamentsabgeordneten der Regierungspartei PiS ("Recht und Gerechtigkeit") erhielten den Auftrag, je mindestens 50 Besucher zu organisieren, auch in Kirchen wurde für den Trump-Besuch geworben. Die Kosten für die Bus-Anreise und das vom Verteidigungsministerium organisierte Picknick übernimmt die Regierung.

Werbeclip für den Trump-Besuch
Fundacja Inicjatyw Młodzieżowych

Polens Regierung will Trump den auf einer Nord-Süd-Achse vom Baltikum bis zum Balkan reichenden Raum der sogenannten Drei-Meere-Initiative als Investitionschance präsentieren. In erster Linie geht es Polen und den anderen Ländern der Region dabei um amerikanische Gaslieferungen.

Diese sollen die Abhängigkeit von russischen Energieimporten verringern. Kritiker sehen darin aber auch den Versuch, ein Gegengewicht zu den westlichen Staaten der Europäischen Union zu schaffen, mit denen die polnische und andere osteuropäische Regierungen – ebenso wie Trump – bei einer ganzen Reihe von Themen überkreuz liegen.

Trump wurde zu einem Treffen an der von Polen und Kroatien vor einem Jahr ausgerufenen Drei-Meere-Initiative in Warschau eingeladen. Die Mitglieder der Gruppe wollen von der Ostsee bis zum Schwarzen Meer und zum Mittelmeer Handel, Infrastruktur und Energiebeziehungen ausbauen. Es wird erwartet, dass Trump am Donnerstag in seiner Ansprache die Vorzüge von Erdgaslieferungen aus den USA bewerben wird.

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Trump-Werbung in Warschau
Foto: AP/Czarek Sokolowski

Bis jetzt verliefen die wichtigsten Handelsrouten in der Region eher zwischen Ost und West, was auch die wirtschaftliche Dominanz Deutschlands widerspiegelte. Der Nord-Süd-Korridor soll in den kommenden zwei bis drei Jahren fertig werden. Über ihn soll Gas vom polnischen Ostsee-Terminal Świnoujście (Swinemünde) an der deutschen Grenze zu einem neuen Erdgas-Terminal in Kroatien gebracht werden. Geplant ist auch eine Pipeline durch Polen, Tschechien, die Slowakei und Ungarn nach Kroatien. Polens Regierungspartei Recht und Gerechtigkeit unterstützt darüber hinaus den Bau der "Via Carpatia", einer 7750 Kilometer langen Schnellstraße zwischen der litauischen Küste und Griechenland.

Österreich in der Drei-Meere-Initiative

Für Österreich, das neben den Binnenländern Tschechien, Slowakei und Ungarn auch Mitglied der Initiative ist, wird der Botschafter in Warschau, Thomas Buchsbaum,am Gipfel teinehmen.

Die Initiative wurde von den Präsidenten von Polen und Kroatien ins Leben gerufen. Neben Österreich sind auch Polen, Tschechien, Slowakei, Ungarn, Litauen, Lettland, Estland, Kroatien, Slowenien, Bulgarien und Rumänien vertreten. (red, Reuters, APA, 5.7.2017)